Sie wurde durch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann, den stellvertretenden Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebern, Detlef Hauck, und Michael Will, Rettungssanitäter und Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge, an die Lebensretter überreicht, verbunden mit Worten des Dankes, der Anerkennung und dem Wunsch, dass mehr Bürger so vorbildlich handeln würden, wie diese "Kavaliere der Straße".
Viele Menschen halten nicht an
Denn, das ist leider nicht selbstverständlich, wie Polizeihauptkommissar Detlef Hauck deutlich machte. Nicht jeder kümmert sich um seine Mitmenschen in Not. "Wir nehmen täglich Verkehrsunfälle auf", sagte Hauck. "Immer wieder berichten Betroffene, dass viele Autos einfach vorbeigefahren sind und erst das sechste oder siebte Auto angehalten hat." Das Argument "es wird sich schon ein anderer kümmern" diene allzu oft leichtfertig als Ausrede, um nicht selbst zu handeln. Umso vorbildlicher hätten die drei Ersthelfer reagiert, "dafür haben sie Anerkennung verdient".
Das bestätigte auch Bürgermeister Hennemann. Er sprach den Lebensrettern seinen Dank aus, sie seien Vorbilder für die Gesellschaft und lebende Beispiele für Mitmenschlichkeit. Anderen zu helfen sollte selbstverständlich sein, sagte Hennemann, der selbst aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Ebern ist. Diese Selbstverständlichkeit, wie sie Sauerteig, Hümmer und Dorst bewiesen hätten, sollte für andere Verkehrsteilnehmer Ansporn und Vorbild zugleich sein, bei Verkehrsunfällen oder Notfällen nicht einfach wegzuschauen.
Ersthelfer sind in der Rettungskette das erste und wichtigste Glied, verdeutlichte Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge. Sie sind es, die an Ort und Stelle die ersten und wichtigen Schritte in die Wege leiten, dass Verletzten oder Erkrankten im weiteren Verlauf schnell und bestmöglich geholfen werden kann. Zur Ersten Hilfe ist jeder Bürger gesetzlich verpflichtet, doch nicht alle nähmen das ernst, bedauerte Will. Sauerteig, Müller und Dorst hätten alles richtig gemacht, sie hätten gehandelt und geholfen und der heutzutage viel zu oft herrschenden Gleichgültigkeit eine Absage erteilt.
Im Namen des BRK-Kreisverbandes Haßberge dankte er ihnen für deren Engagement und sprach Anerkennung aus: "Sie haben den Begriff Erste Hilfe sprichwörtlich in die Tat umgesetzt."
Hätten die drei nicht sofort mit der Reanimation begonnen und sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortgeführt, wäre der Senior mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr am Leben. Denn bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt sprichwörtlich jede Sekunde. "Mit jeder Minute, in der nach einem Kreislaufstillstand nicht mit der Wiederbelebung begonnen wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Betroffenen um zehn Prozent", verdeutlichte Will. Bereits nach fünf Minuten hätte er also nur noch 50 Prozent Überlebenschance, nach zehn Minuten sei so gut wie nichts mehr zu retten. "Das zeigt, dass Ersthelfern in der Anfangsphase eines medizinischen Notfalls die wichtigste Aufgabe zukommt." Wer Erste Hilfe leistet, kann nichts falsch machen, betonte Hennemann.
Reanimation per Telefonanleitung
Seit ein paar Jahren gibt es in Bayern die sogenannte Telefonreanimation (T-CPR), machte der BRK-Pressesprecher deutlich. Besteht bei einem Notruf der Verdacht darauf, dass ein Mensch einen Kreislaufstillstand erlitten hat, also nicht mehr atmet und keinen Puls mehr hat, leitet der Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle den Anrufer am Telefon dazu an, mit der Reanimation zu beginnen. Er erklärt Schritt für Schritt, was zu machen ist, gibt alle notwendigen Anweisungen und führt den Ersthelfer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch die gesamte Hilfsmaßnahme.
Diese Anleitung empfand auch Sauerteig als extrem hilfreich, wie sie am Donnerstag deutlich machte. Sie hielt am Handy Kontakt zur Leitstelle und gab alle Anweisungen an Müller und Dorst weiter, der die Reanimation durchgeführt hat. "Ohne die Anleitung am Telefon hätte ich gar nicht gewusst, was ich machen soll", beschreibt Sauerteig ihre Erinnerungen. "Ich war damals so dankbar für die Hilfe am Telefon."
Dass die Lebensretter die Auszeichnung "Kavalier der Straße" verliehen bekamen, hat Helmut Will in die Wege geleitet. Der freie Journalist aus Unterpreppach, pensionierter Polizeibeamter und ehrenamtlicher Leiter der Außenstelle Haßberge der Opferhilfsorganisation "Weisser Ring" hatte Ende letzten Jahres in einem Zeitungsartikel darüber berichtet, wie sich der Senior aus Ruppach bei seinen Lebensrettern bedankte. Die Schilderungen hatten ihn so beeindruckt, dass er die Auszeichnung in München beantragte.
Der Verleihungsausschuss sah alle Kriterien für die Auszeichnung der drei Ersthelfer erfüllt, gratulierte zu der Ehrung und sandte entsprechende Plaketten und Urkunden nach Ebern, mit der Bitte, diese in einem würdigen Rahmen an die Lebensretter zu verleihen.
Bürgermeister Hennemann, Polizeihauptkommissar Hauck und BRK-Pressesprecher Will nahmen die Verleihung im Beisein von Helmut Will vor. Ihm dankte Hennemann ausdrücklich für seine Initiative, die Auszeichnung angeregt und sich um alle Formalitäten gekümmert zu haben.
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