Auf den Weihnachtsmärkten im Landkreis boten auch Bastler und Künstler aus der Region ihre selbst produzierten Handarbeiten feil. Wilhelm Wölker, das Ehepaar Meisinger und Claudia Reuß zum Beispiel zeigten ihre Kunst.
Jedes Jahr packt Wilhelm Wölker aus Breitbrunn die Kisten mit den Lichterketten und Stoffbahnen aus. Er versieht seine geschnitzten Bäumchen, Lichterbögen und Weihnachtsbaumanhänger handschriftlich mit Preisschildern. Die Vorhänge werden gewaschen, gebügelt und fein säuberlich aufgehängt.
Den Wagen des Haßbergvereins Veitenstein Breitbrunn dekoriert er liebevoll weihnachtlich. "Jedes Jahr kommt etwas Neues dazu, neue Stoffe oder mehr Lichterketten", sagt Wölker und lacht. Sein Stand soll schließlich schön aussehen, denn es ist das einzige Mal im Jahr, an dem Wölker seine Schnitzereien auf einem Markt präsentiert und zum Kauf anbietet.
Jedes Jahr in Gleisenau
"Da der Weihnachtsmarkt im Schlosspark Gleisenau privat ist, kann ich dort ohne zusätzliche Kosten meine Sachen verkaufen", erklärt Wölker. Und aus irgendeinem Grund würde er dort seine Sachen immer gut verkaufen können. "Ich war schon auf anderen Weihnachtsmärkten, aber da lief das Geschäft nicht so gut", sagt der 67-Jährige schulterzuckend.
Seit acht Jahren verkauft Wölker seine Sachen. "Eigentlich habe ich aber nur für mich geschnitzt", sagt er. Damals, in der Schule, habe er das Kerbschnitzen gelernt. "Und irgendwann hatte ich wieder Lust und habe bei ein paar Schnitzkursen meine Fähigkeiten aufgefrischt." Einfach so, nur zum Spaß. Dann kam eines zum anderen. "Und dieses Jahr habe ich sogar einen meiner Lichterbögen über das Internet nach Berlin verkauft, mit der Hilfe meines Sohnes", sagt er zufrieden.
Auch das Ehepaar Meisinger aus Eltmann fing einfach so, nur zum Spaß an, Herzen aus Swarovski-Kristallen anzufertigen. "Meine Frau war auf Reha, und dort zeigte ihr eine andere Patientin, wie man solche Herzen herstellt", erzählt Josef Meisinger.
Vom Geschenk zum Gewerbe
Zu Weihnachten schenkte das Ehepaar seinen vier Töchtern dann selbst gemachte Kristallherzen. "Und den Mädels gefielen die Herzen so gut, dass sie uns vorschlugen, die Anhänger zu verkaufen - so kam es auch zum Namen Kristallherzen Meisinger", erklärt der 54-Jährige, der eigentlich gelernter Brauer ist.
Seine Frau lernte den Beruf der Groß- und Einzelhandelskauffrau, der dem Ehepaar nun bei ihrem Kleingewerbe zugutekommt. "Die ganze Buchhaltung und die PC-Arbeit macht meine Frau." Diese Arbeit ist nötig, denn inzwischen macht das Ehepaar nicht mehr nur Kristallherzen.
Kinderzimmer ist mittlerweile der Verkaufsraum
Heute verkaufen die Meisingers auf Märkten, aber auch bei sich zu Hause ihren Schmuck - haben große Mengen an Kristallen auf Lager. "Außerdem haben wir eines der Kinderzimmer zum Verkaufsraum umgestaltet und präsentieren unseren Schmuck auch auf Facebook", sagt Meisinger. Sie bieten mittlerweile viele verschiedene Schmuckstücke an. "Wir leben von den Ideen unserer Kunden", sagt Meisinger.
Auf den Märkten kämen die Leute und würden fragen, ob die Meisingers nicht mal diese Farben oder eine bestimmte Form machen könnten. Dieser Austausch mit den Kunden und die Anregungen, die man auf den Märkten bekomme, ist auch der Grund, warum dem Ehepaar das Verkaufen auf den Märkten so viel Freude bereitet.
Leidenschaft wiederentdeckt
Ganz neu in dem Geschäft ist Claudia Reuß. Die dreifache Mutter aus Hofheim ist dieses Jahr zum ersten Mal auf den Märkten in der Region unterwegs gewesen. "Meine Tochter kam vor etwa einem Jahr zu mir und bat mich, ihren Freund zu malen", erinnert sich Reuß. Und da entdeckte sie sie wieder: die Leidenschaft für das Malen.
"Ich habe schon immer gerne gemalt", erklärt Reuß, die eigentlich in einem Büro arbeitet. Doch Kinder, Haus und Arbeit kamen dazwischen. Nun aber geht sie ihrem Talent, der Porträtmalerei, wieder nach. Ein Bekannter schlug ihr vor, ihre Bilder doch auszustellen. "Erst hielt ich das für eine Schnapsidee, aber dann sah ich, dass bei uns im Ort ein Kunsthandwerkermarkt stattfinden sollte", erzählt Reuß. Also meldete sie sich an. "Ich wollte mal wissen, ob nicht nur meiner Familie meine Bilder gefallen, sondern auch anderen Leuten", sagt Reuß selbstkritisch.
Der Testlauf war ein voller Erfolg. "Mittlerweile durfte ich meine Bilder auch schon in einem Bamberger Geschäft ausstellen", sagt Reuß. Sie meldete ein Gewerbe an. "Ich will das jetzt mal ausbauen. Mal gucken, was daraus wird."