Das "KOMM" in Untermerzbach feiert zehnjähriges Bestehen. Ute Morgenroth und Karin Eder erzählen, wie es zur elftbeliebteste Bücherei Bayerns wurde.
Zehn Jahre wird das "KOMM", die kleine Gemeindebibliothek in Untermerzbach, am 21. November 2018 alt. Es ist eine Erfolgsgeschichte für Untermerzbach. Eigentlich war im Jahr 1991 angedacht, in diesem Haus, in dem zuletzt oben eine ältere Frau wohnte und unten die Feuerwehr untergebracht war, einen Jugendraum einzurichten. Jetzt kommen dorthin Jugendliche, Kinder und Erwachsene, um sich mit Lesestoff zu versorgen.
Bücherei statt Jugendraum
Das "KOMM", gelegen in der Bachgasse in Untermerzbach, vermittelt von außen einen freundlichen Eindruck. Errichtet wurde das Gebäude mit den drei runden Torbögen im Jahr 1909. Bis 1967 diente es als Dorfschule, danach bis 1971 als Rathaus. Am Eingang stehen Ute Morgenroth und Karin Eder, die sich die Arbeit in der Gemeindebibliothek teilen. Eder, die für die Statistik sowie die Kinder- und Jugendabteilug zuständig ist, erinnert sich: "Walter Eichhorn, damals Bürgermeister, wollte im Jahr 1991 einen Jugendraum in diesem Gebäude unterbringen, aber da das mitten im Ort gewesen wäre, wurde der Gedanke wieder verworfen." Stattdessen reifte der Gedanke, eine Bücherei zu errichten. Eder, die schon seit 2003 in der Schule ehrenamtlich die Bücherausleihe machte, wurde von Eichhorn gefragt, ob sie sich vorstellen könne, in der Bücherei zu arbeiten. "Ja" war die Antwort.
"Da sich die Baumaßnahmen verzögerten, konnte Eichhorn die Eröffnung nicht mehr durchführen, weil er im Jahr 2008 in den Ruhestand ging. "Ich weiß, der hätte sie gerne noch als Bürgermeister eröffnet", sagt Eder, lacht und fährt fort: "Unser jetziger Bürgermeister Helmut Dietz kam quasi zum ,KOMM' wie die Jungfrau zum Kind." Eine Woche vor der Eröffnung im November 2008 kam dann Ute Morgenroth mit ins Spiel. "Karin fragte mich, ob ich auch im ,KOMM' mitarbeiten möchte und ich habe ja gesagt", so Morgenroth. Sie hatte vorher die kirchliche Bücherei in der Itzgrundgemeinde Gleußen betreut. Mit Büchern hatten beide schon viel Erfahrung: Eder ist geprüfte Übersetzerin für Französisch, Morgenroth Fremdsprachensekretärin für Englisch und Französisch.
Gäste sind beeindruckt
Während der Unterhaltung mit den "KOMM-Damen" betreten Bernd Weiskopf und Gabi Rüb aus Steinfeld bei Lohr am Main die Bücherei. "Wir sind in Untermerzbach spazieren gegangen, weil uns der Ortskern gut gefällt und hier vorbei gekommen. Wir waren neugierig, was sich hinter den drei Rundbögen verbirgt", sagt Bernd Weiskopf. Morgenroth und Eder nehmen sich den beiden Gästen an, geben Auskunft über die kleine Gemeindebücherei und laden ein, sich umzusehen. Das Paar sieht sich im Untergeschoss um, steigt die Treppe empor in den ersten Stock. Dort sind, seit die Waagensammlung von Peter Ulrich in die Bürgerwerkstatt verlegt wurde, ebenfalls Bücher untergebracht. "Dass wir nun mehr Platz haben ist schön, aber die Waagensammlung und vor allem unseren Peter Ulrich, der hier auch mithalf, vermissen wir schon sehr", sagen Morgenroth und Eder. Das Paar aus dem Spessart zeigt sich angetan von dem breiten Angebot der Gemeindebücherei. "So etwas hätten wir in so einer kleinen Gemeinde nicht erwartet, sagt Rüb.
