Beim Unterricht im Sonderpädagogischen Förderzentrum Haßfurt (SPFZ) gelten andere Regeln. Eine davon gefällt den Kindern besonders: Es wird viel gespielt. "Wir wären dumm, wenn wir den kindlichen Spielbetrieb nicht für uns nutzen würden", sagt die stellvertretende Schulleiterin Christine Rennert. Ein Blick in die Klassenzimmer.
Die Grenze zwischen Arbeit und Spiel ist fließend. Beim "Zahlen-Klatschen" beschwerte sich jedenfalls keiner der Viertklässler darüber, Kopfrechnen zu müssen. Im Gegenteil: Lehrerin Andrea Sahraoui konnte ihre Schüler kaum bremsen. Jeder wollte sich in der Mitte des Stuhlkreises mit einer Fliegenklatsche in der Hand auf den Boden setzen und schneller als sein Gegenüber auf die richtige Lösung klatschen.
"Bei uns haben Spiele eine sehr wichtige Rolle im Unterricht", bestätigt Christine Rennert. Die stellvertretende Schulleiterin des Sonderpädagogischen Förderzentrums (SPFZ) Haßfurt und ihre Kollegen kennen viele Tricks, um die Konzentration ihrer Schüler wieder auf- oder Stress abzubauen.
Mehr Zeit, kleinere Klassen Die nötige Zeit für die spielerische Gestaltung des Unterrichts haben die Pädagogen durch kleine Klassen (maximal 14 Schüler) und dadurch, dass die Kinder für die ersten zwei Grundschuljahre ein Jahr länger Zeit haben. "Zwischen der ersten und zweiten Klasse liegt noch ein Jahr. So haben wir insgesamt mehr Zeit, Grundsätzliches zu fördern und zu festigen", erklärt Christine Rennert.
Gemeinsames Ziel Und wie wird gefördert? Das zeigt ein Besuch im sonnigen Klassenzimmer der dritten Klasse. Die Schüler von Sarah Derra dürfen heute geordnet Unordnung stiften - beim Verknoten. Die Kinder halten sich an den Händen, steigen übereinander und drehen sich ein.
Ein Mitschüler darf dann versuchen, die Menschenkette wieder in Reih' und Glied zu bekommen.
Bei solchen "kooperativen Spielen" sollen die Schüler nicht gegeneinander, sondern miteinander ein Ziel erreichen. Das fördert die soziale Kompetenz und stärkt das Vertrauen in das Miteinander. Das Gejohle jedenfalls ist groß, als ein schlaksiger Blondschopf die Knoten zu entwirren versucht.
Ein anderes Spiel mit pädagogischen Mehrwert: Menschen-Memory. Schüler Jannick erklärt, wie es geht: "Zwei überlegen sich ein Geräusch oder eine Bewegung und wenn sie angetippt werden, müssen sie das machen." Wie beim Karten-Memory auch ist das Ziel, die zwei zu finden, die zusammengehören."Hier übt man Teamfähigkeit, Rücksicht und Kommunikation", erklärt Rennert.
Wenn der Lärmpegel steigt und die Schüler unruhig werden, versuchen die Lehrer unter anderem mithilfe von
Bewegungsspielen, wieder Ruhe in den Unterricht zu bekommen. Auch in den Pausen sollen sich die Kinder austoben. Darum besitzt jede Klasse eine Pausenbox, die sie in den Pausen mit nach draußen nimmt.
Viele Spielsachen Zur Grundausstattung gehören ein Softball, eine Frisbeescheibe, ein Gummitwist, kleine Jonglierbälle und ein Seil zum Seilhüpfen. "Die Klassenlehrer können aber individuell noch aufstocken", erklärt der Lehrer Franz Haus. Er zeigt, welche Spiele das Förderzentrum noch bereit hält: Sandspielzeug, einen Kicker, Fußball-Tore, einen Basketballkorb, eine Tischtennisplatte...
Neue Übung Bei den Viertklässlern hat mittlerweile ein Tamburin die Fliegenklatsche abgelöst. Die Schüler klopfen Zahlen, die die Mitschüler miteinander multiplizieren müssen. Das ist zwar anstrengend, macht aber Spaß.