Mit Barbarazweigen den Frühling im Winter erwecken

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Der Barbaratag ist immer am 4. Dezember. Foto: Simone Bastian
Der Barbaratag ist immer am 4. Dezember. Foto: Simone Bastian

In 20 Tagen ist Weihnachten. Neben der Krippe, Rentieren aus Holz oder dem Adventskranz gibt es noch eine Möglichkeit, sein Zuhause zu schmücken: mit Barbarazweigen. Sie bringen den Frühling im Winter - und noch dazu Glück.

Es ist ein Täuschungsmanöver. Eines, bei dem im Winter plötzlich Frühlingsgefühle ausbrechen - zumindest, wenn die Knospen sich täuschen lassen und das machen, was sie sollen: frühzeitig austreiben.

Die Rede ist von einem Brauch, der an die heilige Barbara erinnern soll. Dementsprechend ist bei dem Brauchtum die Rede von Barbarazweigen. Wer diese Frau war, an die am 4. Dezember gedacht werden soll, das kann Cedrik ein bisschen genauer erzählen. Er besucht die vierte Klasse und hat erst kürzlich im Religionsunterricht über die heilige Barbara gesprochen.

Die Barbara, erzählt Cedrik aus Ebern, das ist eine Frau gewesen, die Christin werden wollte. Ihr heidnischer, der Legende nach reicher Vater, wollte dies verhindern. Irgendwann führte er seine Tochter zu einem Turm, in dem er sie einschließen wollte. Auf dem Weg, erzählt Cedrik, da sei wohl ein Zweig an ihrem Gewand hängen geblieben. Den habe sie im Turm gewässert und gepflegt. Bis er schließlich - einige Quellen gehen davon aus, dass es an ihrem Todestag war - zu blühen begann.


Baumart eigentlich egal

Dieser Brauch zum 4. Dezember wird auch heute noch von Familien im Landkreis Haßberge angewandt, das weiß Johannes Bayer. Der Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege erklärt, dass das vorgetäuschte Frühlingserwachen eigentlich mit allen Baumarten funktioniert, "die im Herbst schon ausgetrieben haben - vom Kirschzweig bis zum Forsythienzweig". Auch Holunder oder Haselnussstrauch erfüllen ihren Zweck. Allerdings sei es eben eine Glaubensfrage, denn in der Legende ist meistens die Rede von einem Kirschzweig. In jedem Fall ist es "ein Brauchtum, der auch Dekoration ins Haus bringt", sagt Bayer.

"Durch Wärme und Licht wird der Frühling bisschen vorgetäuscht", so der Experte. Das Ziel des Brauchtums ist es, dass pünktlich zu Weihnachten die ersten Blüten sprießen. Einen garantierten Zeitplan gebe es allerdings nicht, wobei die Zweige ja nicht nur einen Tag lang blühen. Neben Garten-Experten hat sich beispielsweise auch Friedrich Rückert, der Anfang des 19. Jahrhunderts immer wieder in Ebern lebte, dem Thema "Barbarazweige" gewidmet. Karl-Heinz Krebs hat die Zeilen rechtzeitig in einem Gedichtband im Heimatmuseum Ebern ausfindig gemacht.