Der Steinsfelder hat den Opfern des Ersten Weltkrieges aus seinem Heimatort nachgespürt. Er plädiert auch dafür, wieder eine Gedenktafel aufzustellen.
Angesichts des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 101 Jahren und des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren hat sich Gerhard Thein aus Steinsfeld Gedanken über die "sinnlos geopferten Menschen" der beiden Kriege in Steinsfeld gemacht und eine Abhandlung verfasst. Er möchte, dass im Friedhof eine Gedenktafel errichtet wird, um die Namen der Gefallenen und Kriegsteilnehmer zu erhalten.
Wie er berichtete, wurde 1929 oder 1930 ein Kriegerdenkmal an der Straße von Steinsfeld nach Donnersdorf erstellt. Auf der Rückseite des Sockels waren die Namen der Gefallenen und der aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrten Soldaten von Steinsfeld eingemeißelt. Leider wurde das Denkmal 1976 durch Blitzeinschlag zerstört und von der ehemaligen Gemeinde Steinsfeld nicht mehr in der ursprünglichen Form mit den Namen aufgestellt.
"Ich habe die Kriegsheimkehrer zum größten Teil gekannt", so Gerhard Thein. "Doch wer waren die Gefallenen?"
Diese Frage hat er sich schon vor vielen Jahren immer wieder gestellt. Nachfragen bei Mitbürgern hatten nur wenige Erkenntnisse erbracht. Also machte er sich auf die Suche und konnte im kostenpflichtigen Internetportal ancestry.de Einsicht in die Wehrstammrollen und Verlustlisten des 1. Weltkrieges des Staatsarchivs München nehmen.
Nach mühseligem Suchen erfuhr er die wesentlichsten Daten über den Kriegseinsatz, wobei ihm auch die Internetseite des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge sehr geholfen hat. Die restlichen Daten hat er aus verschiedenen anderen Archiven zusammengetragen. Durch Zufall fand er auch ein paar Todesanzeigen und erhielt von zwei Mitbürgern Sterbebilder.
In seiner jetzt erschienenen Abhandlung führt Gerhard Thein auf, dass im Ersten Weltkrieg 50 Männer aus Steinsfeld in den Krieg zogen. Damals hatte der Ort rund 220 Einwohner, davon rund 20 noch nicht schulpflichtige Kinder und 35 Schüler. Elf der Soldaten fielen im Krieg und ein Soldat starb während des Krieges in einem Lazarett in Würzburg. Fünf der Gefallenen wurden auf Kriegsgräberstätten des Volksbundes beerdigt und sechs von ihnen haben ihr Grab an unbekannten Orten in Frankreich und Rumänien gefunden.
Alles, was Gerhard Thein über diese Männer in Erfahrung gebracht hat, hat er in seinem Aufsatz notiert. Außerdem berichtet er, dass der 27-jährige Kriegsgefangene Gustav Guillott, am 19. November 1918 im Armenhaus in Steinsfeld an Grippe starb und hier beerdigt wurde.
Viele wollten den Krieg Daneben stieg Theins Interesse an den Verhältnissen an der Front und in der Heimat während des Ersten Weltkrieges. Dabei hat sich für ihn ein Bild ergeben, dass er so nicht für möglich gehalten hatte. "Fakt ist, dass die damalige Obrigkeit, der Staat, der Kaiser, das Militär und die Kirchen, auf diesen Krieg hingesteuert und ihn bewusst in Kauf genommen haben, um ihre Ziele zu verwirklichen", schrieb er. Die katholischen Bischöfe seien in ihrem Hirtenbrief vom 31. Dezember 1914 der Auffassung gewesen, dass Gott auf der Seite der Deutschen stehe und Gott, der Heiland, ein Deutscher sei. Zwar habe Papst Benedikt XV. im Juli 1915 den Krieg als "grauenhafte Schlächterei" verdammt; doch die deutschen Bischöfe hätten nicht auf ihn gehört. Die evangelischen Christen seien ebenfalls national gesinnt gewesen, sei doch Kaiser Wilhelm II. das Oberhaupt der Protestanten in Preußen gewesen.
Wie Gerhard Thein erzählte, werde in dem Buch "Heimatfront und Schützengraben" vom Heimatkundlichen Arbeitskreis Schonungen der 1. Weltkrieg aus der Sicht der Gemeinde Schonungen geschildert und auch die Schlacht an der Somme 1916 in ihrer Brutalität geschildert. "Leichen blieben im Niemandsland liegen oder wurden von der nächsten Angriffswelle als Schutzwall oder um Gräben zu verstärken benutzt", so Thein. Anfang September 1916 seien bei diesen Kämpfen auch die Steinsfelder Johann Säger und Edmund Ort gefallen. Die Not der Bevölkerung sei unvorstellbar und selbst auf dem Land seien Hunger und Not angesagt gewesen.
"Mir geht es in erster Linie darum, dass die Menschen, die den Ersten Weltkrieg erlebt haben und meines Erachtens sinnlos unter unmenschlichen Bedingungen verheizt wurden, nicht vergessen werden", betonte Thein. "Außerdem sollte es eine Mahnung an die jetzige Nachkriegsgeneration sein. Alle sollten sich darüber im Klaren sein, welches Glück sie haben, dass sie keinen Krieg miterleben mussten. Vielleicht würden dann viele das Thema Flüchtlinge anders sehen."
Durch die geplante Neugestaltung des Friedhofes in Steinsfeld würde sich eine Möglichkeit ergeben, die Namen wieder auf einer Gedenktafel für die Nachkommen zu erhalten, sagte Gerhard Thein. Er wird je eine Schrift den Büchereien in Steinsfeld und Wonfurt sowie der Gemeinde Wonfurt übergeben.