Laurentius und die Zeichen der Zeit

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Prozessionen durch Eberns Innenstadt gibt es auch heute noch, allerdings sind die Zeiten vorbei, als fast alle Vereine der Stadt sich mit Fahnenabordnungen beteiligten. Foto: Johanna Eckert
Prozessionen durch Eberns Innenstadt gibt es auch heute noch, allerdings sind die Zeiten vorbei, als fast alle Vereine der Stadt sich mit Fahnenabordnungen beteiligten.  Foto: Johanna Eckert
Abbilder des heiligen Laurentius sind in Ebern etliche zu finden, vor allem an und in der Pfarrkirche (unsere Bilder. Stets wird er mit dem Rost, auf dem er zu Tode kam, oft auch mit der Märtyrerpalme dargestellt. Fotos: Eckehard Kiesewetter
Abbilder des heiligen Laurentius sind in Ebern etliche zu finden, vor allem an und in der Pfarrkirche (unsere Bilder. Stets wird er mit dem Rost, auf dem er zu Tode kam, oft auch mit der Märtyrerpalme dargestellt.  Fotos: Eckehard Kiesewetter
 
 
Direkter Nachbar des Pfarrzentrums (links in Bild) ist die Stadtpfarrkirche St. Laurentius.
Direkter Nachbar des Pfarrzentrums (links in Bild) ist die Stadtpfarrkirche St. Laurentius.
 
Eine Darstellung von Laurentius in der Stadtpfarrkirche. Foto: eki
Eine Darstellung von Laurentius in der Stadtpfarrkirche.  Foto: eki
 
 
 
Der heilige Laurentius ist in der Pfarrkirche in Ebern an etlichen Stellen zu finden, kein Wunder, denn das Gotteshaus ist dem Heiligen geweiht. Am Wochenende wird in der Stadt Kirchweih gefeiert. Der Festgottesdienst findet am Sonntag um 10 Uhr statt. Foto: Eckehard Kiesewetter
Der heilige Laurentius ist in der Pfarrkirche in Ebern an etlichen Stellen zu finden, kein Wunder, denn das Gotteshaus ist dem Heiligen geweiht. Am Wochenende wird in der Stadt Kirchweih gefeiert. Der Festgottesdienst findet am Sonntag um 10 Uhr statt. Foto: Eckehard Kiesewetter
 
Eine Laurentius-Darstellung in der Kapellenstraße.
Eine Laurentius-Darstellung in der Kapellenstraße.
 
Emil Kraus zeigt die Laurentius-Krawatte, die alle Himmelsträger tragen. Fotos: Gertsnekorn
Emil Kraus zeigt die Laurentius-Krawatte, die alle Himmelsträger tragen.   Fotos: Gertsnekorn
 
Laurentius als Wetterfahne auf dem Kirchturm.
Laurentius als Wetterfahne auf dem Kirchturm.
 
Foto: Johanna Eckert
Foto: Johanna Eckert
 
 

Ebern feiert am 11. August das fest des Heiligen, aber längst nicht mehr so intensiv, wie noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Das waren noch Zeiten! Am 11. August 1955 stand im Fränkischen Tag zu lesen: "Feiertagsstille lag gestern über der Kreisstadt. Die katholische Kirchengemeinde beging das Fest ihres Kirchenpatrons St. Laurentius, der im Jahre 258 in Rom den Märtyrertod starb. Anlässlich des hohen Tages hatten alle Geschäfte geschlossen. Auch sämtliche Ämter hatten ihren Beamten und Angestellten freigegeben beziehungsweise arbeiteten im Jourdienst." Damals, so ein Kommentar einige Jahre später, war die Welt am Patronatstag noch in Ordnung.
Auch in diesem Jahr wird "alles in Ordnung sein" - allerdings nur dank des Kalenders. Denn das Fest des heiligen Laurentius am 10. August fällt auf einen Sonntag. Die Feiertagsruhe wird nicht auf der Strecke bleiben und alle Geschäfte, Banken und Ämter werden, wie damals, geschlossen haben. Wäre es ein Werktag gewesen, dann hätte einzig die Kirche an der Tradition festgehalten und den Schutzpatron St. Laurentius mit einem festlichen Gottesdienst und einer Prozession gefeiert.

"Das war mal ein örtlicher Feiertag", sagt der ehemalige Kirchenpfleger Günter Pfeufer. Und er berichtet davon, wie es weniger wurde. Vor 30 Jahren, im Jahr 1984, trat die Stadt noch als Befürworter der Feiertagsregelung auf und teilte mit: "Die Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft Ebern bleibt am morgigen Freitag, 10. August, aus Anlass des Patronatsfestes St. Laurentius ganztägig geschlossen."

Geschäftstag wie immer

Im Jahr 1988 hingegen war am Tag des Schutzpatrons St. Laurentius die vom Landkreis betriebene Zulassungsstelle im Ämtergebäude geöffnet, für alle anderen Beamten war der Dienstbeginn auf 13 Uhr verschoben worden. Die meisten Einzelhändler in der Stadt machten an diesem Tag bereits seit einigen Jahren schon "business as usual" - ein Geschäftstag wie immer. Die Tradition bröckelte, weil die Supermärkte nicht mitgezogen haben. Sie öffneten, obwohl die Stadt Ebern an die Großmärkte ausdrücklich die Empfehlung gegeben hatte, an St. Laurentius halbtags geschlossen zu halten. Dabei richteten sich die Verbrauchermärkte nach dem damaligen Aldi-Markt in der Coburger Straße. Dass man dort offen hatte, sei nicht die Entscheidung des örtlichen Personals gewesen, sondern wäre "von oben" bestimmt gewesen, hieß es.

