Der Tourismus im Landkreis wächst weiter

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Susanne Volkheimer (links) und FT-Volontärin Lisa Kieslinger im Biergarten "Fränkischer Hof" in Hofheim. Die Tourismusexpertin hat bewusst diesen Ort für das Interview ausgesucht: Biergärten und Heckenwirtschaften sind wichtig für den Tourismus im Landkreis. Foto: Leah Krug
Susanne Volkheimer (links) und FT-Volontärin Lisa Kieslinger im Biergarten "Fränkischer Hof" in Hofheim. Die Tourismusexpertin hat bewusst diesen Ort für das Interview ausgesucht: Biergärten und Heckenwirtschaften sind wichtig für den Tourismus im Landkreis. Foto: Leah Krug

Naturidyll, Kultur, historische Fachwerkhäuser - damit punktet der Landkreis Haßberge bei Touristen.

Naturidyll, leckeres Essen in Heckenwirtschaften und Fahrradtouren entlang des Mains - der Landkreis Haßberge ist ein Paradies, und das entdecken nach und nach auch immer mehr Touristen. Egal ob per Wohnmobil, Bus oder Fahrrad - immer mehr Auswärtige erobern den Landkreis. Im Sommerinterview erklärt Susanne Volkheimer, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Haßberge, was für Touristen das Besondere hier ist und wo der Landkreis seine Potenziale noch mehr ausschöpfen könnte.

Wie hat sich der Tourismus im Landkreis entwickelt?
Susanne Volkheimer: Die Freizeit- und Tourismuswirtschaft im Landkreis hat sich durch viele Initiativen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.
Messbar wird dies durch neue Angebote: das Dokumentationszentrum im Zeiler Hexenturm, das Burgeninformationszentrum in Altenstein, das Dokumentationszentrum zum Historismus an der Ritterkapelle, das Museum "Jüdische Lebenwege" in Kleinsteinach.

Nicht zu vergessen die Angebote im Aktivbereich zum Laufen, Radfahren und Wandern sowie der Zusammenschluss der Winzer im Abt-Degen-Weintal, Brauer und Direktvermarkter. Auch zählen hierzu neue Veranstaltungsreihen, Konzerte oder öffentliche Führungen.

Wie sieht das in Zahlen aus?
Im Übernachtungstourismus konnte seit 2010 ein Zuwachs von über 30 Prozent an Übernachtungen, bei den Ankünften sogar um über 50 Prozent verzeichnet werden. Ebenso hat sich das Bettenangebot von circa 1776 Betten auf über 1955 Betten, trotz Abnahme der geöffneten Betriebe, leicht positiv entwickelt.

Dazu tragen private und kommunale Initiativen wie das aktive Leerstandsmanagement der Hofheimer Allianz, der Ausbau von neuen Ferienwohnungen, die Erweiterung und Neueröffnung von Unterkunftsbetrieben, von Tagungs- und Seminarhäusern bei.

Wo gibt es Nachholbedarf?
Die Marktbedingungen entwickeln sich stetig weiter, die Gästebedürfnisse verändern sich, und wir stehen im Wettbewerb mit anderen touristischen Regionen. Schauen wir uns nur einmal den Radtourismus und aktuelle Entwicklungen an: Der E-Bike-Markt boomt und die Bedürfnisse der Radfahrer verändern sich.
Da reicht es nicht mehr, mit einem gut markierten Radwegenetz punkten zu können.

Radfahrer beschäftigen sich mit Fragen: Wo kann ich mein wertvolles Bike sicher parken?
Gibt es Fahrradabstellanlagen, Fahrradboxen, Aufbewahrungsmöglichkeiten für das Gepäck, wenn ich mir Sehenswürdigkeiten anschauen möchte? Gibt es Stadtführungen mit dem Rad, geführte Touren, Radservicestationen oder eine Fahrrad-App in der Region?

