Die Haßfurter Bluesnacht ist auf dem Weg, sich einen Namen in der Region zu machen. Am Freitagabend zog "The Night of the Blues-Duos" mehr als 150 Besucher in das alte Rathaus. Ausverkauft. Ein freundliches Publikum, ein dankbares Publikum. Das sich willig einfangen ließ von vier Musiker-Paaren, die jedes für sich ein Erlebnis waren.
Das halbstündige Intro gestalteten "Niko & Blackson", Niko Wörtmann und Peter Schönmüller. Der Haßfurter und der Zeiler sind für die heimische Szene eine echte Bereicherung. Von ihnen möchte man sehr gerne mehr hören - und das Publikum feierte die beiden Musiker, die jeder für sich schon als Mitglieder früherer beliebter Bands ("Mandy", "Westwind") bekannt sind, sich aber erst vor einiger Zeit über ihre Liebe zum Accoustic-Fingerpicking-Blues fanden.
Mutwillig, frech kommt ihr "Hey, hey Baby" von Klassiker Big Bill Broonzy daher, bei ihrer Version eines Eric-Clapton-Stückes raunt einer im Hintergrund "Des hab' ich auf Platte!" und klatscht danach mit den anderen begeistert Beifall. Mit unverkennbarem Einschlag singt Amerika-Liebhaber Peter Schönmüller die Zuhörer in die heiße flimmernde Luft auf dem Weg nach Mexiko.
Toller Einstand für "Niko & Blackson", die damit den Boden bereitet haben für zwei Bluesmänner aus Frankfurt, Bernd Simon und Klaus "Mojo" Kilian, die "Down Home Percolators". Der eine ein ausgezeichneter Elektrogitarrist, der andere Meister der Bluesharp.
Klassiker der 20er und 30er Jahre
Auch sie widmen sich den Klassikern des Blues in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, kraftvoll und treibend. Das Publikum hört auch ein Stück der so genannten "Reals", eine der Vorformen des Blues: ganz nah dran an amerikanischer schwarzer Armut, und ein Mädel hat der Mann auch nicht - "Goin' down this road and feelin' bad". Mit der Dampflok ins Mississippi-Delta, Bluesharp und Gitarre atmen die stickige Luft.
Begeistert geht das Publikum mit, das Musikerpaar beweist unglaubliche Sicherheit und Kraft, Bernd Simon ist mehr als wunderbarer Rhythmusgeber für seinen Partner, den Harp-Spezialisten Klaus Kilian, der dieses Instrument sich biegen, vibrieren und swingen lässt.
Noch ein ruhiges Stück von Duke Ellington, dann gehört die Bühne "Netzer & Scheytt". Thomas Scheytt aus Freiburg sitzt am E-Piano, Ignatz Netzer treibt Gitarre und Mundharmonika an.
Ignatz Netzer ist der Mann im Hintergrund an diesem Abend. Der Schwabe hat seine Kontakte genutzt, und die hochrangigen Duos aus Deutschland nach Franken gelockt.
Begeisternder Boogie Woogie
Jetzt hält der Boogie Woogie Einzug. Ein Boogie Woogie, an dem man sich schier nicht satthören kann. Ausgezeichnet der E-Pianist Scheytt, dessen Finger die Tasten so bearbeiten, dass es einem schwummrig wird. "Netzer & Scheytt" reisen weiter durch diese große Welt des Blues, und gerade Ignatz Netzer offenbart mit seiner humorvollen Moderation Einblicke. Ihre Musik: temporeich, atemberaubend und doch wieder sinnlich, weich, mitreißend.
In der Eigenkomposition "The devil is a woman" lässt Netzer seine Gitarre die Schimpfkanonaden der Freundin losbrechen, dass es eine Freude ist.
Am Ende kocht der Saal - genau die richtige Temperatur für das Front-Duo der international bekannten "Blues Company": Todor Todorovic, genannt "Toscho", und Mike Titre. Frisch zurück von einer Tournee durch Russland und Sibirien, spielen die beiden Profis Blues, der von der Sparsamkeit lebt. Jede Note glasklar, Skizzen, Bilder von allerhöchster Reinheit.
Zu später Stunde hatten sie ihre Zuhörer so in der Hand, dass sie sich dem sanften Bass von Mike Titre und den seidigen Improviationen von Toscho Todorovic richtiggehend hingaben. Mit der WDR-Bigband spielten sie, wie Todorovic plauderte, einst in großer Besetzung mit 16 Bläsern den Klassiker "Out of my mind", hier in Haßfurt kam die Fassung nackt daher, großstädtisch, elegant, ein Genuss. Ein Seufzer ging endlich durch die Reihen zur Mitternacht bei "Albatross" von Fleetwood Mac. Ein Stück, wie geschaffen für Toschos Instrument, die Heritage Eagle, ein Instrument aus der Ur-Schmiede des amerikanischen Gitarrenfertigers Gibson. Ihr Klang durchfloss den Raum wie flüssiges Gold.
Mit einem ganz eigenen Stück, ihrem Anti-Kriegs-Blues, verabschiedeten sich die Musiker offiziell, "Red Blood", eine Komposition des Jugoslawen Todor Todorovic anlässlich des Bürgerkriegs in seinem Heimatland.