Nach Meiningen zu den Dampfloktagen führte der Ausflug der Königsberger Modelleisenbahner.
Die alte Residenzstadt Meiningen ist nicht nur bekannt für ihre Theaterkultur, sondern sie ist auch das Mekka der Dampfeisenbahnfans. Immerhin besteht dort das letzte größere Dampflokomotiveninstandsetzungswerk in Westeuropa, das heuer sogar ein zweifaches Jubiläum feiern kann. Es wurde vor 100 Jahren - kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges - eröffnet, und vor 20 Jahren begann die jährliche Reihe der Dampfloktage, mit der sich das Werk dem breiten Publikum öffnet und viele noch betriebsfähige Feuerrösser, die sich hauptsächlich im Besitz nostalgieversessener Vereine befinden, aus allen Himmelsrichtungen anzieht. Das war Anlaß für die beim Volksbildungswerk Königsberg beheimateten Modelleisenbahner, ihren Gemeinschaftsausflug 2014 dorthin zu richten.
Allerdings benutzte man nicht einen der dampfbespannten Sonderzüge, von denen auch einer über Haßfurt rollte, sondern bildete der Einfachheit halber Fahrgemeinschaften und gab so der Konkurrenz Straße - auch angesichts der doch kurzen Entfernung - den Vorzug. Hundert Meter lange Schlangen vor dem Einlaßportal machten beim Eintreffen am frühen Vormittag schon deutlich, welchen Zuspruch die Veranstaltung findet. Und so war es denn auch meist recht mühsam, sich durch die weiten Werkshallen, in denen zwischen den Reparaturfahrzeugen und den Bearbeitungsmaschinen eine riesige Zahl von Ständen der gleichzeitig stattfindenden Börse für Eisenbahnaccessoires und Modellbahnartikel aufgebaut waren, hindurchzuzwängen. Die größte Attraktion waren allerdings die riesigen, unter Dampf stehenden Maschinen vielerlei Gattungen, deren Fauchen und Zischen, Qualmen und Puffen das Herz jedes Eisenbahnfreaks hochschlagen läßt. Ja es war sogar möglich, selbst Hand an den Regler einer großen Güterzuglokomotive der Baureihe 50 zu legen, um den Ehrenlokführerschein zu erwerben.
Die Kinder erfreute besonders die Mitfahrt auf dem Führerstand einer auf Hochglanz polierten Schmalspurlokomotive, die unermüdlich die ihr zugewiesene Strecke stampfend und pfeifend hin- und herratterte. Beeindruckend waren besonders auch die in den Werkshallen stehenden Fahrzeuge unterschiedlichen Aufbau- bzw. Reparaturzustandes und die Bearbeitungsmaschinen für eine antiquierte Technik, in der tonnenschwere Stahlplatten, -röhren und -stangen so zu formen sind, daß sie den gewaltigen Druck- und Antriebskräften, die im Bauch der schwarzen Ungetüme entstehen, gewachsen sind. Und mitunter stellt sich einem die Frage, ob aus manchem "Rosthaufen" noch was Sinnvolles entstehen kann. In regelmäßigen Führungen gab es dazu eingehende Erläuterungen.
Für die Fans aus Königsberg ein hochinteressanter und ereignisreicher Tag, an dessen Kohlen- und Ölduft sie sich tags darauf beim Beschnuppern ihrer Kleidung noch ergötzen konnten.