Hofheimer Besen kehren gut

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In dieser Maschine werden Besen im Karussellfertigungsverfahren hergestellt: Das Holz wird eingelegt, angebohrt und die Borsten mit Druckluft hineingeschossen. Die Borsten aus dem Naturrohstoff Piassava legt Randolf Urbanski Packen für Packen von Hand ein. Fotos: Katja Müller
In dieser Maschine werden Besen im Karussellfertigungsverfahren hergestellt: Das Holz wird eingelegt, angebohrt und die Borsten mit Druckluft hineingeschossen. Die Borsten aus dem Naturrohstoff Piassava legt Randolf Urbanski Packen für Packen von Hand ein.  Fotos: Katja Müller
Nachdem die "Besenkörper" fertig sind, werden ihre Borsten akkurat geschnitten.
Nachdem die "Besenkörper" fertig sind, werden ihre Borsten akkurat geschnitten.
 
Ein kurzes Zischen - schon sind die Borsten an ihrem Platz. Etwa 600 Gramm ist der Besatz dieses Besens schwer.
Ein kurzes Zischen - schon sind die Borsten an ihrem Platz. Etwa 600 Gramm ist der Besatz dieses Besens schwer.
 
Eine weitere Besonderheit in der Bürstenfabrik ist diese Mischmaschine. Randolf Urbanski gehört zu den wenigen, der die Zusammensetzung der Borsten selbst mischt. Wie das geschieht, ist ein Betriebsgeheimnis.
Eine weitere Besonderheit in der Bürstenfabrik ist diese Mischmaschine. Randolf Urbanski gehört zu den wenigen, der die Zusammensetzung der Borsten selbst mischt. Wie das geschieht, ist ein Betriebsgeheimnis.
 
Randolf Urbanski
Randolf Urbanski
 

Versteckt hinter den dicken Mauern des ehemaligen Hofheimer Gefängnisses liegt die Bürstenfabrik Leonhardt. Hier fertigen Randolf und Andrea Urbanski hochwertige Bürsten und Besen. Die kehren so gut, dass Einzelhändler sie schon aus dem Sortiment nehmen mussten. Mit dem Argument: "Die halten so lange, da verkaufen wir zu wenig."

Hier entsteht massives Putzgerät: "Das ist ein 50 Zentimeter breiter Holzkörper aus Buchenholz. Das geht beim Kehren auf die Arme", scherzt Randolf Urbanski. Der 60-Jährige ist einer der letzten Besenmacher Unterfrankens und gerade dabei, eine Maschine für die Fertigung wuchtiger Straßenkehrbesen einzustellen.

Das grüne Ungetüm, in das er den Holzkörper des Besens einspannt, ist eine mindestens 50 Jahre alte "Schlesinger". Die Maschine dreht sich wie ein Karussel im Uhrzeigersinn und arbeitet dazu noch parallel: Auf der einen Seite werden die Borsten mit Druckluft in das Holz geschossen und mit einem Draht fixiert. Auf der anderen Seite bohrt die Maschine die Löcher, die anschließend mit Borsten befüllt werden. "Das hier ist ein reines Naturprodukt, da muss man ständig dabeistehen", erklärt Randolf Urbanski.



Hier geht Qualität vor Quantität
In stetem Takt füllt er den "Kanal" mit Piassava-Borsten (Fasern der brasilianischen Piassava-Palmen) auf, kontrolliert, ob der 1,5 Millimeter starke Draht sauber einschießt (und damit die Borsten hält), und nimmt die fertigen Besen aus deutschem Buchenholz aus der Maschine. Nur ein paar Sekunden dauert so ein Arbeitsdurchlauf.
In einem nächsten Schritt werden die Besenborsten auf einer anderen Maschine akkurat gerade geschnitten. Anschließend schnürt Urbanski die fertigen Besenkörper (ohne Stil) zu Zehnerpacks zusammen. Fertig ist das Gerät. Und wer kauft es?

"Unsere Kunden kommen vor allem aus dem Straßenbau und der Lebensmittelbranche, also Metzgereien, Schlachtereien und Brauereien", erzählt Urbanski. Die massiven Straßenbesen, die gerade durch die Maschine laufen, werden in die Schweiz geliefert.

Seit 2005 arbeitet der gelernte Industriefachwirt im Familienbetrieb seiner Frau Andrea Urbanski mit. Die Bürstenfabrik Leonhardt wurde 1908 in Mock-rehna bei Leipzig gegründet. Seit 1958 ist das Unternehmen in Hofheim ansässig. "Früher, vor etwa 15 Jahren, hatten wir noch zwölf Angestellte", erzählt Andrea Urbanski. Doch mittlerweile seien die altersbedingt ausgeschieden.

Geschäfte laufen besser
Wegen der schlechten Wirtschaftslage und der Billigkonkurrenz wurde niemand mehr eingestellt. Mittlerweile laufen die Geschäfte besser. "Die Leute setzen wieder mehr auf Qualität", freut sich Randolf Urbanski. Das bringt ihn und seine Frau bei Großaufträgen ganz schön ins Schwitzen, denn mittlerweile sind der 60-Jährige und die 58-Jährige nur noch zu zweit im Unternehmen.

In dem ehemaligen Hofheimer Gefängnis, das den Urbanskis gehört, wird auch ab Fabrik verkauft. In einem kleinen Verkaufsraum stapeln sich Wabenkehrer (für Imker), Wolfbürsten (für die Reinigung von Fleischwölfen), Handfeger, Stubenbesen und Flaschenbürsten.

Auf Wunsch knüpfen die Urbanskis auch spezielle Bürsten und Besen von Hand - entweder aus Naturmaterialien (wie Ross- oder Ziegenhaar, Wildschwein- oder Schweineborsten) oder aus Pflanzenfasern wie Piassava, Bahia, Fibre oder Basine.