Forscher gehen in die Tiefe

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Unrat liegt auf dem Boden des 57 Meter tiefen Brunnens in Königsberg, der zurzeit kein Wasser führt. Fotos: Gerold Snater
Unrat liegt auf dem Boden des 57 Meter tiefen Brunnens in Königsberg, der zurzeit kein Wasser führt.  Fotos: Gerold Snater
Ernst Hümmer aus Junkerdorf (mit rotem Pullover) führte 2014 mit einer funkgesteuerten Kamera eine Videobefahrung des Schloßbergbrunnens durch
Ernst Hümmer aus Junkerdorf (mit rotem Pullover) führte 2014 mit einer funkgesteuerten Kamera eine Videobefahrung des Schloßbergbrunnens durch
 
Bei der Videobefahrung wurden auf dem Grund in der Brunnenwand neben einigen Symbolen auch die in Stein geritzten Inschriften "Bezold-Korn 1925+30" gefunden
Bei der Videobefahrung wurden auf dem Grund in der Brunnenwand neben einigen Symbolen auch die in Stein geritzten Inschriften "Bezold-Korn 1925+30" gefunden
 

Der Brunnen auf dem Schlossberg in Königsberg und der Brunnen im Pfarrhof von Burgpreppach standen im Blickpunkt einer Versammlung des Historischen Vereins Landkreis Haßberge. Beide geben noch viele Rätsel auf.

Gleich zwei Brunnen wurden diesmal beim Stammtisch des Historischen Vereins Landkreis Haßberge unter der Leitung von Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger in Königsberg in der Schlossberggaststätte genau unter die Lupe genommen.

500 Jahre lang genutzt

Der Einstieg war ein kleines Referat über den vor zwei Jahren bei Baggerarbeiten im Pfarrhof von Burgpreppach wieder entdeckten rund 16 Meter tiefen, runden Brunnen mit einem Durchmesser von rund 1,4 Meter. Dieser wurde in den zurückliegenden Monaten in schweißtreibenden Säuberungsaktionen per Hand von viel Schutt, Scherben, Holz, Steinen, Lehm und weiteren Utensilien, die alle genau untersucht wurden, gesäubert.
Die Entstehung dieses Brunnens wird auf das Jahr um 1300 datiert, genutzt wurde er bis 1840 und dann 1842 anlässlich des Abrisses des alten Pfarrhauses in Burgpreppach zugedeckt.
Über die Verwendung des in ihm nun wieder entdeckten Wassers wird noch zu entscheiden sein, wie bei der Pfarrei zu erfahren war.

Bobbycar in 57 Meter Tiefe

Kein Wasser hingegen führt zur Zeit der Brunnen auf dem Schlossberg in Königsberg. Vielmehr lagert auf seinem Grund sehr viel Unrat, darunter unter anderem auch ein Plastik-Bobby-Car, das bei kräftiger Beleuchtung vom Brunnenrand aus gesehen werden kann.

Um genauere Kenntnisse über diesen heute etwa 57 Meter tiefen Brunnen zu erlangen, der mit einer der ältesten bis heute unveränderten Teile der ehemaligen Burg ist, erfolgte vor einiger Zeit mit einer rotierenden funkgesteuerten Kamera von Ernst Hümmer aus Junkers dorf eine Videobefahrung. Dabei gab es einige besondere Entdeckungen. Gefunden wurden rund einen Meter über dem Grund in der Brunnenwand neben einigen Symbolen auch die in Stein geritzten Inschrift "Bezold-Korn 1925+30" sowie etliche Steinmetzzeichen. Diese konnten aber nicht zugeordnet werden.

Aus den gefundenen Namen - Georg Bezold war Bürgermeister von Königsberg und von 1946 bis 1950 Mitglied des bayerischen Landtages - sowie den Jahreszahlen 1925 und 1930 kann wohl darauf geschlossen werden, dass der Brunnen zu dieser Zeit gereinigt oder verändert wurde. Wasser, das der Verein 1921 für Arbeiten auf dem Schlossberg Wasser benötigte, wurde laut Michael Klug von der Schlossberggemeinde aus dem Brunnen entnommen.

Klug konnte auch einiges über die Geschichte des Brunnens berichten. So tauchen in einer Urkunde aus dem Jahr 1486 zum ersten Mal in einer Rechnung Kosten für Bauausgaben und 1504 Hinweise für die Errichtung eines Brunnenhauses und den Bau eines Drehrades auf. 1716 wurde, da der Burghof erweitert werden sollte, der Brunnen mit einer Steinplatte verschlossen, um erst 1900 wiederentdeckt zu werden.

Unter Deutschlands Tiefsten

Um Genaueres über den mit zu den 30 tiefsten Burgbrunnen in Deutschland zählenden Schlossbergbrunnen erfahren zu können, müsste der Brunnen noch genauer untersucht und inspiziert werden. Dann könnte, nach einer Säuberung, auch die genaue Tiefe herausgefunden werden, die bis zu 82 Meter betragen soll. Hobby-Heimatforscher Rudi Bätz sah sich dahin gehend zu der Äußerung veranlasst: "Da muss jemand nunter!"
Bätz ist, im Zusammenhang mit der Videobefahrung, bei der in rund zehn Meter Tiefe Treppenstufen zu sehen sind, der Meinung, dass das Schlossbergareal ursprünglich diese zehn Meter tiefer lag und später aufgeschüttet wurde. Die Brunnenröhre sei dabei nach oben verlängert worden. Er stützt diese These auch auf einen von ihm georteten unterirdischen Gang zu dem nicht weit vom Brunnen entfernt liegenden ehemaligen Bergfried, dessen Fundamente er vor einiger Zeit entdeckte.

So gesehen bergen der Schlossberg und sein Brunnen noch viele Geheimnisse in sich. Eine genauere Ergründung würde bestimmt interessante und bisher unbekannte Erkenntnisse zutage fördern.