Nachdem das Paar gegangen ist, berichten Eder und Morgenroth, dass sie sich stetig fortbilden, Basisschulungen besuchen und im regen Austausch mit anderen Büchereien stünden. Anfangs waren sie ein Leitungsteam. Im Jahr übernahm dann Morgenroth die Leitung, Eder ist in Teilzeit beschäftigt.
Aktuell stehen 7592 Medien im Haus zur Verfügung. Anfang des Jahres 2015 wurde damit begonnen, auch elektronische Medien aufzunehmen. "Das wird immer mehr gefragt und wir mussten uns dem Zeitgeist anpassen", sagt die Leiterin. Sie und Eder freuen sich, dass die Gemeinde Untermerzbach sehr aufgeschlossen und auch stolz auf ihr "KOMM" ist. "Was die Gemeinde hier leistet, ist schon toll", sagt Eder. Sie geht alle vierzehn Tage zur Ausleihe in die örtliche Grundschule, bei der sich Kinder Bücher ausleihen, aber auch Lehrkräfte mit Sachbüchern versorgt werden. Insgesamt laufe die öffentliche Ausleihe recht gut, wenngleich man manchmal bei Zeitüberschreitungen hinterher telefonieren müsse. "Leider ist es schon vorgekommen, dass wir Bücher abschreiben mussten, weil wir an die Ausleiher nicht mehr rankamen", erzählt Morgenroth. "Im Jahr 2017 hatten wir 6217 Besucher im ,KOMM'", sagt Statistikerin Eder.
Stolz weisen die Bücherei-Damen darauf hin, dass sie bei der Bayerischen Staatsbibliothek im Listenvergleich der bayerischen Büchereien mit Platz elf auf der ersten Seite gelistet sind. 7,38 Artikel werden im Schnitt pro Einwohner verliehen. Im Jahr 2018 gab es 664 Leser und 5535 Entleihungen. Der Einzugsbereich zeigt, dass nicht nur "Itzgründer" ins "KOMM" kommen. Auch Menschen aus Bad Staffelstein, Bamberg, Breitbrunn, Burgpreppach Ebern, Hamburg Maroldsweisach, Rentweinsdorf oder Zeil besuchten die Bücherei.
Junge Leser gewinnen
Die beiden Frauen strahlen, als sie erzählen, dass für die Gemeindebücherei vom Bezirk Unterfranken einen Sonderpreis für vorbildliche Arbeit erhalten haben. Sie lassen sich auch immer wieder etwas einfallen, um junge Leser ins "KOMM" zu locken. So gibt es das Programm "BibFit", bei dem die Kinder des Kindergartens Sonnenschein in Memmelsdorf einen "Bibliothekenführerschein" erwerben können. Es gibt Vorlesewettbewerbe für Kinder, die von einer unabhängigen Jury beurteilt und mit Preisen bedacht werden.
Im Jubiläumsjahr kommt ein Geschichtenwettbewerb hinzu. Dieser richtet sich an Menschen allen Alters, die gerne eine persönliche Geschichte niederschreiben möchten. Bei der Jubiläumsfeier werden die Sieger prämiert. Einsendeschluss ist der 16.Oktober.
Auch Lesungen finden im KOMM statt. "Heuer hatten wir die neunte Lesung mit Helmut Vorndran seit dem Jahr 2010", erzählt Eder. Sie und ihre Kollegin betonen die gute Symbiose mit der Volkshochschule Haßberge. "Da passt alles, das macht Spaß", sagt Morgenroth.
Am Ball bleiben
Nicht unerwähnt lassen wollen die beiden auch die guten Kontakte zur Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekenwesen in Würzburg. Dort besuchen sie häufig Fortbildungen. "Wir werden weiterhin am Ball bleiben, um unseren Besuchern, Leserinnen und Lesern alles zu bieten, was aktuell auf dem Büchermarkt zu haben ist", sagen sie zum Abschluss.