Was bringt der Tourismus dem Landkreis?
Natürlich trägt die Freizeit- und Tourismuswirtschaft im Landkreis durch die Angebote und besonders durch die Vielfalt dazu bei, die Lebensqualität der Bevölkerung zu steigern. Zudem wird das Image der Region positiv beeinflusst und auch im Standortwettbewerb wird die Ansiedlung von Personen und Unternehmen somit unterstützt.

Wie sieht der Umsatz aus?
In 2014/15 wurde der Wirtschaftsfaktor Tourismus in Franken für die Tourismusgebiete Haßberge und Steigerwald vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr ermittelt. Eckdaten wie die generierten Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben, Übernachtungen bei Bekannten, die Zahl der Tagesreisenden sowie die durchschnittlichen Ausgaben werden hoch gerechnet. Abgebildet auf den Landkreis Haßberge sprechen wir von einem Bruttoumsatz von circa 40 Millionen Euro, die durch den Wirtschaftsfaktor Tourismus generiert werden. Hiervon profitieren das Übernachtungsgewerbe, die Gastronomie, die Freizeiteinrichtungen, der Einzelhandel und weitere Dienstleister.

Was wollen die Urlauber?
Wir haben 2015/2016 eine Gästebefragung bei Urlaubsreisenden durchgeführt, und hier wurde deutlich, dass unsere Gäste die Natur erleben möchten. Angebote zum Wandern, Radfahren, Genuss und der Kultur werden geschätzt. Es sind Familien, Aktivtouristen und Kulturliebhaber.

Womit punktet der Landkreis?
Die Stärken sind eindeutig die intakten Naturlandschaften, die abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaften im Naturpark Haßberge und Steigerwald, die Ruhe, die Idylle und die kulturhistorischen Bauwerke wie Burgruinen, Landschlösser, Kirchen und Ortsbilder, die durch historische Fachwerkhäuser geprägt sind. Doch was wären diese Stärken ohne die seit Jahrzehnten gewachsenen Identitäten der Menschen, das Brauchtum, die Feste und der Menschen, die hier leben.

Der Tourismus und der Tourismusverband im Landkreis Haßberge

Definition Beim Tourismus spricht man von der Freizeit- und Tourismuswirtschaft, einem Wirtschaftszweig, der zum einen Gäste - also auch die Bewohner im Kreis - und zum anderen Gäste aus der nahen und fernen Umgebung mit Angeboten der Gastronomie, der Übernachtungsbetriebe, der Freizeitwirtschaft (Museen, Schwimmbäder, Veranstaltungen, Rad- , Wander- und Laufwegen) ansprechen möchte.

Zahlen Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik wurden im letzten Jahr 220 222 Übernachtungen in Betrieben ab 10 Betten gezählt. Hierzu kommen die Übernachtungen in Betrieben bis zu 10 Betten. Diese müssen ihre Übernachtungszahlen nicht melden, so dass die Zahl auf 300 000 hochgerechnet wird. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 1,9 Tage, die durchschnittliche Auslastung 26,5 Prozent.

Tourismusverband Susanne Volkheimer ist für die Arbeitsgemeinschaft Landkreistourismus Haßberge und den Tourismusverband Haßberge zuständig. Zu ihren Aufgabenfeldern gehört zum Beispiel das touristische Marketing, die Abstimmung und Bündelung der touristischen Angebote und die Weiterentwicklung dieser sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Verbesserung.

"Vernetzt arbeiten wir mit der Bayern Tourismus Marketing GmbH in München, mit dem Tourismusverband Franken e.V. in Nürnberg, den TouristInfos im Gebiet, Kommunen, Landkreisen, Kultureinrichtungen, Beherbergungsbetrieben, Freizeitanbietern, den Naturparken, dem Tiefbauamt zum Radwegenetz, zu Förderprojekten mit dem Regionalmanagement und Weiteren zusammen", erklärt Volkheimer.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Lisa Kieslinger