Eineinhalb Jahre nach dem Spatenstich schwindet die Zuversicht, dass die Pläne vom Neubau des Hallenbades eingehalten werden können. Nach einem Verputzungs-Patzer stehen sowohl Zeit-, als auch Kostenrahmen auf der Kippe.
"Am Ende gehen alle baden" - so lautete die FT-Überschrift im Juli 2015. Seit vergangenem Freitag bleibt zu hoffen, dass sich die Tatsache des Badengehens im wörtlichen Sinne möglichst bald bewahrheiten wird. Eins steht jedoch fest: Heuer wird das nix mehr.
Denn, das Hallenneubau-Projekt ist überschattet von einer schlechten Nachricht aus dem Kreishochbauamt des Landkreises. Bei den Verputz ungsarbeiten wurde geschlampt. Der Innenputz bleibt nicht dort, wo er hingehört - an der Wand. Er bröckelt.
Dieser Sachverhalt wurde in der Bauausschusssitzung am vergangenen Freitag in Haßfurt bekannt gegeben. Ein kurzer Bericht im Fränkischen Tag folgte. Auf weitere Fragen, um dem Patzer auf den Grund zu gehen, konnte das zuständige Büro bislang nicht eingehen.
Viele Unklarheiten
"Es bestand allgemeines Einverständnis, dass eine ordnungsgemäße Abwicklung der Bauarbeiten erfolgen soll", teilte Eva Mangold vom Kreishochbauamt am Montag stellvertretend mit. Der Firmenname, der hinter den falsch verputzten Wänden steht, wird nicht preisgegeben. Klar sei nur, dass der Arbeitsauftrag durch die Architekten gemäß den Erfordernissen ausgeschrieben wurde, heißt es weiter.
Erst im Zuge der weiterführenden Arbeiten sei das Ausmaß des Mangels erkennbar geworden. Welche Folgen der Verputz ungs-Pfusch auf weitere Bauschritte hat, ist noch nicht klar. Bislang wurden die Kosten für den Neubau an der Coburger Straße auf sieben Millionen Euro angesetzt. Eine Eröffnung des Bades war noch zum Ende dieses Jahres vorgesehen.
Jetzt laufen zur Zeit die Überprüfungen und die Verhandlungen mit der Firma, teilte das Kreishochbauamt weiter mit. Alle weiteren Fragen - wie konnte ein Handwerker überhaupt so einen Fehler machen? Wie teuer werden die Ausbesserungen und wer trägt überhaupt die Kosten? Wird die gleiche Firma mit den Ausbesserungen beauftragt oder muss ein neuer Handwerksbetrieb beauftragt werden? - müssen vorerst unbeantwortet bleiben.
War am Freitag in der Sitzung noch die Rede von einer Verzögerung um acht Wochen, wollte das zuständige Amt auch darüber keine klare Aussage treffen. In der Bauausschusssitzung seien die Mitglieder so verblieben, dass in der nächsten Gremiensitzung am Dienstag, 27. Oktober, über die neuen Erkenntnisse berichtet werden soll. Innenaufnahmen der Baustelle sind derzeit nicht gestattet: "Das würde die Verhandlungsphase nur unnötig belasten", heißt es auf die Anfrage.
Vereine können Punkte sammeln
Bei der Jahreshauptversammlung des Kulturrings Ebern informierte Bürgermeister Hennemann (SPD) nicht nur über die Probleme am Neubau, sondern erläuterte den Anwesenden der Eberner Schwimmvereine auch die verschiedenen Abstufungen bei den Nutzungsgebühren. Er sprach von einer Art Punktesystem, durch das die Schwimmvereine für geleistete Aufsichtsstunden im Frei- oder Hallenbad Punkte bekommen, die dann für die Nutzungsgebühren eingelöst werden können. So sollen die Kosten für die Vereine reduziert werden - wenn sie dann endlich baden gehen können.
Die Nachricht ist traurig. Dass es wegen Pfusch jetzt zu Verzögerungen kommt, belastet die das Hallenbad nutzenden Vereine noch mehr. Schließlich warten sie schon lange auf die Neueröffnung, müssen für ihr Training und Veranstaltungen auf weiter entfernte Bäder ausweichen. Und auch die Schüler gehen noch länger baden.
Aber das Wortspiel der Verfasserin des Artikels ist klasse! "Verputzungs-Patzer" - da wurde wohl im sprichwörtlichen Sinne gepatzt statt verputzt.
Und dass "der Firmenname, der hinter den falsch verputzten Wänden steht, nicht preisgegeben wird", ist auch ein Augenzwinkern wert. Der Name wird schon noch bekannt (auch wenn man ihn in der Zeitung sicher nicht nennen muss). Lange wird er sich nicht hinter besagten Wänden verbergen lassen, wenn die Wände schon jetzt bröckeln. Andererseits ist natürlich von öffentlichem Interesse, wer das denn - finanziert durch öffentliche Gelder - verpatzt, äh... verputzt, hat.
Dass Landkreis und Stadt auf den dadurch entstehenden (Zusatz-)Kosten nicht sitzen bleiben, wird hoffentlich selbstverständlich sein. Da muss die ausführende Firma in die Pflicht genommen und zur Kasse gebeten werden.
Und bitte: Lasst die neuen Verputzer-Arbeiten jemanden ausführen, der es kann. Man schickt einen Rettungsschwimmer, der nicht schwimmen kann, ja auch kein zweites Mal ins Wasser, um Ertrinkende zu retten.