Die Welt braucht gute Witze

4 Min
Ist die Welt zum Lachen? Oft genug, findet der Zeiler Helmut Trautner. Ohne Humor erschiene ihm viel zu Vieles unerträglich. Foto: Andreas Lösch
Ist die Welt zum Lachen? Oft genug, findet der Zeiler Helmut Trautner. Ohne Humor erschiene ihm viel zu Vieles unerträglich. Foto: Andreas Lösch

Wie bringt man jemanden zum Lachen, was ist witzig und was nicht? Das haben wir die Autoren Helmut Trautner und Christian Ziegler gefragt.

Humor ist eine ernste Sache. Das merkt jeder, der sich schon einmal Gedanken darüber gemacht hat, was witzig ist und was nicht. Das birgt Konfliktpotenzial ohne Ende: Da haust du deinen besten Witz raus und er fliegt dir direkt um die Ohren. Während der eine in schallendes Gelächter ausbricht, verzieht der andere das Gesicht, ist womöglich beleidigt oder fühlt sich persönlich angegriffen. Ja, hat der denn keinen Sinn für Humor? Und wo bekommt man den überhaupt her?

Helmut Trautner glaubt: Jeder hat ihn. Nur ist er unterschiedlich ausgeprägt. Der Zeiler hat jahrzehntelange Erfahrung als Büttenrede- und Dialogschreiber und weiß: Nicht jeder Witz funktioniert so, wie man es sich gedacht hat. Das hat mehrere Gründe. Fest steht für Trautner: Timing ist ein hohes Gut. Ein Witz zum richtigen Zeitpunkt kann Wunder wirken, der gleiche Witz ein paar Minuten später zum Rohrkrepierer werden.

So war es zum Beispiel auch bei den über vier Stunden dauernden Sitzungen der Zeiler Narrenzunft: Eine tiefgründige, geschliffene Rede mit Wortwitz nimmt das Publikum besser zu Beginn der Sitzung auf, da sei die Konzentration noch hoch und der Alkoholpegel niedrig. Zu späterer Stunde herrscht mehr Gaudistimmung, da tut es auch einmal ein alberner Klamauk.

Timing und Verständnis

;

Humor setzt also Timing und Verständnis voraus. Außerdem findet Trautner: Lachen und lustig sein, das kann man lernen. Je älter man wird, desto leichter wird das, sofern man mit sich im Reinen ist, erklärt der 77-Jährige. "Das kommt mit dem Alter, man hat vielmehr Spaß, weil man nicht mehr so verkrampft ist wie früher." Freilich, das Alter kann einen auch ganz schön plagen: "Jetzt muss man bloß verschont bleiben von Gebrechen." Aber selbst dann sollte man sich ein Lachen nicht verkneifen, denn das entspannt, sagt Trautner. "Wer nicht lachen kann, der versäumt viel. Vor allem, wenn er nicht über sich selbst lachen kann."

40-jährige Karriere

;

Trautner war Mitbegründer der Zeiler Faschingssitzungen, 40 Jahre lang hat er jahrein, jahraus Büttenreden (für sich und andere Akteure), Liedtexte (für die Amsigallen) und Dialoge (für das Duo "Resi und Babett") geschrieben, im vergangenen Jahr hat er seine aktive Faschingskarriere beendet (auf den Tag genau nach 40 Jahren, es sei ein guter Zeitpunkt gewesen). Und jetzt? Schluss mit lustig? Nein, Trautner schreibt gerne noch auf, was ihm einfällt, fasst lustige Begebenheiten in kurzen Geschichten zusammen. Die Inspiration dazu liefert ihm "das tägliche Leben". Man müsse Augen und Ohren aufhalten, ständig passiere in der Welt etwas, über das man lachen könne.

Das Ganze noch etwas überspitzen, griffig formulieren, fertig ist der Witz.

