Jetzt kommt das Hochwasser angerollt

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Der Eiskratzer war am Feiertag ein wichtiges Utensil. Foto: eki
Den raschen Übergang vom Winter- zum Tauwetter belegt dieses Bild vom Freitagvormittag in Eyrichshof bei Ebern. Hier setzt sich die Baunach mit aller Macht gegen den Schnee durch ...
 
Die schönen Seiten des Eisregens: Kristall-Baumschmuck Foto: eki
 

Die milde Luft lässt die weiße Pracht selbst in den Höhenlagen verschwinden. Beim Übergang vom Winter zum "Frühling" wurde es im Landkreis vielfach gefährlich glatt. Jetzt steigen die Pegel des Mains und seiner Zuflüsse rasch.

Die Langlaufski werden wieder eingemottet, in den nächsten Tagen hätten Wasserskiläufer bessere Karten im Landkreis Haßberge: Das Tauwetter hat über Nacht einen guten Teil der Schneedecke verschwinden lassen, und der anhaltende Regen verstärkt den Effekt noch: Die Pegel der Bäche und Flüsse steigen.
Am Main begann in der Nacht zum Freitag ziemlich genau um 0 Uhr der Übergang vom normalen zum Hochwasser-Pegel. Normal ist am Pegel in Trunstadt ein Wasserstand von 1,46 Metern. In der Nacht begannen die Werte rasch zu steigen bis auf 2,80 Meter am Freitagabend. Damit war der höchste Wasserstand für die Schifffahrt erreicht, was im Moment weniger dramatisch ist, weil die meisten Mainfrachter wegen der geschlossenen Eisdecke auf dem Main-Donau-Kanal ohnehin eine Zwangspause einlegen müssen.

Prognose ist schwierig

Die Wasser- und Schifffahrts- und die Wasserwirtschaftsämter rechnen mit weiter steigenden Pegeln am Wochenende, wenngleich eine genaue Prognose über den Verlauf des Hochwassers schwierig ist. Für die Entwicklung auf dem Main ist entscheidend, ob sich die Scheitelwellen der größeren Zuflüsse zur gleichen Zeit treffen oder zeitversetzt Richtung Rhein und Nordsee wandern. Im zweiten Fall ist am Main mit einem Hochwasser zu rechnen, das zwar länger dauert, aber nicht zu allzu heftigen Ausuferungen führt. Im ersten Fall würde es eine Flutwelle geben, die schnell durch den Landkreis rollt, aber möglicherweise dramatische Spitzen erreicht. Das war zuletzt am 4. Januar 2003 der Fall, als Tauwetter und Regen die Pegel rasch ansteigen ließen; als die Hochwasserwellen der Regnitz und vom Obermain sich zum gleichen Zeitpunkt bei Trunstadt trafen, rollte eine Hochwasserwalze mit Rekordwerten mainabwärts: Bei 7,14 Metern blieb der Pegel Trunstadt stehen, einer der höchsten Werte, der in den letzten 100 Jahren am Main gemessen wurde. Nicht nur der Sander Ortsteil Wörth wurde damals von der Außenwelt abgeschnitten und war nur noch per Boot erreichbar, auch Augsfeld wurde zu einer Insel. Das letzte größere Hochwasser datiert vom Februar 2005 (Tauwetter plus Regen) und brachte einen Maximalpegel von 5,66 Metern. Wie heftig es diesmal wird, ist offen; die alte Wetterweisheit kann nicht recht beruhigen: großer Schnee, kleines Wasser, kleiner Schnee, großes Wasser. Denn die Bauernregel definiert nicht, was denn nun ein großer und ein kleiner Schnee ist. Zwar war die aktuelle Schneedecke mit stellenweise einem halben Meter recht dick, aber sie bestand aus lockerem Pulverschnee und fiel in der warmen Luft wie ein Souffle in sich zusammen.
Abgesehen von der Kaffeesatzleserei über die Höhe des Hochwassers bestätigt der Blick auf die Wetterstatistik der letzten Jahre, dass ein Frühlingsintermezzo im Januar zu den normalen Wettererscheinungen gehört. Seit 2002/2003 gab es Anfang Januar im Landkreis sechsmal "Fön" mit Werten bis nahe plus zehn Grad. Nur zweimal, 2008/09 und 2005/06, waren die ersten Januar-Wochen eisig. Noch eine Regel lässt sich aus den Wetterdaten der Station in Köslau ableiten: Tauwetter im Januar ist noch kein Frühling. Ein Kaltlufteinbruch Ende Januar/Anfang Februar gehört ebenfalls zur Normalität.
Die Daten zur aktuellen Hochwassersituation findet man im Internet unter der Adresse www.hnd.bayern.de, die Wetterstation in Köslau kann man über diese Internetadresse direkt anklicken: www.lfl.bayern.de/agm/ daten.php?statnr=109