Im Eberner Anlagenring hat Eberhard Ponader eine beeindruckende Skulptur geschaffen, mit der er die dramatische Lage in Syrien anprangert.
Der Wald hat über lange Jahre hinweg das Leben von Eberhard Ponader. Als Forstbeamter war der inzwischen pensionierte Eberner mit dem Wald "verwurzelt", er war sein Arbeitsplatz. Während seiner aktiven Dienstzeit standen bei dem heute 75-Jährigen der nachhaltige Waldbau, die Holzgewinnung und das betriebswirtschaftliche Arbeiten im Vordergrund. Das Holz hat ihn bis heute nicht losgelassen. Er gestaltet, vor allem mit der Motorsäge, sehenswerte Skulpturen. Sein aktuellstes Werk: der "Adlerbaum." Er ist in der Karl-Hoch-Anlage zu sehen.
Dort stehen im Rund am Denkmal "Werden - Sein - Vergehen", das von der renommierten Bildhauerin Yrsa von Leistner stammt, acht Ahornbäume die in die Jahre gekommen sind. Die Bäume entfernen wollte die Stadt
Ebern nicht, aber gekürzt mussten sie werden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die Idee der Stadt im April 2016: Ein Gestaltungswettbewerb, aus Baumstümpfen etwas zu schaffen, zu dem alle Hobbykünstler aufgerufen wurden. Das hat Forstmann Ponader dazu inspiriert, an einem Baumstumpf die Säge anzusetzen. Daraus entstand in etwa 50 Arbeitsstunden die Skulptur "Adlerbaum."
Den Adler im Kopf
Ponader hat schon viele Figuren mit Motorsäge und Schnitzwerkzeugen geschaffen, vor allem Wildtiere, was bei einem Förster naheliegt. "Ich hatte schon lange im Kopf einen Adler zu schnitzen, diese Tiere faszinieren mich", sagt der Pensionär. Er hat sich mit Helen Zwinkmann, Tourismusexpertin der Stadt Ebern, in Verbindung gesetzt. "Wir haben beide überlegt, welche Skulptur aus einem der Ahornbaumstümpfe dem Ort am Denkmal ,Werden - Sein - Vergehen' gerecht werden könnte, sagt Ponader.
Ihm sei dann die Idee gekommen; eine Skulptur zu schaffen, die auf das Leid syrischer Flüchtlinge hinweist. Klar sei für ihn am Anfang seiner Überlegungen gewesen, eine syrische Frau als Symbol des Leides in Syrien zu schaffen. "Unzählige Bilder habe ich mir im Internet herausgesucht, mit dem Frauenkopf wollte ich auf das Leid in dem Bürgerkriegsland hinweisen." Das sollte aus der Mimik deutlich werden, sagt der Künstler. Die syrische Frau, als Symbol der gepeinigten Zivilbevölkerung ließ ihn nicht mehr los."Nach langen Überlegungen habe ich mit entschlossen mit der Skulptur ein Symbol der Macht, ein Symbol des Leides und ein Symbol des Bösen zu vereinen", sagt der Forstmann. Den Adler, den König der Lüfte, setzt er als kraftvolles Symbol der Macht, als Angreifer aus der Luft, ein. Als Symbol des Bösen fungiert die Schlange.
Schwere Arbeit
Eine Skizze entstand. "Die Proportionen zu dem etwa drei Meter hohen Baumstumpf mussten passen, da habe ich ganz schön lange daran rumgedoktert", sagt Ponader. Aber schließlich war es soweit. Er konnte sich mit Säge und Schnitzwerkzeugen an die Arbeit machen. Im Oktober hat er begonnen. Männer vom Bauhof der Stadt Ebern " haben mir das Gerüst um den Baum gebaut, sodass ich gut arbeiten konnte.""Mehr als drei Stunden am Stück habe ich nicht gearbeitet, da lässt dann die Konzentration nach und in meinem Alter auch die Kraft", lächelt der sympathische Forstmann.
Ahorn ist ein relativ hartes Holz. Es eigne sich aber gut für solche Arbeiten, da es sehr kurzfaserig ist und sich deshalb gut bearbeiten lasse. Seine Fertigkeiten habe er sich selbst angeeignet, auch wenn er mal an einem Schnitzkurs teilgenommen habe.
Die erste Frau
"Übriges", sagt er als er auf den Frauenkopf der Skulptur zeigt, "es ist das erste Mal, dass ich ein menschliches Gesicht schnitzte." Bisher waren es nur Tiere: Eulen, Esel, Ochs, Bären und Wildsauen.
Das Lob, dass ihm der "Adlerbaum" gut gelungen ist hört Eberhard Ponader sicher gerne, er ist aber bescheiden zurückhaltend. Die Idee des Forstmannes und Künstlers sie in die Wirklichkeit umzusetzen, ist ihm gelungen. Der imposante angreifende Adler mit seinen mächtigen Schwingen symbolisiert den Angriff aus der Luft, mit denen das syrische Volk tagtäglich konfrontiert ist. Die Frau mit Kopftuch drückt mit ihrer Mimik das Leid des gequälten und gepeinigten syrischen Volkes aus und die von unten nach oben alles umfassende Schlange vermittelt das Böse des sogenannten islamischen Staates.
"Ich möchte dafür nichts haben, am Leid des syrischen Volkes will ich nichts verdienen", sagt Eberhard Ponader auf eine entsprechende Frage. Die Skulptur des Försters a.D., geschaffen aus "einem Guss", ist sein ganz persönlicher Beitrag, auf das schreckliche Geschehen im Bürgerkriegsland Syrien aufmerksam zu machen. Was dort vor der Weltöffentlichkeit passiert, bedrückt ihn sehr, wie aus dem Gespräch deutlich wird.
Er blickt auf den Gedenkstein "Werden - Sein - Vergehen" und würde sich wünschen, dass der Krieg in Syrien und an weiteren Brennpunkten von Krieg und Gewalt in der Welt bald Vergangenheit sein möge. Dass das nur ein frommer Wunsch ist weiß der ergraute Forstbeamte wohl.