Als ob es so einfach wäre... Helmut Trautner lacht, denn manchmal ist es alles andere als das: "Da fällt dir einfach nichts ein." Hockst vor dem weißen Papier und es kommt dir keine Pointe in den Sinn. Und dann wiederum gibt es Tage, Momente, da fließe es nur so aus dir heraus, erklärt Trautner. In einem Rutsch habe er manchmal seitenlange Dialoge geschrieben, die Einfälle dazu kamen ihm oft in der Badewanne. "Danach musst du dich aber gleich an den Schreibtisch setzen, sonst ist es weg."

Auch das ist ihm schon passiert: Die grandiose Idee vom Vortag war am nächsten Morgen verschwunden. Keine Notiz gemacht? Pech gehabt. Beim Fasching in Zeil waren natürlich auch viele Witze dabei, die sich auf lokale Geschehnisse beziehen, sagt Trautner. Das heißt: Wer aus Zeil und Umgebung kommt, der versteht die Pointe, ein Münchner dagegen wird sich schwer tun. Und, es gibt auch Grenzen des Humors, sagt Trautner, wobei die jeder woanders ziehe: Der eine hält mehr aus, der andere weniger. "Es kommt immer darauf an, wie man es verpackt." Für Trautner war es wichtig, bei seinen Vorträgen niemanden persönlich anzugreifen oder zu beleidigen.

Selbiges ist auch Christian Zieglers Anliegen. Er setzt sich ebenda die Grenzen. Der 38-Jährige schreibt Theaterstücke für die Stettfelder Freilichtbühne, und das sehr erfolgreich. Seine Werke werden sogar verlegt und von anderen Theatergruppen aufgeführt.

Figuren und Witze entstehen

;

Das verlangt, dass er seine Stücke nicht ortsbezogen schreibt, wobei die eine oder andere lokale Pointe freilich dazugehöre, "das setzt unser Stammpublikum voraus", erklärt er. Soviel künstlerische Freiheit bietet aber jedes Skript, dass man auch noch eine eigene Idee zum lokalen Geschehen mit einflechten kann. Sein Ansatz sei, dass er sich seine Figuren überlege und eine Rahmenhandlung. "Beim Schreiben entsteht dann der Witz", sagt Ziegler. Aber Witz ist nicht gleich Witz, da wird manches auch wieder verworfen, wie der Stettfelder erläutert: "Gewisse Grenzen müssen einfach da sein." Wie gesagt, persönlichen Angriffe oder Beleidigungen sind für Ziegler tabu, ebenso mag er keine Witze, die allzu plump sind, "es sollte ein gewisses Niveau da sein." So wird ein Witz auch mal gestrichen, wenn er allzu billig ist, manchmal fällt einem das ja auch erst etwas später auf. Albern darf es schon sein, findet Ziegler, aber eben nicht nur - die Mischung macht's. Auch Themen wie Tod oder Sex sind kein Problem, nur müsse man hier besonders darauf achten, nicht jeden naheliegenden Witz aufzugreifen und zu verwerten, um sich hinterher auf besagtes Niveau berufen zu können.

Funktioniert der Witz?

;

Hat Ziegler ein Theaterstück mit allen Dialogen und Handlungssträngen fertig geschrieben (dazu benötigt er seinen Angaben zufolge in der Regel etwa drei Wochen tägliches, konzentriertes Arbeiten), ist das erst die halbe Miete. Es folgen weitere Schritte. Die Schauspieler lesen ihre Rollen und dabei achten die Stettfelder Theaterleute darauf: Was funktioniert, was nicht? Lässt sich das geschriebene Wort schauspielerisch gut umsetzen, funktionieren die erdachten Gags, sind die Handlungen der Personen nachvollziehbar?

Ziegler macht sich dann in weiteren Arbeitsschritten daran, den Text nachzubessern, gegebenenfalls umzuschreiben, ihm den Feinschliff zu verpassen. Seit fünf Jahren ist er Theaterstückeautor und auch, wenn jede Menge Arbeit in seinen Skripten steckt: "Es ist eine Arbeit, die Spaß macht", sagt der 38-Jährige. Humor kann also anstrengend sein, aber eben auf eine lustige Art und Weise.