Spielen bildet - das hat die Wissenschaft bewiesen. Doch nicht jede Schule, Gemeinde oder Firma hat das nötige Spielgerät, um mehrere Dutzend Kinder zu beschäftigen. Hier kommt der Königsberger Michael Keim ins Spiel.
40.000 Parketthölzer, 2000 Domino-Hölzchen, über 200 Murmelsteine: Der Spiel- und Theatertrainer Michael Keim hat nicht nur klasse, sondern auch eine Masse an Spielzeug im Gepäck.
Mit seinem "Mainspielmobil" reist der 51-Jährige durch den Landkreis Haßberge, um Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) das klassische Spielen wieder näher zu bringen. "Beim Spielen passiert unheimlich viel. Man ist kreativ, kommunikativ und tauscht sich aus", erklärt der Spiel- und Theatertrainer. Im Miteinander würden Kinder Lektionen fürs Leben lernen. "Wenn einer etwas besser kann als ich, brauche ich mich nicht schlecht fühlen oder den anderen blöd finden. Ich kann auch einfach hingehen und ihn fragen, ob er mir hilft. Das lernen die Kinder bei unseren ,kooperativen Wettkämpfen'", erklärt er. In diesen Wettstreits gehe es nicht darum zu gewinnen, sondern voneinander zu lernen und gemeinsam das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Zurück zum Brettspiel Das klingt nach einem sehr erwachsenen Ansatz, der aber beim Tun im gemeinsamen Gelächter untergeht. Michael Keim macht immer wieder die Erfahrung, dass es nicht viel braucht, um die Fantasie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen anzuregen. Veranstaltet er ein Ferienproramm oder einen Erlebnistag, stürzen sich die Kinder meistens zuerst auf die mobilen Spielgeräte: Bikes, Pedalos, Stelzen, Anhänger und verschiedene Räder. Sind sie ausgepowert, machen sie sich daran, aus Parketthölzern Städte zu bauen oder bei Knobel- und Rätselspielen Grenzen zu überwinden. "Ich mache selten Vorgaben, ich gebe Impulse. Statt zu sagen: 'Baut eine Stadt.' frage ich, welche Gebäude in einer Stadt stehen könnten."
Auch viele Erwachsene, die "nur schnell ihre Kinder vorbeibringen wollten", bleiben oft und gerne bei den Rätselspielen hängen. Und das ist beileibe keine Zeitverschwendung. Selbstvergessen zu spielen ist das beste Antistressmittel. Zeit also, das Brettspiel wieder rauszuholen.
Ein Gespräch mit dem Spieltrainer Michael Keim Der Königsberger Michael Keim hat sich im Jahr 2007 als Spiel- und Theatertraining selbständig gemacht. Seitdem hat der 51-Jährige eine Mission: Menschen mit Spielen zusammenzubringen.
Herr Keim, wenn Sie einen Erlebnistag für Kinder veranstalten, haben Sie meistens "nur" Holzspielzeug im Gepäck. Sind da manche Kinder enttäuscht? Michael Keim Das habe ich noch nicht erlebt. Der Mensch will sich bewegen und Neues ausprobieren. Darauf zielen meine Spiele und Spielgeräte. Die meisten Fahrzeuge, die ich dabei habe, haben die Kinder noch nie gesehen. Aber die Kinder schauen sie an und wissen, was man damit machen muss. Das ist optimal.
Wie wecken Sie den Spieltrieb?Die Formel lautet: Material zur Verfügung stellen, einen Impuls setzen und es laufen lassen. Das funktioniert. Am Anfang muss man ein bisschen Begeisterung wecken, sich dann aber zurücknehmen. Das heißt, ich mache die Kinder beispielsweise auf ein Knobelspiel neugierig, sage ihnen aber nicht, wie es funktioniert oder was sie tun müssen. Ich nehme mich zurück und ermutige sie. So haben die Kinder ein größeres Erfolgserlebnis.
Spielzeug- und Unterhaltungsindustrie haben dafür gesorgt, dass es in den Kinderzimmern blinkt und glitzert. Nehmen Sie diese Trends in Ihr Programm auf?Nein. Ich verfolge den Trend, keinem Trend zu folgen und gerade alte, traditionelle Spiele und Spielzeuge wieder aufleben zu lassen. Es ist unglaublich, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene darin aufgehen, mit Parketthölzern, Domino- oder Legosteinen etwas zu bauen.
Wie spielen Erwachsene?Zurückhaltender. Erwachsene brauchen mehr Moderation und Motivation. Für sie habe ich unter anderem einen Knobeltisch mit knapp 100 Rätselspielen dabei.