Apps von Edeka, Lidl und Co.: Seniorin aus Zeil fühlt sich als Kundin zweiter Klasse
Autor: Ralf Welz
Zeil am Main, Mittwoch, 17. April 2024
Mit Supermarkt-Apps gibt es für Kunden von Edeka, Lidl und Co. teils satte Rabatte. Ohne App kostet das Produkt indes den vollen Preis. “Die Kunden werden gegeneinander ausgespielt", kritisiert Margot Dümler aus Zeil am Main.
Einkaufen, Punkte sammeln und Sparen. So oder so ähnlich bewerben Supermärkte und Discounter ihre jeweiligen Apps. Die digitalen Angebote der Einkaufsketten locken unter anderem mit Gutscheinen, Gewinnspielen oder einer Bezahl-Funktion per Smartphone. Die App-Nutzer erhalten zudem regelmäßig exklusive Coupons und Rabatte auf ausgewählte Produkte in der Filiale.
So bietet Lidl laut aktuellem Prospekt diese Woche eine Packung Röstkaffee von Mövenpick für 4,79 Euro an. Dieser Preis gilt allerdings nur für Nutzer der Lidl-Plus-App. Ohne diese kostet die Packung 7,49 Euro. Margot Dümler aus Zeil am Main (Landkreis Haßberge) ärgern derartige Abweichungen. "Ich finde das nicht richtig", hält sie im Gespräch mit inFranken.de fest. Die 76-Jährige wirft den Einzelhandelsketten vor, Konsumenten ungleich zu behandeln. "Die Kunden werden gegeneinander ausgespielt." An den Supermarkt-Apps stören die Seniorin gleich mehrere Aspekte.
Zeil am Main: 76-Jährige ärgert sich über Supermarkt-Apps von Lidl, Edeka und Co. - "ist doch irre"
"Ich bin ja schon so alt. Früher gab es diese Rabattmärkchen. Da haben die Leute alle das Gleiche bezahlt", berichtet Dümler. "Oder es gab eine Rabattaktion pro Woche. Da musste man aber selbst nichts machen. Das ist heute was anderes." Mittlerweile benötige man für jedes Geschäft das entsprechende Handyprogramm. "Das ist doch irre - so viele Apps", beklagt sie.
Ihre Kritik richtet sich insbesondere an Edeka und Lidl, in deren Zeiler Filialen Margot Dümler und ihr Mann hauptsächlich einkaufen gehen. "Baumärkte haben die Apps natürlich auch, aber dort geht man ja nicht zweimal in der Woche hin." Dümler stört es enorm, dass die Rabatte der Einkaufsmärkte nur in Verbindung mit dem Smartphone gelte. Wer die App nicht verwende, gehe dagegen leer aus. Laut ihrer Auffassung sind die entsprechenden Reduzierungen in den Prospekten der Märkte nicht immer auf Anhieb zu erkennen.
"Mein Mann wollte einmal im Lidl zehn Tafeln Milka-Schokolade kaufen, weil die für 65 Cent im Angebot waren", erzählt Dümler. Erst an der Kasse habe er dann bemerkt, dass der niedrige Preise ausschließlich für Lidl-Plus-App-Nutzer gelte. "Er hätte dann pro Stück 1,60 Euro zahlen müssen. Mein Mann hat dann gesagt: Dann lasse ich die Tafeln halt einfach da."
Ältere Kunden von Supermärkten und Discountern bei Preisnachlässen im Nachteil?
Der Zeilerin geht es laut Eigenaussage nicht nur um den verwehrten Preisnachlass. "Wir stehen gut da, mein Mann und ich. Trotzdem schauen auch wir auf Preise", sagt Dümler. Durch ihr Engagement bei einem Frauenkreis wisse sie gleichwohl, dass manche Menschen ihr Geld zusammenhalten müssen. "Ich kenne Über-80-Jährige, die müssen teils auf jeden Cent achten."
Dass Supermärkte und Discounter bestimmte Rabattaktionen allein ihren App-Nutzern ermöglichten, gehe überwiegend zulasten von Senioren. Die ältere Generation sei diesbezüglich "auf jeden Fall" im Nachteil, betont die 76-Jährige. "Viele verwenden einfach keine Apps, manche haben nur ein altes Handy."