Nach dem Brand in Zeil: Ärger wegen Tierschutz

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Ein Raub der Flammen: Anfang April verbrannten in einem Stall im Zeiler Stadtteil Bischofsheim 600 Schweine und Ferkel. Foto: Christian Licha
Ein Raub der Flammen: Anfang April verbrannten in einem Stall im Zeiler Stadtteil Bischofsheim 600 Schweine und Ferkel.  Foto: Christian Licha

Die Tierschutzorganisation Peta hat nach dem Feuertod von 600 Schweinen im Zeiler Stadtteil Bischofsheim Strafanzeige gegen den Landwirt gestellt, dessen Tiere verendet sind. Dieses Vorgehen stößt im Landkreis Haßberge auf Unverständnis.

Peta begründet die Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bamberg mit folgendem Vorwurf: Der Betreiber der Stallanlage habe durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen offensichtlich billigend in Kauf genommen, dass die Tiere bei einem Feuer qualvoll ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen.

Bei dem Brand im Zeiler Stadtteil Bischofsheim waren in der Nacht auf den 9. April 200 Muttersauen und 400 Ferkel verendet. Die in einem Stall untergebrachten Tiere konnten nach dem Ausbruch des Feuers nicht mehr evakuiert werden. "Zum Glück mussten die Tiere nicht leiden. Ich habe zwei, drei quieken hören und dann war alles still. Sie sind ganz schnell erstickt", erinnert sich Landwirt Klaus Schneider. Als Brandursache vermuten die Brandermittler der Kriminalpolizei aus Schweinfurt einen technischen Defekt. "Der Schaden ist aber so massiv, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, was die Ursache war", erklärt Klaus Schneider. Obwohl der 54-Jährige sprichwörtlich vor den Trümmern seiner Existenz steht, wirkt er gefasst.

Auch die Strafanzeige der Tierschutzorganisation Peta wirft Klaus Schneider nicht aus der Bahn. "Wenn irgendwo ein Tierstall gebrannt hat, bekommt der Landwirt eine Anzeige von Peta. Bisher hat die Staatsanwaltschaft aber noch jede Anzeige niedergelegt (das heißt, die Anzeige wurde nicht weiterverfolgt Anm.d.Red.)", weiß er.
Petas Vorwurf, durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen den Tod der Tiere billigend in Kauf genommen zu haben, trifft ihn trotzdem. "Keine Kuh und kein Schwein haben was von diesen Anzeigen. Denen (Peta, Anm.d.Red.) geht es nur darum, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bekommen und mehr Spendengelder einzustreichen", meint Klaus Schneider.

Kein Verstoß gegen Tierschutz

Vorwürfe braucht sich der Tierhalter aus Behördensicht aber nicht zu machen. Werner Hornung, Veterinärdirektor in Haßfurt, bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass in dem Fall keine tierschutz- oder tierseuchenrechtlichen Verstöße vorliegen. Zu der Strafanzeige von Peta will Werner Hornung sich nicht offiziell äußern. Nur so viel: "Der Landwirt ist schon mehr als genug geschädigt."

Die Limbacher Tierärztin Isabel Plasa-Rost kann den Ansatz von Peta, die Lebensbedingungen und den Schutz von Tieren zu verbessern, teilweise nachvollziehen. "Als Tierärztin bin ich natürlich auch für den Tierschutz. Aber Peta hat den Ansatz nicht zu Ende gedacht", findet die Veterinärin.

Ihre These: Selbst wenn der Brandschutz optimal und im Tierstall - so wie in Wohnhäusern üblich, im Tierschutz aber nicht vorgeschrieben - Brandmelder gewesen wären: "Dann hätte man das Feuer früher entdeckt. Aber was dann? Man kann 600 Schweine nicht einfach rauslassen. Die rennen in ihrer Panik in den Wald und auf Straßen, verletzten sich oder werden angefahren. Das ist meiner Meinung nach mindestens genauso tierschutzwidrig." Eine Lösung für das Dilemma? "Schwierig", findet Isabel Plasa-Rost. Und ergänzt: "Wichtig ist es, die technischen Anlagen regelmäßig zu warten. Aber manche Dinge kann man nicht hundertprozentig ausschließen."

Die Familie Schneider aus Bischofsheim wird noch Monate brauchen, um sich von dem Brand zu erholen. Die Schadenssumme steht noch nicht fest. Schneider verfolgt dennoch ehrgeizige Ziele: "Wenn alles klappt, könnte der neue Stall bis Weihnachten stehen." Der Landwirt hat schon einmal sein Anwesen brennen sehen: Vor 28 Jahren brannte das komplette Gehöft nieder. Damals konnte er von insgesamt 100 Sauen die Hälfte retten. "Das war kein Segen. Die meisten hatten von dem heißen Rauch Lungenödeme und sind elendig krepiert."