Das Amtsgericht Haßfurt ließ Gnade vor Recht walten und verhängte wegen einer Attacke gegen Beamte "nur" eine Bewährungsstrafe.
Am Ende war es neben dem umfassenden und vorbehaltlosen Geständnis vor allem die positive Rückmeldung von seinem Bewährungshelfer, die einem 34-Jährigen den Gang hinter Gittern ersparte. Der vielfach Vorbestrafte mit Knasterfahrung saß diesmal wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte auf der Anklagebank des Amtsgerichts in Haßfurt. Verurteilt wurde der im Nachbarlandkreis Bad Kissingen wohnende Mann zu elf Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung.
Die Straftat ereignete sich am 23. Dezember letzten Jahres, also einen Tag vor Heiligabend. Der Gewohnheitstrinker hatte tagsüber seinen Durst nach eigener Angabe mit zehn kleinen 0,33er-Flaschen Bier gelöscht, als er abends bei seiner Freundin auftauchte. Damit hatte er noch lange nicht genug, denn hier ging's munter weiter. In kurzer Zeit zischte er weitere fünf bis sechs 0,5-Liter-Flaschen rein.
In der Wohnung seiner Freundin befand sich zu diesem Zeitpunkt seine jüngere Schwester. Mit dieser kriegte er sich kräftig in die Wolle. Weshalb, daran kann sich der Angeklagte heute nicht mehr erinnern. Jedenfalls gab es abends ein dermaßen lautes Geschrei und Gepolter, dass ein Nachbar die Polizei alarmierte.
Kurz darauf traf ein Streifenwagen am Tatort im Maintal im Kreis Haßberge ein. Die zwei Polizisten klingelten an der Haustür und als geöffnet wurde, war der sichtlich Angetrunkene außer Rand und Band. Mit freiem Oberkörper, erinnerte sich einer der damals diensthabenden Beamten, sei er mit einer Bierflasche in der Hand aufs Bett gesprungen und habe den Ordnungshütern gedroht. "Wenn ihr reinkommt, zieh ich euch mit dem Baseballschläger und der Eisenstange eins über", schrie er wütend. Die beiden Uniformierten nahmen diese Bedrohung ernst und verließen den Raum, um über Funk Verstärkung anzufordern. Mit einem frenetisch ausgerufenen "Sieg Heil" feierte der Trunkenbold seinen vermeintlichen Triumph.
Erst als acht Polizeibeamte vor Ort waren, gab der 34-Jährige langsam klein bei. In gefesseltem Zustand transportierte man ihn zur Haßfurter Polizeidienststelle. Eine um 22.37 Uhr entnommene Blutprobe ergab noch 0,9 Promille. Laut ärztlichem Untersuchungsbericht zeigte der Beschuldigte keine großen Ausfallerscheinungen. Als sogenannter Spiegeltrinker war sein Körper an die ständige Alkoholisierung offenbar gewöhnt.
Seine damalige Freundin, die zwei Kinder von ihm hat, bestätigte im Zeugenstand, dass der Gelegenheitsarbeiter sehr oft zur Flasche griff. Sein Zustand an dem besagten Abend sei "eigentlich normal" gewesen, meinte sie. "Es geht bei ihm noch viel schlimmer", berichtete sie. Inzwischen hat sie sich von ihm getrennt.
Als der Beschuldigte die Gelegenheit erhielt, sich zu den Vorwürfen zu äußern, sagte er etwas zerknirscht: "Es ist alles wahr." Bereitwillig schilderte er alles, woran er sich heute noch erinnert. "Ich habe im Alkoholrausch auf Deutsch gesagt Scheiße gebaut", lautete sein Geständnis.