Verlegung war nicht erwünscht

Argumente der Eberner Verbrauchermärkte im Jahr 1984 waren auch, dass die evangelischen Christen an diesem Tag sowieso nicht in die Kirche gehen und die damalige Firma Kugelfischer auch arbeite. Zudem wurde bezweifelt, dass die geöffneten Läden am Vormittag die Besinnlichkeit des Feiertages stören würden. Im Jahr 1984 fiel der Tag des St. Laurentius auf einen Freitag.
"Man hätte das Patrozinium immer auf das Wochenende verlegen können, um daraus wirklich einen Feiertag für alle zu machen", meint Günter Pfeufer, "da war man in der Kirche aber dagegen." Der normale Geschäftsbetrieb an diesem Tag führte auch zu weniger Prozessionsteilnehmern: "Früher waren alle Eberner Vereine mit Fahnenabordnungen dabei. Mit Musik zog man vom Streitsgarten zur Pfarrkirche." Heute sind kaum noch Vereine vertreten.

Nichtsdestotrotz feiert die katholische Pfarrgemeinde auch in diesem Jahr ihren Namenspatron. Alle können mitfeiern, denn es ist ein Sonntag. Um 10 Uhr findet ein Hochamt mit Kelchkommunion in der Pfarrkirche St. Laurentius statt.

Der Bischof war da

Im letzten Jahr war Bischof Dr. Friedhelm Hofmann aus Würzburg zu Gast. In den Jahren zuvor haben verschiedene Festprediger aus der Umgebung zur Gemeinde gesprochen. An diesem Sonntag wird Stadtpfarrer Pater Rudolf Theiler selbst zu den Gläubigen sprechen.

Nach dem Gottesdienst zieht die Gemeinde durch die festlich geschmückte Altstadt - eine Tradition, die aufrechterhalten wurde. Von der Pfarrkirche über den Kirchplatz Richtung Grauturm und wieder zurück in die Kirche führt der Zug, der vom Blasorchester Ebern musikalisch gestaltet wird.
Um 17 Uhr lädt Dekanatsmusiker Wolfgang Schneider zu einer festlichen Orgelvesper ein.
Auch das kleine abendliche Fest rund um die Pfarrkirche wird es an diesem Tag wieder geben. Unter Pfarrer Lothar Kirchner - von 1989 bis 1997 Stadtpfarrer in Ebern - wurde diese Möglichkeit der Begegnung erstmalig geboten. Die Kolpingsfamilie lädt seitdem ein und sorgt für Speis und Trank. "St. Laurentius war ein Fest, das immer gut besucht war", weiß der ehemalige Kirchenpfleger Günter Pfeufer. "Der Bürgermeister Jürgen Hennemann hat seine Teilnahme auch zugesagt", freut sich Pater Rudolf Theiler.


HINTERGRUND: Der Heilige mit dem Rost

Eberns Kirchenpatron, der heilige Laurentius gehört zu den beliebtesten Kirchenpatronen in Franken. Im Bereich der Bistümer Bamberg, Eichstätt, Fulda und Würzburg sind ihm etwa 104 Kirchen geweiht. In der Anzahl der Patronate wird Laurentius nur übertroffen vom Erzengel Michael und den Apostelführern Petrus und Paulus.
Auch auf mindestens 50 Bildstöcken in Franken ist der heilige Laurentius zu finden. Laurentius sind im Bistum Würzburg 50 Kirchen geweiht, im Bistum Bamberg 34, in den Bistümern Fulda und Eichstätt je zehn Kirchen und Kapellen.

Gebeine in Rom

Zu den sieben Pilgerkirchen der Stadt Rom gehört die unter Kaiser Konstantin um 330 über dem Grabe des heiligen Märtyrers Laurentius errichtete Basilika S. Lorenzo fuori le mura. Sie ist die größte unter den zahlreichen dem heiligen Laurentius geweihten Kirchen. Die Krypta dieser Kirche birgt den antiken Sarkophag mit den Gebeinen des Heiligen.
Das Martyrium des Heiligen, der auf einem glühenden Rost zu Tode gebracht worden ist, geschah wahrscheinlich am 10. August 258 unter Kaiser Valerian, nach anderen erst unter Diokletian. Er wurde begraben auf dem Campus Veranus an der Via Tiburtina in Rom.

Mit Lorbeer geschmückt

Der heilige Laurentius, dessen Name "der mit Lorbeer Geschmückte" bedeutet, wird immer in der Amtstracht der Diakone dargestellt, mit rechteckigem Rost - seinem Marterwerkzeug -, Evangelienbuch und Kreuz, Almosen austeilend, mit Märtyrerpalme.
Er ist Patron der Armen, der Bibliothekare, weil der die Kirchenbücher in Verwahrung hatte, und alle mit Feuer beschäftigten Berufe wie Feuerwehrleute, Köche, Kuchenbäcker, Plätterinnen und Kohlenbrenner; er schützt vor Brandwunden, Feuer, Fieber, Rückenschmerzen und bewahrt vor den Qualen des Fegefeuers.
Quelle: privates Archiv von Günter Pfeufer je