Das katholische Dekanat soll neu strukturiert werden. Das Grundkonzept steht, die Entscheidung naht, aber es geht um viel mehr als die Organisation.
Wenn es etwas Beständiges in dieser Welt gibt, dann ist es die Kirche. Jesus hat sie vor 2000 Jahren auf einen Fels gebaut. Das hat gehalten - bis heute. Allerdings ist in jüngster Zeit eher der Wandel ein Markenzeichen der katholischen Kirche geworden. Zwar nicht im Kern, im Glauben, aber in den von Menschen geschaffenen Strukturen.
Kaum sind - wie vor einigen Jahren geschehen - die Pfarreien, Kuratien und Filialen zu Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossen worden, muss schon wieder eine neue Organisationsform gefunden werden. Der Mangel an hauptamtlichen Kräften, vor allem an Priestern, macht veränderte Strukturen erforderlich. Vor einigen Jahren hat das Bistum Würzburg den Prozess "Pastoral der Zukunft - Glaubensräume entdecken" in Gang gesetzt. Er lief auch im katholischen Dekanat Haßberge und ist jetzt zu einem Ergebnis gekommen. Dieses Resultat muss "verkauft" werden, auf Akzeptanz stoßen. Deshalb wird es nicht als Folge eines Mangels angepriesen, sondern als eine neue Form, Inhalte und die Botschaft der christlichen Lehre weiterzugeben.
Wie ist die Situation? Das Bistum Würzburg besteht aus 20 Dekanaten. Eines davon ist das Dekanat Haßberge, das vor Jahren aus den beiden Dekanaten Haßfurt und Ebern gebildet worden ist. Das Dekanat ist nahezu identisch mit dem Landkreis Haßberge. Allerdings: Im Osten kommen einige Gemeinden aus dem Kreis Bamberg dazu (Baunach, Reckendorf, Mürsbach). Und mehrere Kreis-Haßberge-Pfarrgemeinden wie Kirchaich, Dankenfeld, Lembach, Roßstadt gehören zum Erzbistum Bamberg.
Das Dekanat Haßberge bilden zwölf Pfarreiengemeinschaften. Sie haben je einen Pfarrer. In der Theorie, denn aktuell sind einige Pfarrerstellen nicht besetzt. Dazu sind Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten hauptamtlich in der Pastoralarbeit tätig. Weitere hauptamtliche Kräfte, wie etwa Familienseelsorger, sowie Sekretärinnen in den Pfarrämtern kommen hinzu.
Wie geht es in die Zukunft? Mit drei pastoralen Räumen soll das geschehen. Sie teilen das Dekanat in die Regionen Ost, Süd und Nord-West. Über diese Struktur informierten in einem Pressegespräch in Haßfurt jetzt der Dekan Stefan Gessner (Pfarrer in Baunach), der Dekanatsreferent Günter Schmitt und Alfred Neugebauer vom Dekanatsrat; das ist die Laienvertretung des Dekanats mit 36 Mitgliedern (jeweils drei aus den bisherigen zwölf Pfarreiengemeinschaften).
Das Gebiet Ost bilden, etwas vereinfacht ausgedrückt, die bisherigen Pfarreiengemeinschaften Ebern, Pfarrweisach, Kirchlauter (mit Ebelsbach) und Baunach. Die Region Süd sind die vier Pfarreiengemeinschaften Rauhenebrach, Eltmann (mit Oberaurach), Knetzgau und Zeil/Sand. Und Nord-West besteht aus den Pfarreiengemeinschaften Haßfurt, Theres, Hofheim und Aidhausen/Riedbach.
Jeder der drei pastoralen Räume hat knapp 20 000 Katholiken. Im Durchschnitt elf hauptamtliche pastorale Mitarbeiter, davon drei Priester, sind pro Region vorgesehen. "Wir brauchen leistungsfähige Teams", die immer ansprechbar und erreichbar seien, betont Günter Schmitt. Das sei bisher bei den Pfarreiengemeinschaften nicht immer möglich gewesen. Vor allem dann nicht, wenn Stellen nicht besetzt waren oder Mitarbeiter ausfielen.
