Die Stadt Haßfurt wagt in diesem Sommer ein Experiment. Zum ersten Mal schließt der Jugendtreff "Dragon" in der Amtskellergasse seine Türen und verlagert seinen Standort ins Freibad. Wie das ankommt? Gut!
Vor zwei Jahren fuhr Gerhard Kastner den Kindern noch hinterher. Der Leiter des Haßfurter Jugendtreffs "Dragon" kurvte mit einem Bus durch die zehn Stadtteile Haßfurts und machte mit einem Megafon auf sich aufmerksam. "Das hat zwar funktioniert, aber ich dachte mir: Wir sollten dorthin, wo die Kinder sind."
Dort ist er jetzt. Noch bis 22. August hat der Jugendtreff im Haßfurter Erlebnisbad zwischen dem Kinderspielplatz und dem Volleyball-Platz Stellung bezogen. "Es ist zwar ein bisschen ungünstig, dass wir vom Eingang aus nicht zu sehen sind, aber dafür haben wir hier viel Platz - und den Sand-Platz", freut sich Gerhard Kastner.
Der Sozialpädagoge ist es gewohnt, für seine Sache Werbung zu machen. Darum organisiert er immer wieder Durchsagen und schickt zwei Teenager los, um auf dem Rasen zwischen den Badegästen ein paar Runden mit dem E-Skateboard zu drehen.
Die elektronischen Boards werden durch Gewichtsverlagerung gesteuert und durch eine Funk-Fernbedienung beschleunigt beziehungsweise gebremst.
Sicherheit geht vor "Eigentlich können die Dinger 40 Stundenkilometer erreichen, aber die hier laufen nur Schrittgeschwindigkeit", erklärt Gerhard Kastner. Er ergänzt: "Wir gehen auf Nummer sicher" und deutet auf einen Berg aus Protektoren und Helmen.
Die Sportgeräte kommen sehr gut an. Gerade saust der zwölfjährige Lorenz Eck durch die Eishalle - hier gehören die E-Skateboards eigentlich hin. "Ich habe das schon öfter gemacht. Mein Vater arbeitet hier", verrät der Schüler. Dann zeigt Lorenz, was er kann - im Sitzen, im Stehen, mit oder ohne Haltegriff. Für den Jugendtreff sind die E-Skateboards das Zugpferd an Schlecht-Wetter-Tagen.
Bei Regen können die Besucher des "Dragon" in die angrenzende Eishalle ausweichen - und dort die Skateboards ausprobieren. Normalerweise steht E-Skaten nämlich nur Mittwochs auf dem Programm.
Flexibles Spaßprogramm Apropos Programm: Gerhard Kastner und seine vier Mitstreiterinnen Diana, Karina, Anna-Lena und Lena haben sich einiges einfallen lassen. In der ersten Woche ist ein Spielmobilwagen, in der zweiten eine Hüpfburg und in der dritten Woche sind Spielkisten des Kreisjugendrings vor Ort. Es gibt Wettbewerbe, Brennball-Turniere oder eine Olympiade. "Aber wir sind auch flexibel", sagt Gerhard Kastner. Wenn uns die Kinder und Jugendlichen etwas vorschlagen, versuchen wir es möglich zu machen."
Die Standortverlagerung des "Dragon" ins Schwimmbad ist ein Pilotprojekt.
Erst die Kooperation der Städtischen Betriebe und der Stadt Haßfurt haben das erste Mal ein offenes Sport- und Spielangebot im Freibad möglich gemacht. Allerdings spielt sich das ausschließlich auf dem Trockenen ab. Investiert wurde in das Experiment nur wenig. "Wir arbeiten mit dem Material, das wir haben und werden von freien Mitarbeitern unterstützt", erklärt Kastner. Auch im Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen respektiert er deren Autonomie und Freiheit: "Die Kinder können kommen und gehen, wie sie wollen."
Der Jugendtreff ist bis 22. August jeweils montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr vor Ort und beschäftigt Kinder und Jugendliche auf dem Trockenen.