In Obertheres dauert eine Sintflut länger

2 Min
Das jüngste Main-Hochwasser war schon längst Schnee von gestern, da meldete Obertheres noch immer "Land unter". Foto: Günter Flegel
Das jüngste Main-Hochwasser war schon längst Schnee von gestern, da meldete Obertheres noch immer "Land unter". Foto: Günter Flegel

Wer in Obertheres an den Main gelangen will, muss erst mal schwimmen. Die Unterführung unter der Bahnlinie wird bei jedem Hochwasser geflutet, und das Wasser läuft nicht ab.

Ein Wasserspielplatz steht ganz oben auf der Wunschliste der Oberthereser bei der Dorferneuerung. Am Mainradweg erhofft sich der Ort davon Impulse für den Fremdenverkehr. Doch zumindest für die Radler gibt es das Wasserabenteuer längst: Wollen sie vom Radweg in den Ort, müssen sie erst einmal tauchen oder zumindest einen Wassermarsch absolvieren. Land unter.

Das Nadelöhr, das den Massentourismus bislang an Obertheres vorbeischwappen lässt, ist die Unterführung unter der Bahnlinie neben dem alten Bahnhof. Sie läuft wie erst kürzlich schon bei einem ansonsten harmlosen Main-Hochwasser voll. Und das Wasser bleibt in ihr auch noch stehen, wenn der Main wieder längst brav in seinem Bett fließt.

Schwierigkeiten

"Das Problem ist der geringe Höhenunterschied zwischen der Bahnlinie und dem Wasserspiegel des Mains an dieser Stelle", sagt der Thereser
Bürgermeister Matthias Schneider (CSU). Als die Bahn die Unterführung in den 70er Jahren gebaut hat, um den gefährlichen beschrankten Bahnübergang zu ersetzen, ergab sich aus dem Wasserspiegel, dem Schienenstrang und der Höhe für die Durchfahrt eine unlösbare Rechnung: 2,30 Meter sollte die Durchfahrt haben, damit die Gäste den Campingplatz am Main anfahren können. Deshalb musste der Weg unter der Bahnlinie hinweg stark abgesenkt werden.

Um das bekannte Hochwasserproblem zu lösen, baute die Bahn eine Pumpe in einem Schacht ein. Die verfügt über einen Schwimmer, der die Pumpe bei einem bestimmten Wasserstand in der Durchfahrt (und fallendem Pegel am Main) automatisch aktiviert. Aktivieren sollte, denn die Erfahrung der letzten Jahre hat laut Schneider gezeigt, dass die Pumpentechnik störanfällig ist. Zudem: Ob sie funktioniert, zeigt sich schlüssig erst bei Hochwasser. Dann aber ist der Pumpenschacht geflutet...

Das bestätigt ein Sprecher der Bahn, die die Pumpe zwar regelmäßig wartet und repariert, die Unterführung aber eher im unteren Bereich der Prioritätenliste angesiedelt hat. Schließlich führt ja keine Hauptverkehrsstraße zu den Wegen am Main, und die Landwirte, die ihre Felder und Wiesen südlich der Bahnlinie erreichen müssen, können eine zweite Unterführung 500 Meter weiter östlich in Richtung Haßfurt nutzen.

Gefälle

Die ist nicht nur höher und breiter, sondern dank des natürlichen Gefälles zum Main auch nach jedem Hochwasser schnell wieder trocken. Für den angestrebten Mehrwert beim Radtourismus allerdings ist dieser Weg weniger interessant. "Er liegt zu weit außerhalb des Ortskerns und würde wohl kaum angenommen, zumal man einen steilen Berg überwinden oder die viel befahrene B 26 nutzen muss, um nach Obertheres zu kommen", sagt Schneider.

Deshalb hat die Gemeinde die Wasserbaustelle zum Thema der anlaufenden Dorferneuerung gemacht. Unter den 42 Maßnahmen, die Obertheres schöner machen sollen, ist das Main-Erlebnis eines der Projekte mit hoher Priorität. "Dabei denken wir auch an den Freizeitwert für die eigenen Bürger, nicht nur an den Tourismus", sagt der Bürgermeister. Zu den Ideen gehören die Vergrößerung des winzigen Badestrandes und die Schaffung einer Sitzgelegenheit mit Informationstafel und Hinweisschildern auf die Sehenswürdigkeiten in Obertheres, die der Reisende jenseits der Bahnlinie im Vorbeifahren nicht wahrnimmt.

Die Sintflut im Tunnel ist dabei nicht das allergrößte Problem, zudem wohl ein lösbares: Hochwasser sind selten, und sie treten meist im Winter auf, also nicht zur Hoch-Zeit des Tourismus'. Zudem ist die Unterführung in die Jahre gekommen, eine Sanierung steht wohl mittelfristig an. In diesem Zusammenhang oder auch schon im Vorgriff kann die Gemeinde Theres sicher eine Vereinbarung mit der Bahn treffen, was die Erneuerung der Pumpe angeht.

Sicher lässt die Bahn bei der "Baulast" für die Pumpe mit sich reden. Wasser ist ja nicht eben das Fachgebiet der Bahn, umgekehrt hat die Gemeinde zwangsläufig schon reichlich Erfahrung mit der Unterführung unter Wasser gesammelt. "In den letzten Jahren haben wir uns bei den wiederholten Störungen der Pumpe immer wieder einmal damit beholfen, dass wir die Feuerwehr mit ihrer Tauchpumpe zu einer Übung an den Main geschickt haben", erzählt Schneider. Wasser marsch in diesem Fall mal andersherum.