Werden sich die künftigen Stellen auch besetzen lassen? Dekan Gessner geht davon aus, dass das möglich ist, denn die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter in der Diözese würde dieser neuen Struktur mit ihrer Stellenanzahl entsprechen. Das Problem ist nur, wie es in der Vergangenheit schon aufgetreten ist, dass ein großer Teil der Beschäftigten lieber im Raum Würzburg tätig ist und nicht im entfernten Dekanat Haßberge. Es wird eine Herausforderung, dass sich hauptamtliche Kräfte für die drei Regionen im Dekanat Haßberge bewerben. Vorgesehen ist, dass die hauptamtlichen Kräfte nicht zentral an einem Ort sitzen, sondern im jeweiligen pastoralen Raum auf mehrere Orte verteilt werden.
Geplant ist auch, dass sich hauptamtliche Verwaltungsleiter um die Liegenschaften und Gebäude der Kirche kümmern werden. Damit würde den pastoralen Hauptamtlichen eine große Last genommen. Dekan Gessner wies darauf hin, dass aktuell ein Modellprojekt in der Diözese mit sieben Verwaltungsleitern läuft. Er hofft, dass es künftig einen Verwaltungsleiter pro pastoralem Raum im Dekanat Haßberge gibt.
Die drei pastoralen Räume sind zunächst einmal eine neue Organisationsform. Wichtiger sind die Inhalte. Mit der Reform will das Bistum das gesamte christliche Leben ankurbeln; es geht nicht nur um ein angemessenes Gottesdienst-Angebot. Es geht um christliches Leben in vielen Bereichen: Schulen, Kindertagesstätten, Seniorenzentren und so weiter. Und dazu braucht es Laien, weil Hauptamtliche allein die künftige Arbeit nicht mehr schultern können. Wie der christliche Glaube weitergegeben werden soll, entscheiden die Gemeinden vor Ort. Die hauptamtlichen Mitarbeiter der drei künftigen pastoralen Räume werden von Machern und Bestimmern zu Begleitern und Motivatoren. Günter Schmitt: "Die Gemeinden sollen selbstverantwortet das Leben gestalten. Die Menschen vor Ort sind die Entscheider." Die Gläubigen sollten selbst etwas entwickeln. Dafür gibt es zwar noch keine Rezepte oder Konzepte, hieß es bei der Pressekonferenz. Fest steht aber: Die Hauptamtlichen wollen und sollen dabei begleiten.
Kann das klappen? Der Dekanatsreferent aus der Pfarreiengemeinschaft Theres ist zuversichtlich. Sicherlich werde die Kirche mit dem neuen Konzept nicht alle erreichen können, aber Schmitt hofft, dass Neue nachrücken und mitwirken. Vor Ort entscheide sich das christliche Leben, betont Dekan Stefan Gessner. Er geht davon aus, dass es "ein langsames Zusammenwachsen" geben werde. Langsam bedeutet nach seiner Interpretation, dass es durchaus eine Generation lang brauchen könnte, um die neue Form der Pastoral umzusetzen.
Alfred Neugebauer ist skeptischer. Der Rentweinsdorfer befürchtet: "Wir werden Brüche erleben." Als Indiz führt er an, dass sich bisher tätige Pfarrgemeinderäte, teilweise in großer Zahl, künftig nicht mehr engagieren wollen.
Wie geht es weiter? Das neue Konzept ist nur ein Vorschlag. Ob er umgesetzt wird, entscheiden am Montag, 27. November, in einer gemeinsamen Sitzung in Hofheim der Dekanatsrat und die Seelsorgskonferenz (das sind die hauptamtlichen Kräfte im Dekanat). Danach muss das Bistum zustimmen. Günter Schmitt ist sehr zuversichtlich, dass sowohl in der Sitzung in Hofheim als auch in Würzburg grünes Licht gegeben wird, schließlich ist das Konzept in einem langen Prozess gemeinsam erarbeitet worden. Es mit Leben zu erfüllen, wird jedenfalls nicht leicht. Günter Schmitt: "Wir stehen vor einem Meilenstein."