Unter dem Motto "Aufstehen - Standhaft sein!" versammelten sich am Samstag rund 250 Bürger in Haßfurt. Sie setzten ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und für ein friedliches Miteinander.
Es gibt sie: Menschen, die zum Wachsen von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland nicht schweigen, die aufstehen und ein Zeichen im öffentlichen Raum setzen. So nahmen rund 250 Erwachsene, Kinder und Jugendliche an der Kundgebung "Aufstehen - Standhaft sein!" teil, die am späten Samstagnachmittag in der Kreisstadt stattfand. Veranstalter war der Freundeskreis Asyl Hofheim.
Die Teilnehmer kamen auf dem Marktplatz in Haßfurt zusammen, wo Katharina Schmidt vom Vorstand des Freundeskreises an den schleichenden Beginn des nationalsozialistischen Regimes und an die Pogromnacht vor 81 Jahren erinnerte. Was der Freundeskreis jedoch besonders gefährlich findet, sind die Morde des nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), die Anschläge in Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und vor allem in Halle und Kassel.
"Es reicht. Wir, die wir diese Entwicklung gefährlich finden, müssen uns Gehör schaffen", sagte Schmidt. "Denn Angst und Desinteresse sind die Verbündeten derer, die unsere Freiheit, unsere Demokratie, unsere Form des friedlichen, vertrauensvollen Zusammenlebens zerstören wollen." Dabei sei die Entwicklung bereits gefährlich vorangeschritten.
"Wir nehmen Angriffe auf Flüchtlingsheime, auf ausländisch aussehende Menschen, Muslime, homosexuelle Menschen oder Juden im öffentlichen Raum hin. Wir gewöhnen uns schon daran. Unser moralischer Kompass hat sich schon gedreht", warnte Katharina Schmidt. "Nun geht es darum, wie wir zusammenleben wollen. Überlassen wir den neuen Faschisten die Definition dessen, was unsere Heimat ausmacht, auf welches Deutschland wir stolz sein können und wollen?"
Es dürfe keine Toleranz für diejenigen geben, die Intoleranz predigten. Meinungsfreiheit bedeute nicht, alles sagen zu dürfen. Demokratie lebe aber vom Umgang mit verschiedenen Meinungen, vom Aushandeln von Kompromissen, vom Aushalten des anderen - auf dem Boden demokratischer Werte.
Im Kleinen anfangen
"Lasst uns aufmerksam sein, im Kleinen anfangen, im Gespräch, beim Mittagessen unter Kollegen. Lasst uns den Mund aufmachen und aufstehen gegen Hass und Hetze, Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, menschenverachtenden Extremismus von jeder Seite, Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Ausgrenzung", sagte Schmidt unter dem Applaus der Anwesenden, die den Marktplatz mit ihren Kerzen erhellten.