"Freue mich über jede Stimme"

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Einstimmig wurde Rita Stäblein aus Eltmann zur Landratskandidatin der Grünen gekürt. Damit bewirbt sie sich im Frühjahr 2014 bei der Kommunalwahl um die Nachfolge von Landrat Rudolf Handwerker. Foto: mw
Einstimmig wurde Rita Stäblein aus Eltmann zur Landratskandidatin der Grünen gekürt. Damit bewirbt sie sich im Frühjahr 2014 bei der Kommunalwahl um die Nachfolge von Landrat Rudolf Handwerker. Foto: mw

Die Grünen haben einstimmig die Eltmanner Kreisrätin Rita Stäblein als ihre Kandidatin für das Amt des Landrats nominiert. Dem Partei-Tief zum Trotz sucht sie den Erfolg.

"Als ich gefragt wurde, ob ich's mach', hab' ich erst mal gezögert - und mir dann gesagt: warum denn nicht, probier's doch!" Freimütig und gerade heraus erzählt die grüne Kreisrätin Rita Stäblein aus Eltmann, wie es zu ihrer Bewerbung als Landrätin kam.

Und fügt, angesichts der mageren Landtags- und Bundestagsergebnisse, kämpferisch hinzu: "Jetzt erst recht, wir lassen uns nicht unterbuttern!" Ohne Gegenkandidaten wurde die grüne Frontfrau am Dienstagabend einstimmig in Haßfurt zur Landratskandidatin gekürt.

Bewahrung der Schöpfung

In ihrer Vorstellung erläuterte die 54-jährige verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern ihre politischen Wurzeln und das, was sie antreibt.
Über zehn Jahre war sie als Mitarbeiterin der katholischen Dekanate Ebern und Haßfurt engagiert und wirkte im Ausschuss "Bewahrung der Schöpfung" im Diözesanrat des Bistums Würzburg mit. Dabei sorgte sie für umweltgerechte Friedhofssatzungen und getrennte Müllsammlungen auf Gottesäckern.

"In dieser kirchlichen Arbeit", betonte die langjährige Krankenschwester, "liegen meine Wurzeln." Den urgrünen Appell "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen" ergänzt sie mit den Worten: "Und geliehene Sachen darf man nicht beschädigen oder zerstören." Seit 2002 sitzt sie im Kreistag Haßberge und hat in diversen Ausschüssen mitunter leidvoll erfahren, dass man auch in der Kommunalpolitik dicke Bretter bohren muss, um etwas zu erreichen.

Hartnäckig und zäh

Mühselig und zäh, sagt sie, sei das oft. Und doch hält sie hartnäckig und für den politischen Gegner mitunter nervig an ihren Zielen fest. So haben die Grünen beispielsweise bereits 2006 eine Palliativstation für das Eberner Krankenhaus beantragt - eröffnet wurde die Abteilung sechs Jahre später. Und auch das seniorenpolitische Gesamtkonzept, das der grünen Fraktionsvorsitzenden besonders am Herzen liegt, sei erst nach langer Anlaufzeit umgesetzt worden.

Mit Blick auf die Energiewende in der Region kritisiert Stäblein scharf die sogenannte 10H-Regelung, die der bayerische Ministerpräsident Seehofer fordert. Demnach müsste der Mindestabstand zwischen einem Windrad und einem Wohngebiet das Zehnfache der Höhe der Anlage betragen. Konkret: Bei einem 150 Meter hohen Windrad wären das 1,5 Kilometer.

Für Windräder

Stäblein verlangt einen massiven Ausbau der Windräder auch im Steigerwald. Sie bestreitet, dass die modernen Mühlen das Landschaftsbild stören, und unterstreicht, dass bei einem Rückbau in 20 oder 30 Jahren - im Gegensatz zur Atomkraft - keine Altlasten entstehen. Wichtig ist ihr, dass die Anlagen genossenschaftlich in Bürgerhand bleiben. Seehofers Vorstoß hingegen "bricht der Windkraft das Genick", beklagt sie.

Die Kandidatin beschreibt sich selber als offen, zuverlässig, genau, manchmal auch pingelig. Man nimmt ihr das ab, denn: Diplomatisches Taktieren und Strippenziehen hinter den Kulissen sind ihre Sache nicht. Bei den Beschäftigten im Landratsamt hat sie den Ruf, eine der fleißigsten unter den Kreisräten zu sein.

Und Landrat Rudolf Handwerker (CSU), erkennt die Grüne mit den roten Haaren dessen Leistung an, habe im Großen und Ganzen einen guten Job gemacht und tiefe Spuren hinterlassen. Dass es nun fünf Aspiranten gibt, die den Landrat beerben wollen, findet sie gut, weil: Eine echte Wahl bedeute, eine Auswahl zu haben. Ihre persönlichen Erwartungen will sie nicht an Prozentzahlen festmachen, sondern sie sagt nur: "Ich freue mich über jede Stimme."
Rita Stäblein bekommt es mit folgenden Gegenkandidaten zu tun: Wilhelm Schneider (CSU), Bernhard Ruß (SPD), Birgit Bayer (Freie Wähler) und Sabine Schmidt (Linke).

Der Kreisvorstand nutzte den Termin, um sich bei Matthias Lewin aus Knetzgau und Katrin Müller aus Rügheim zu bedanken. Die beiden hatten auf der unterfränkischen Liste für den Landtag und den Bezirkstag kandidiert und achtbare Ergebnisse erzielt. Peter Stäblein überreichte Blumen und gesunde Leckereien - für die persönlichen "erneuerbaren Energien", wie er schmunzelnd bemerkte.

Dabei ist den Umweltschützern eigentlich gar nicht zum Lachen zumute. Während vor wenigen Monaten in Erwartung eines hohen zweistelligen Wahlerfolgs der Himmel noch voller Geigen hing, ist nun - angesichts des ernüchternden Wahlausgangs - der Katzenjammer groß. Auch in Haßfurt herrschte eine gedrückte Stimmung.

Selbst schuld

Wobei alle Mitglieder keine Zweifel daran hatten, dass die Partei selber schuld sei an der Misere. Mit dem Steuerthema, so der Tenor, habe man auf das falsche Themenpferd gesetzt. Und der vorgeschlagene Veggie-Day sei vielen Leuten die "Nase raufgegangen", weil sie sich bevormundet und gegängelt fühlten.

Dagegen wären der Umweltschutz und die Energiewende, das Urthema der Grünen, viel zu kurz gekommen, lautete die Analyse. Als großer Verlust wurde gewertet, dass der international anerkannte Energieexperte Hans-Josef Fell aus Hammelburg nicht mehr in den neuen Bundestag einziehen wird.