Für Einfuffzich gibt's Kleider

2 Min
Im Second-Hand-Laden des BRK-Kreisverbandes in der Industriestraße in Haßfurt findet am Donnerstag eine Sonderaktion statt: Jedes Kleidungsstück wird dort für 150 Cent verkauft. Der Jugendliche Tobias ist einer der Verkäufer. Fotos: Christiane Reuther
Im Second-Hand-Laden des BRK-Kreisverbandes in der Industriestraße in Haßfurt findet am Donnerstag eine Sonderaktion statt: Jedes Kleidungsstück wird dort für 150 Cent verkauft. Der Jugendliche Tobias ist einer der Verkäufer. Fotos: Christiane Reuther
Unter Anleitung von "Schneiderengel" Susanne Pfeuffer rattert Kwan fleißig auf der Nähmachine. Die Produktionsschule Haßberge bietet jungen Menschen Perspektiven.
Unter Anleitung von "Schneiderengel" Susanne Pfeuffer rattert Kwan fleißig auf der Nähmachine. Die Produktionsschule Haßberge bietet jungen Menschen Perspektiven.
 

Das Rote Kreuz bietet am Josefstag Second-Hand-Stücke für günstiges Geld allen Interessierten an. In der Produktionsschule findet manch ein junger Mensch Boden unter den Füßen und eine gute Ausbildung.

Nur 150 Cent kosten am Aktionstag, Donnerstag, 19. März, in den Kleiderläden des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) eine Bluse, eine Hose oder ein Rock - alles aus zweiter Hand. Mit dem Tag der Läden engagiert sich das BRK auch im Landkreis Haßberge für Benachteiligte und gegen soziale Kälte und sagt gleichzeitig Helfern und Kindern Danke. An der 150-Cent-Sonderaktion beteiligt sich der Kleiderladen des BRK-Kreisverbandes Haßberge in Haßfurt in der Industriestraße 20 mit der Produktionsschule Haßberge (PSH).

Mehr Nachhaltigkeit

Unabhängig davon setzt der Verband mit seiner Aktion "Mode von Mensch zu Mensch" ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit und schlägt eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. "Jeder kann sich somit auf die eine oder andere Weise mit einem sehr kleinen Beitrag ausstatten.
Zugleich verlängert sich damit der Lebenskreislauf von Kleidung, das ist ein sinnvoller Beitrag für einen achtsamen und Ressourcen sparenden Umgang mit der Umwelt", begründet Karina Hauck vom Haßfurter Projektladen den Aktionstag.

Jugend soll in einen Beruf gebracht werden

Die Produktionsschule setzt ihren Schwerpunkt als berufsbezogene Jugendhilfsmaßnahme, der einzigen im ganzen Landkreis, wie Karina Hauck erklärt. Sie verweist auf die Qualifizierung von sozial benachteiligten jungen Menschen, die mit dem Projekt fit für die Berufswelt gemacht werden. In der Produktionsschule lernen momentan 15 Jugendliche von 15 bis 25 Jahren in den drei Bereichen Änderungsschneiderei, Second-hand-Laden und einer Internetagentur mit Online-Handel. Das Angebot der Produktionsschule richtet sich an Jugendliche, die eine eigene Berufsperspektive und einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchen. Die Plätze werden über das Jobcenter und Kreisjugendamt im Landkreis Haßberge vergeben und vom Europäischen Sozialfonds kofinanziert.

"Das Arbeiten hier im Laden ist besser als alles andere, das ich vorher ausprobiert habe", erklärt Tobias. Der 16-Jährige verkauft Kleidung und Accessoires für jede Altersgruppe. Arbeitszeit und Tätigkeitsbereiche orientieren sich am gewerblichen Arbeitsalltag. Dieser beginnt für den Jugendlichen um 8.15 Uhr mit einer Besprechung für den Tagesablauf. Danach werden die gespendeten Kleider, die im Container hinterlegt wurden, gesichtet, aussortiert und im Laden ausgezeichnet.

Tobias ist momentan für die Etikettierung und Beratung zuständig. Der "Umgang mit Kunden" gefällt dem Jugendlichen aus Eltmann. Nach einer abgebrochenen Ausbildung könnte er sich eine Ausbildung im Einzelhandel vorstellen, Hauptschulabschluss und "Quali" hat er bereits in der Tasche. Um 17 Uhr endet der Arbeitstag für Tobias, der das Angebot in der Produktionsschule sehr gerne nutzt, um nach einer einjährigen Berufsvorbereitung manches vielleicht doch etwas klarer zu sehen.

Begleiterinnen sind ihre "Engel"

Unterstützung erfahren die Jugendlichen nicht nur durch sozialpädagogische Fachkräfte, sondern auch durch einige "Ladenengel", die mit ihrer fachlichen Kompetenz die jeweiligen Grundlagen schaffen. "Es gibt keine Probleme mit den Jugendlichen", lobt "Engel" Pauline die gute Zusammenarbeit. Es herrscht ein gutes Verhältnis, zumal verschiedene Altersstufen und Kulturschichten aufeinander treffen. "Wir sind kulturell geöffnet", darauf legt Projektleiterin Hauck großen Wert.

Im hinteren Bereich des Verkaufsladens rattert Kwan fleißig auf der Nähmaschine. In der Änderungsschneiderei erlernt die 19-Jährige unter der Anleitung von "Schneiderengel" Susanne Pfeuffer die Grundfertigkeiten in Theorie und Praxis.

Für ein effektives Arbeiten werden Kleingruppen mit momentan drei Teilnehmern gebildet. Die junge Frau aus Thailand erlernt nicht nur das Nähen von der Pike auf, sondern hat während der Zeit in der Produktionsschule ihren Hauptschulabschluss abgelegt und ist gerade über ihren "Quali".

Am Nachmittag steht in der Nähstube die kreative Arbeit im Vordergrund, bei der die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt: Alte Stoffe werden recycelt und neue Sachen entstehen, wie etwa ein "Schmerz-weg-Kissen".
"Es ist kein Sozialladen, es kann jedermann einkaufen", betont Karina Hauck, die auf Preise für jedermanns Geldbeutel verweist. "Mit der Aktion am Donnerstag wollen wir einfach Danke sagen und in Erinnerung bleiben".

Die Öffnungszeiten am Donnerstag, 19. März

Der Laden ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und am Freitag von 9 bis 15 Uhr geöffnet.