Mehr Fairness und Nachhaltigkeit, global wie regional, das strebt Ebern an und will "Fairtrade-Stadt" werden. Eltmann ist schon ein Stück weiter.
Etwas nachmachen gilt gemeinhin als verpönt, da unoriginell und uninspiriert. Von wegen aber: Genau diesen Gedanken des "Nachmachens" griff Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) am Dienstagabend in der Frauengrundhalle am ehemaligen Bundeswehrgelände auf und wünschte sich, dass möglichst viele Kommunen im Kreis Haßberge und in der Region es noch gleich tun werden. Denn Ebern will "Fairtrade"-Stadt werden und damit ein Zeichen setzen in Sachen "fair handeln" und "nachhaltig leben".
Ein weiteres Zeichen, denn: Die Baunach-Allianz mit ihren elf Mitgliedern aus drei Landkreisen (darunter sechs Haßberge-Kommunen) hat bereits einen Vorreiter in den eigenen Reihen. Die Stadt Baunach im Landkreis Bamberg ist schon Träger des Titels
"Fairtrade-Town"und "wenn Ebern es nachmacht, kriegen wir vielleicht auch die anderen Gemeinden dazu, so dass wir vielleicht die erste Fairtrade-Allianz werden", sagte Hennemann bei der Auftaktveranstaltung.
Aber der Reihe nach. Im Kreis Haßberge gibt es bislang noch keine einzige offizielle Fairtrade-Stadt, und wie "Eine-Welt-Regionalpromoterin" Shiloe Mokay-Rinke vom Verein "Eine Welt Netzwerk Bayern" am Dienstagabend erklärte, sei der Kreis Haßberge damit der einzige im Regierungsbezirk, der noch keine Fairtrade-Kommune in seinen Reihen hat. Vorwurfsvoll meinte sie das aber nicht, denn sie sagte auch, dass sehr viele der hiesigen Gemeinden und Städte bereits die meisten Kriterien erfüllten, um den Titel verliehen zu bekommen. Zu diesen Kriterien später mehr.
Der "titellose" Zustand des Landkreises ändert sich ohnehin sehr bald, denn
Eltmannist schon einen Schritt weiter als Ebern: Mitte Mai dürfte die Stadt im Maintal das Fairtrade-Siegel offiziell erhalten, derzeit läuft noch die Überprüfung der zu erfüllenden Kriterien. Wie Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler (CSU) infranken.de erklärte, "haben wir alle Unterlagen zusammen und den Antrag gestellt", in der kommenden Woche sollte die Nachricht darüber bei der Stadt eingehen. Dabei gehe es nicht darum, sich nur mit einem Titel zu schmücken, sondern das Prinzip der Nachhaltigkeit und Fairness "soll dauerhaft gelebt werden, wir wollen langfristig Fairtrade-Stadt bleiben", sagt Ziegler.
Ohnehin muss die Titelwürdigkeit alle zwei Jahre neu nachgewiesen werden, "ausruhen" ist nicht drin: Es gehe darum, das Bewusstsein um die
Verantwortung für eine gemeinsame Welt in die Gesellschaft zu tragen und danach zu leben. Freilich, sag Ziegler, "es ist ein sehr langer Weg". Er habe aber das Gefühl, dass bei vielen Bürgern ein Umdenken stattfindet in Sachen
Konsumverhalten, verantwortungsvoller Umgang mit
Ressourcen,
Nachhaltigkeit und fairer Handel.
Jürgen Hennemann denkt da ganz ähnlich wie sein Eltmanner Amtskollege und betonte am Dienstag, dass die Fairtrade-Initiative global wie regional stattfinden muss: "Wir wollen uns auf den Weg machen, eine global nachhaltige Kommune zu werden", sagt er. "Das heißt auch: saisonale und regionale Produkte kaufen." Denn ressourcenschonender Handel habe auch mit kurzen Wegen und
Direktvermarktungzu tun, insbesondere wenn nicht-saisonale Produkte von weit her in die Region transportiert werden müssten. "Eine-Welt-Regionalpromoterin" Shiloe Mokay-Rinke fasste es so zusammen: "Global denken, lokal handeln." Lokal, regional, saisonal, daran könne man sich gut orientieren. Und das Fairtrade-Siegel auf importierten Produkten wie etwa Schokolade oder Kaffee sei ein verlässlicher Indikator, um etwa ausbeuterische Arbeits- und Handelsbedingungen im globalen Warenverkehr auszuschließen.
Für Ebern ist es laut Jürgen Hennemann die logische Konsequenz, den jetzt angestrebten Schritt zu tun, denn die Stadt erfüllt einige Fairtrade-Kriterien schon seit längerem, so habe sich etwa die Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule schon seit Jahren mit den Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und auch fairem Handel auseinandergesetzt.
Ebenso sei der Verein "Eine Welt Ebern" sehr aktiv, der mit dem ehrenamtlich betriebenen Weltladen seit Jahren Zeichen setze für fairen Handel und verantwortungsvolles, faires Miteinander. Peter Ruppert, der Vorsitzende des Vereins "Eine Welt Ebern", sei es auch gewesen, der an die Stadt Ebern herangetreten ist. "Er war der eigentliche Anschieber für die Fair-Trade-Sache", sagte Hennemann. Die Stadtverwaltung habe die Idee gerne aufgegriffen.
Ebern muss nun für den Titel Fairtrade-Stadt einen
Ratsbeschluss fassen, darin bekennt sich das Gremium zur Unterstützung des fairen Handels, enthalten ist auch die Vorgabe: "Bei allen öffentlichen Sitzungen sowie im Büro des Bürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt."
Weiterhin muss eine lokale Steuerungsgruppe aus mindestens drei Personen gegründet werden, die die Aktivitäten auf dem Weg zur "Fairtrade-Town" koordiniert und auch in den kommenden Jahren aktiv bleibt, Vorschläge einbringt und weitere Ideen entwickeln soll, um langfristig die gesetzten Ziele zu erreichen.
Auch die lokale Gastronomie und der Einzelhandel muss eingebunden werden, in Ebern sind gemessen an der Einwohnerzahl drei Geschäfte notwendig, die Fairtrade-Produkte im Sortiment haben müssen. Laut Hennemann ist dieses Kriterium bereits erfüllt, es sollen aber weitere Händler und Gastronomen für die Idee gewonnen werden.
Als viertes Kriterium gilt es, Schulen, Vereine, Kirchen und öffentliche Einrichtungen zu involvieren und darüber hinaus Bildungsaktivitäten zum Thema umzusetzen.
Schließlich müssen (fünfter Punkt) die örtlichen Medien über die Fairtrade-Aktivitäten der Kommune berichten. Gebongt. Ebern ist also auf einem guten Weg und wünscht sich, so Hennemann, viele "Nachmacher".