Sieben Liter Bier pro Tag und pro Nase waren den Flößern garantiert. Für manchen Flößer allerdings dennoch zu wenig. In diesen Fässern sind aber auch Sauerkraut und Fleisch eingelagert. Foto: Heimatmuseum Eltmann
Zu Beginn wagen wir einen Blick in die Geschichte der "echten" Flößer, die für ihr Handwerk noch entlohnt wurden.
Wie romantisch wohl das Flößerleben gewesen sein muss: den ganzen Tag flussabwärts treiben und den Vögeln beim Singen zuhören. Doch nichts da. So wird es heutzutage zwar erzählt, doch die Realität damals sah ganz anders aus. "Das Flößerleben war hart", erzählt Willi Lediger. Er leitet das Heimatmuseum in Eltmann - früher eine der Flößerhochburgen am Main.
Im Jahr 1840 hatte Eltmann einen der größten Floßlagerplätze am Main. Das Maintal - zwischen Hallstadt, Eltmann und Haßfurt - zählte zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt im Kreis. Die Blütezeit war jedoch erst vor dem Ersten Weltkrieg. Allein in Eltmann wurden im Jahr 1892 62 000 Tonnen Holz zusammengestellt und von dort aus weitertransportiert - teilweise sogar bis nach Holland.
Verbindungen gab es auch zu den Flößern aus dem Frankenwald: Acht bis 14 Tage waren Flößer aus Wallenfels bis nach Eltmann unterwegs. Baumstämme aus dem Norden waren jedoch nicht gefragt - davon hatten die Unterfranken selbst genug. Viel mehr wollten sie typische Rohstoffe aus dem Frankenwald. Nach den alten Zeiler Stadt- und Kirchenrechnungen wurden hauptsächlich Schiefersteine in den Landkreis gebracht.
Amsterdam steht auf Pfählen aus dem Frankenwald oder doch aus Eltmann?
Auch eine Streitfrage verband die beiden Regionen - und tut es noch heute: Woher kommen die Pfähle, auf denen Amsterdam steht? Meist heißt es, sie würden aus dem Frankenwald stammen. Eltmanner Museumsleiter Willi Lediger ist da anderer Meinung: "In Kronach gab es nicht viele Eichen, deswegen haben sie diese eher für sich behalten. Wir hatten hier dagegen genug und haben diese nach Amsterdam gebracht", meint Lediger.
Immer auf dem Floß waren der Flößer, der Floßmeister - er hatte das Sagen - und der Floßherr, also der Holzhändler. "Sobald das letzte Seil los war, war der Floßherr für die Verpflegung zuständig", erklärt Lediger und zeigt auf ein Foto, das im Eltmanner Heimatmuseum hängt. Darauf zu sehen sind zwölf Männer auf einem Floß mit zehn Fässern. Ein Floßherr galt als geizig, wenn er pro Mann und Tag nur sieben Liter dabei hatte. Ludwig Leisentritt, Heimatforscher und Stadtarchivar von Zeil, setzte sich viel mit der Flößergeschichte auseinander. Ihm erzählte ein alter Flößer, dass auf einem Floß 475 Hektoliter Bier verzapft worden seien. Und das, obwohl sie abends anlegten und vom Floß gingen. "Sie wussten, wo es gutes Bier und willige Mädchen gab", meint Lediger und lacht.
Tagsüber trieben die Floße von Eltmann aus meist bis zur Rheinmündung bei Mainz. "Solange es geradeaus ging, hatten die Flößer Highlife. Erst als eine Kurve kam, wurde es gefährlich", so Lediger. In der Regel waren die Flöße 150 bis 200 Meter lang und acht Meter breit.
Ein solches Ungetüm muss man erst einmal um die Kurve bekommen. Die Flößer rammten dafür den sogenannten Floßbaum, ein stabiles Holz mit Eisenspitze, in den Grund und drückten sich vom Rand weg. "Um das Floß komplett rumzubekommen, mussten sie auf dem Floß nach hinten mitlaufen", erzählt Lediger. Ein wahnsinniger Kraftakt, der manchmal auch nicht gelang. Wenn ein Floß auf das Ufer krachte, hatten die Flößer keine Überlebenschance. Lustig - wie in dem Lied beschrieben - war das Flößerleben damals definitiv nicht.
Der Heimweg der Flößer
Viel Geld brachten die Flößer meist nicht nach Hause. Zwar verdienten sie für die damalige Zeit nicht schlecht, doch sie gaben ihr Geld auch gerne aus. War das letzte kleine Stück Holz am Zielort verkauft, das Eisen wieder eingepackt, ging es für die Flößer zu Fuß zurück in die Heimat. Auf ihr Bier wollten sie dabei nicht verzichten. In den Wirtschaften kostete das ihren hart verdienten Lohn. "Manche Flößer brachten außer sich selbst und einer gelben Mainblume nichts mit heim", erzählt Leisentritt. Holzhändler hätten sie deshalb oft erst bezahlt, als sie wieder daheim waren.
Im Winter verdienten die Flößer ihr Geld im Wald oder sie machten auf dem Main Eis, das sie an Gaststätten oder Brauereien zum Kühlen verkauften. Nach dem Aus der Flößerei wurde das meist zur Haupteinnahmequelle der Flößer. Ende des 19. Jahrhunderts stand es schlecht um den Beruf. Neue Verkehrsmittel wie Eisenbahn und Dampfschiffe lieferten preiswertes Holz aus Osteuropa, Skandinavien und Übersee. Flößer konnten da nicht mithalten.
Auf dem Main beendeten die vielen Staustufen den traditionellen Holztransport auf dem Wasser. Was von der langjährigen Tradition unter anderem geblieben ist, sind Ausflugsfahrten wie beispielsweise in Wallenfels, die sich als wahrer Tourismusmagnet herausstellten. Die Faszination am Flößen blieb bestehen - auch wenn auf eine ganz andere Art und Weise als früher.
Eckdaten der Flößerei:
1183/84: Bau der Gangolfskirche in Bamberg: Erster Nachweis der Flößerei im Frankenwald (Vermerk an den Dachwerken der Kirche)
1310: Erste Floßordnung in München
1386: Flößerei im Frankenwald und auf dem Main wird erstmals schriftlich belegt
1430: Erste Vorschriften für die Flößerei durch das Hochstift Bamberg
1802: Erste Floßordnung für den Frankenwald durch Bischof Friedrich von Aufseß (Hochstift Bamberg)
1840: Eltmann ist einer der größten Floßlagerplätze.
1846: Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals
Zweite Hälfte 19. Jahrhundert: Blütezeit der Flößerei
1892: In Eltmann werden 62 000 Tonnen Holz zusammengestellt.
Ende 19. Jahrhundert: Die Flößerei geht zurück (Eisenbahn, Dampfschiffe).
1930: Ausbau des Mains (Staustufen); wieder kurzes Aufleben der Flößerei
1955: Das letzte Floß wird in Eltmann zusammengestellt.