"Chance für die Stadt"

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Stadtbildprägend, aber leider zutiefst marode ist der Hunderte von Jahren alte Fachwerkbau im Zentrum der Stadt. Sollte Haßfurt wirklich ausgerechnet hier sparsam sein und geizen? Foto: Stadt Haßfurt
Stadtbildprägend, aber leider zutiefst marode ist der Hunderte von Jahren alte Fachwerkbau im Zentrum der Stadt. Sollte Haßfurt wirklich ausgerechnet hier sparsam sein und geizen? Foto: Stadt Haßfurt

Der Verein Kulturforum sieht in der musealen Nutzung des früheren Gebäudes der Hypobank in der Kreisstadt den richtigen Weg.

Geld hat Haßfurt immer gerne ausgegeben - sich dabei aber auch geziert. Die Stadt ist nicht arm. Das geplante Vorhaben, mit der Sanierung des großen Fachwerkhauses gegenüber dem alten Rathaus ein Museum einzurichten, sorgt für Disput. Blickt Bürgermeister Günther Werner in den Stadtrat, so erkennt er klar: "Es gibt eine Abteilung, die ist dafür und eine Abteilung, die ist dagegen."

Am Montag, 13. März, könnte eine Grundsatzentscheidung im Stadtrat fallen: Ja oder Nein für ein Vier-Millionen-Euro-Vorhaben. Obwohl doch 90 Prozent Fördergeld winken. Der Pferdefuß sind die laufenden jährlichen Kosten für ein Museum. Geplant ist, ein Kunsthaus mit Werken des Künstlers Herman de Vries in dem historischen Gebäude einzurichten.


"Erst mal ins Minus"

Gegnern erschließt sich der Nutzen nicht: Was hätten die Haßfurter selbst davon? 250 000 bis 300 000 Euro im Jahr nur für ein Museum? Besser in die Vereine investieren oder in bessere Verhältnisse für die Geschäftswelt, heißt es.

Für Bürgermeister Günther Werner ist "Kritik vollkommen okay". Er versteht jeden, dem es nicht geheuer ist, dass die Stadt für professionelle Museumsleitung und Marketing "erst mal ins Minus" gerät. Es gibt aber auch gute Gründe dafür.

Bürgermeister Werner führt wichtige Investitionen der Vergangenheit in Haßfurt an, die die Attraktivität der Kreisstadt letztlich gestärkt haben: Nostalgische Erinnerungen erzeugt das einst winzige Freibad am TV-Gelände oder das alte BayWa-Lagerhaus. Was wäre Haßfurt heute ohne Erlebnisbad, ohne Eishalle, ohne Stadthalle?
Der Vorsitzende des Kulturforums Haßfurt, Horst Hofmann, ist überzeugt davon, dass ein Kunsthaus als "Leuchtturm-Projekt" in dieser Reihe eine Chance und ein weiterer Leuchtpunkt für die Stadt ist und sie von dem großen Risiko der Sanierung befreit. Jenseits aller finanziellen Berechnungen ist für Hofmann im Kern klar: "Warum macht man so etwas? Weil man stolz ist auf die Stadt. Es ist für die Haßfurter."


Das ist die Faktenlage

Der Informationsabend des Kulturforums am Donnerstag, 9. März, um 19 Uhr in der Stadthalle soll Hintergründe beleuchten: Architekt Peter Gieseggi beschreibt den Zustand des Gebäudes, das die Stadt vor gut zwei Jahren für knapp 200 000 Euro gekauft hat. Katharina Winterhalter wird die internationale Bedeutung und das Niveau von Hermann de Vries erhellen. Der in Eschenau bei Westheim lebende Gegenwartskünstler hat die Bereitschaft erkennen lassen, Haßfurt für das Museum immerhin eine Sammlung im Wert von etwa einer Million Euro zur Verfügung stellen zu wollen.

Horst Hofmann konkretisiert die grundlegende Idee: Das Kunsthaus soll eine lebendige Kunststätte sein - für Kinder soll es Workshops geben; es soll neben der De-Vries-Sammlung Platz bieten für aktuelle Ausstellungen, und es soll die Verbindung zum Steigerwald herstellen. Schließlich ist der Steigerwald de Vries' "Atelier".
Mit der Idee können sich offensichtlich immer mehr anfreunden: Das Kulturforum verzeichnete in den letzten Wochen einen Mitgliederzuwachs. Hofmann spricht von "einer ganzen Reihe von Eintritten".
Auch die Stadt war, wie Günther Werner berichtet, nicht untätig und hat Firmen angeschrieben, um Förderer und Mäzene zu gewinnen. Der Rücklauf ist, das gibt Werner offen zu, mit "vier Rückmeldungen aus unserer Gegend" überschaubar. Große Firmen teilten mit, sie fänden das Projekt hervorragend, es befinde sich nur leider nicht bei ihnen in der Region.


Der Bürgermeister gibt Führungen

Manchen Bürger führte Werner sogar durch das Gebäude - und hörte am Ende: "Eigentlich ist gar keine andere Lösung möglich". Der Bürgermeister steht für Führungen bereit, denn: Bei keiner anderen Variante fließt so viel Fördergeld. Rein rechnerisch entspricht es den laufenden Kosten in zehn Jahren.
Die Zeit drängt: Gefache drohen auszubrechen, das Dach ist marode. Käufer? Gäbe es, erklärt Werner, die würden aber das "Erdgeschoss nutzen - und den Rest verfallen lassen".
An Crowdfundig hat Günther Werner auch gedacht. "Aber das kann die Stadt gar nicht schultern. Es ginge, wenn das jemand in die Hand nehmen würde".