Die Eberner Malerin Anne Olbrich stellte erstmals im Ausland aus. Beim Brighton-Festival waren ihre gemalten Engelgedichte zu Gedichten des Kronachers Ingo Cesaro und weitere Werke zu sehen.
Kunst ist für Anne Olbrich ein, nein das Lebenselexier. Sie muss malen und ist froh und dankbar, wenn sie ihre Bilder zeigen und öffentlich ausstellen darf. So war die Künstlerin aus Ebern "superfroh", als sie im vergangenen Herbst eine Anfrage aus Brighton erhielt. Im Mai durfte sie einige ihrer Werke beim "House-Festival", einem der größten Kunstfestivals Europas, ausstellen.
"Ohne Kunst kann ich nicht leben" oder "Ein Maler muss malen". Anne Olbrich lebt, was sie sagt. Hunderte von Bildern, die sie im Lauf der Jahrzehnte angefertigt hat, stehen für ihr beinahe triebhaft kreatives künstlerisches Schaffen. Und stetig entstehen neue.
Von Kunstfreunden geschätzt Wie viel Potenzial in ihrer Kunst steckt, wissen Menschen in ihrem Umfeld seit vielen Jahren, Freunde und Bekannte, aber auch Vertreter der Kunstszene in der Region, doch der große Durchbruch ist der scheuen und tiefsinnigen Autodidaktin aus dem Rentweinsdorfer Gemeindeteil Sendelbach nie gelungen.
Um so mehr freute sie sich über die Einladung nach Brighton, durch die sei erstmals die internationale Bühne betreten durfte. Eine Mitorganisatorin des Kunstfestivals hatte einige ihrer Werke gesehen und war begeistert.
Anfangs zögerte die eher schüchtern wirkende Künstlerin, und dann nahm sie doch teil, worüber sie heute "unheimlich froh" ist. Immerhin handelt es sich um eines der größten Kunstfestivals in Europa, bei dem sich alles um moderne, bildende Kunst dreht.
10 Tage vor Ort Grundgedanke des "House-Festivals" ist es, dass Künstler ihre eigenen Häuser für die Öffentlichkeit zugänglich machen und ihre Kunstobjekte ausstellen. Mit hunderten Künstlern und internationalem Format sowie hunderttausenden von Besuchern hat sich das Festival, das vom 4. bis 26. Mai stattfand, längst zu einem Mega-Ereignis entwickelt.
Ihre Bilder sandte sie per Post ein und dann reiste Anne Olbrich mit ihrem Mann Rüdiger für zehn Tage selbst nach Brighton. Dort waren sie und ihre Bilder in "Citygate at the dip" vertreten, einer Art kirchlichem Gemeindezentrum in Hollingdean Terrace. Vor allem aber genoss sie die Begegnungen und Veranstaltungen rund um das Festival.
"Da waren auch große Stars. Ich war umgeben von Kunst",, schwärmt die Malerin von Ausstellungebesuchen und Konzerten. In der ganzen Stadt waren Künstler vertreten und so entstanden nette Kontakte und Einladungen. Den weltbekannten Jeff Koons, der als Top-Artist des Festivals in der Brighton Museum & Art Gallery ausstellte, hat sie allerdings nicht getroffen. Dafür erzählt sie begeistert davon, dass sogar eine junge Ebernerin zu Besuch in ihrer Ausstellung war. Die junge Dame lebt zurzeit in London, hatte durch Zufall von Olbrichs Teilnahme in Brighton erfahren. Sie und viele andere Besucher waren von Olbrichs Arbeiten begeistert. Im Rückblick sagt Anne Olbrich: "Ja, Brighton, das war schon ein Highlight."
Bilder von Engeln Die 62-Jährige stellte in der britischen Stadt neben einer Reihe von Tierbildern und Tuschezeichnungen auch "Engelgedichte" aus, die sie nach lyrischen Texten des Kronachers Ingo Cesaro gemalt hatte. Die Texte stammen aus dessen im Jahr 2003 veröffentlichten Gedichtband "Schatten der Engel".
Literatur ist ohnehin eine der großen Inspirationsquellen für Anne Olbrichs Kunst, oft auch die Musik. Eine andere sind zeitgeschichtliche Themen, die ihr auf den Nägeln brennen, und bei vielen ihrer Bilder schwingen Eindrücke in der Natur und im Alltag den Pinsel. Ausdrucksstarke und leidenschaftliche Bilder, oft expressiv, mitunter figürlich greifbar, aber stets tiefgründig und in ihrer Emotionalität nur schwer zu erfassen.
"Engel male ich immer noch", sagt Anne Olbrich, "die sind unheimlich wichtig". Aber auch neue Tierbilder zählen zu ihren aktuellen Arbeiten. "Da sind wirklich witzige Sachen dabei, aber auch total verrückte", erzählt Anne Olbrich. Sie muss einfach malen.
Als Kind einer Landwirtsfamilie, in der es für so etwas Brotloses wie Kunst wenig Verständnis gab, hatte die heute in Ebern lebende Künstlerin erst relativ spät zu ihrer Passion gefunden. Da war sie längst verheiratet. Ihre technische Fertigkeit schulte sie zunächst beim Nachmalen berühmter Gemälde, und über die Jahre hinweg entwickelte sie, trotz ständigen Drangs zum Experimentieren und Neu-Entdecken, ihren ureigenen Stil.
Tief verschlüsselte Arbeiten Mindestens drei Jahrzehnte Malerei finden sich heute im privaten, auf etliche 100 Werke angewachsenen Archiv der Anne Olbrich, von denen die meisten expressionistisch sind, andere wiederum betont abstrakt, und wiederum andere überraschen dann durch ihren Realismus. Manche sind hübsch, dekorativ, andere wiederum ungeheuer aufgewühlt, düster und beklemmend. All das ist Anne Olbrich.
Kunstkritiker Michael Koller beschreibt ihre Werke als "Versuche, das Geheimnis des Lebens abzubilden und die damit verbundenen Wahrheiten zu suchen." In ihnen lege sie Spuren für sich und andere. "Die Arbeiten bleiben geheimnisvoll, tief verschlüsselt und auf mehreren Ebenen lesbar," urteilt der Fachmann vom Kunstreferat der Diözese Würzburg.
Bilder voller Kraft und Magie Doch all diese Werke eint eine ungeheure Dynamik, eine spannungsvolle, kraftvolle Bildersprache, der sich der Betrachter kaum entziehen kann. Sie zwingt ihm die Auseinandersetzung förmlich auf - und bereichert ihn.
Anne Olbrich kennen viele seit 1985 durch Einzel- und Gruppenausstellungen, unter anderem für das "Kunststück" des Landkreises Haßberge, und durch ihre Arbeit mit Kindern bei der Volkshochschule, aber auch durch Ausstellungen in Ebern, Memmelsdorf, Haßfurt, Coburg und Kronach, im Bamberger Antiquariat Murr und im Priesterseminar oder in Erlangen und Jena.