Kräuterkräfte offenbaren sich im Hexen-Dokuzentrum in Zeil

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Na? Wo könnte das in Zeil sein? Kleiner Tipp: Nähe Kaulberg!
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Kräuterwissen - nett präsentiert
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Christine Schroll mit den Sheabutter-Tabs für das Fußbad. Fein.
Christine Schroll mit den Sheabutter-Tabs für das Fußbad. Fein.
 
Gibt's auch in echt in Zeil
Gibt's auch in echt in Zeil
 

Im Hexen-Dokumentationszentrum in Zeil zeigt eine Ausstellung im Obergeschoss, was man alles mit Kräutern anfangen kann.

Wer hat das schon mal ausprobiert? Schafgarbeblättchen mit Tomate und Zwiebel in einen Nudelsalat. Anregungen für ein gesünderes Leben auf der Basis von altem Heilkräuterwissen will die Ausstellung im Hexen-Dokumentationszentrum in Zeil im Stadtturm geben. Und da gehört dieses Rezept dazu. Schafgarbe, der Begriff kommt auf dem althochdeutschen "garwe", Bedeutung: der Gesundmacher.


Die Ausstellungsmacher

Ganz oben in dem Raum für die Wechselausstellungen haben die Ehrenamtlichen um die Stadtangestellte Gabi Stahl für eine interessante Kombination gesorgt. Zu sehen sind hier Bilder der Bad Kissinger Illustratorin Eva Feichtinger sowie Inspirationen rund um die heimische Kräuterwelt.
Wer sich hier im Spitzboden umsieht, erfährt erst einmal, dass es Un-Kräuter im Grunde gar nicht gibt. Denn Kräuter sind mit einem Nutzen verbunden. Ob getrocknet (als Tee) oder in Öl (Tinktur) oder Alkohol (Likör) eingelegt, oder auch verbrannt als Räucherwerk - Kräuter können vielfach ihre Wirkung entfalten.

Die neue Ausstellung gibt dazu viele Hinweise und Impulse, hier finden sich jede Menge Rezepte und vor allem auch Anschauungsobjekte, die man anfassen und erschnuppern darf. "Wenn man die Gläser hinterher wieder zuschraubt", ergänzt Christine Schroll.

Sie kümmert sich nach dem Weggang der Doku-Zentrumsleiterin Birgit Geißler (2011 bis April 2018) mit einem ganzen Team unter Leitung von Gabi Stahl darum, dass der Betrieb im Doku-Zentrum in geordneten Bahnen weiterläuft. Ja mehr als das. Im Doku-Zentrum geht es auch mit dem pädagogischen Konzept weiter. Christa Dölker und Monika Schraut, beide bewährte Stadtführerinnen, können wunderbar anschaulich und gut erklären, warum und wie es in Zeil vor über 400 Jahren zu dem gekommen ist, was in späteren Jahrhunderten als Hexenwahn im Gedächtnis verhaftet geblieben ist.


Ergänzung zum Unterricht


Jetzt zum Schuljahresende kommen wieder etliche Schulklassen und sehen sich die Ausstellungsräume an - vor allem den Turm mit seinem noch erhaltenen "Angstloch". Dem engen Durchlass durch den in die Tiefe in einen Kellerraum im Stadtturm die armen Seelen hinabgelassen wurden, die unter dem Vorwurf der Hexerei elend eingesperrt und schließlich verbrannt wurden.
Den Hexenwahn kann das Doku-Zentrum nachvollziehbar machen. Auch wenn man hier keine Folterinstrumente finden wird. Das Grauen erschließt sich auch ohne diese Gegenstände. Vor allem mit Hilfe der Vorstellungskraft: In den kleinen eisigen Kellerraum hinuntergelassen zu sein, ohne eine Verbindung zur Außenwelt, ohne Handy, ohne Tablet, voller Angst, womöglich krank oder verletzt - wie schrecklich.

Im Spitzboden erschließt sich erst einmal eine ganz andere Welt: Was Heilkräuter bewirken, wie segensreich sie wirken können. Weil die damals als verschrieenen Menschen anfangs durchaus Menschen waren, die sich mit Heilkräutern auskannten, ist die Ausstellung genau am richtigen Platz.


Niedliche Bilder - ein schönes Geschenk


Ein spielerisches Element bringt die Malerin Eva Feichtinger in das Gebäude. Begeistert von der Zeiler Altstadt hat sie einige Aquarelle gemalt mit Figuren, die ein Lieblingsthema von ihr bereichern. Einer freundlichen Blumenhexe mit ihrem Kater. Wer genau hinschaut, der wird die Zeiler Örtlichkeiten erkennen können, vor denen Feichtingers Fantasiefiguren sich bewegen. Die Bilder sind genauso käuflich zu erwerben, wie kleine Kräuterproben, die für die Ausstellung Jutta Pauly-Schroll, die Aromapflegerin im Hans-Weinberger-Haus, hergestellt hat. Vom zitronigen Lippenbalsam bis zum lavendelduftenden Fußbad.


Die Menschen hinter der Einrichtung


Das Dokumentationszentrum wird von den Ehrenamtlichen Christa Dölker, Christine Schroll, Gabi Stahl und Thomas Wolf betreut. Die Öffnungszeiten sind donnerstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr. Für die Ausstellung hat auch die Zeiler Kräuterführerin Christiane Karl Exponate bereitgestellt. Ihr Vortrag zum Räuchern im Herbst wird die Ausstellung gut ergänzen.

Schon einmal hat das Dokumentationszentrum in Zeil das Thema Hexe etwas anders präsentiert: 2014/2015 gab es die kleine Ausstellung "Mythos Hexe", die damals der Zeiler Heimatforscher Alois Umlauf mit einem Vortrag bereicherte.

Wie Christine Schroll weiter mitteilte, wird das Dokumentationszentrum durchaus nachgefragt. Besucher werden vor allem verzeichnet in den Ferienzeiten und aus der Metropolregion Nürnberg. Am Wochenende können schon bis zu 50 Besucher kommen. "Die Metropol-Zugfahrer kommen nach Zeil am Main - und wollen dann immer später auch gerne einmal an den Main", schmunzelt Christiane Schroll. Da rät sie dann doch eher wegen der allgegenwärtigen Zeckenund Insekten ohne geeignete Schutzvorrichtungen ab.

Freude hat Christine Schroll an den Besuchen von Schulklassen. Meistens haben die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Unterrichts "Die Hexe von Zeil" gelesen. Oder sie sollten es zumindest. Wenn Christine Schroll nach den Vorträgen von Lehrer und Stadtführern dann kurz zu sprechen kommt auf die Figuren in dem Buch und ihre historischen Entsprechungen, gibt es nicht selten überraschte Gesichter und den Kommentar: "Jetzt les mers doch fertig."


Kostenloser Besuch möglich


Christine Schroll teilt noch mit: Am Mittelalterlichen Festwochenende Samstag/Sonntag, 23./24. Juni, ist das Hexen-Dokumentationszentrum bei freiem Eintritt geöffnet.