Der Nager richtet am Albersdorfer Mühlbach Schaden an. Bei einer Versammlung wurde viel geschimpft, aber auch sachlich informiert.
Der Biber sorgt in Albersdorf für Aufregung. Seine Dämme, die er zwischen Albersdorf und Neuses im Wasserlauf des Mühlbaches auf knapp 1500 Metern gebaut hat, erzürnen die Gemüter, vor allem bei den Wiesenbesitzern entlang des Baches. Teils in scharfem Ton wurde in einer Versammlung am Donnerstagabend im Gemeinschaftsraum gesprochen.
Die Leute wollen Klarheit, wie es mit dem Nager weitergehen soll. Aus der Versammlung konnte mitgenommen werden, dass sich der Biber weiter vermehren wird, aber auch, dass in Einzelfällen Hilfe durch den Naturschutzwart und Biberberater und die untere Naturschutzbehörde geboten werden kann.
Eifriger Nager
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) hatte als fachkundige Referenten Andrea Eberlein, Fachkraft für Naturschutz beim Landratsamt Haßberge und Wolfgang Lappe, Naturschutzwart und Biberberater geladen. "Der Biber breitet sich immer mehr aus und nimmt unsere Gewässer in Beschlag. Aus Sicht des Naturschutzes ist das positiv, bringt aber auch Probleme für die Grundstückseigentümer mit sich", sagte Hennemann.
Wolfgang Lappe stellte den emsigen Nager vor, der 130 Zentimeter lang werden kann und bis zu 30 Kilogramm wiegt. "Der Biber ist Vegetarier, Holzfäller und Wasserbauer und ist streng geschützt", so Lappe. Mit scharfen Zähnen und einen Beißdruck von 120 Kilogramm pro Quadratzentimeter gelinge es ihm, relativ große Stücke aus dem Holz zu beißen - er könne Bäume bis zu einem Durchmesser von 80 Zentimetern fällen. "Wir dürfen die Bäume nicht fällen, der Biber darf es machen", lautete ein Zwischenruf.
Rasch ausgebreitet
Erste Spuren des Bibers seien im Landkreis im Jahr 2002 in Sand am Main zu finden gewesen, in Ebern im Jahr 2006, berichteten die Fachleute. Zahlreiche Bäche im Landkreis seien inzwischen vom Biber "voll besetzt." Im Albersdorfer Mühlbach habe der Nager seit 2016 ein festes Revier. Siebenmal hat der Nager zwischen Albersdorf und Neues a.R. auf knapp 1500 Metern den Bach aufgestaut. Klar sei, dass der Biber mit der Zeit alle Gewässer besetzen werde.
Andrea Eberlein zeigte auf, dass der Biber geschützt sei und es unter Strafe stehe, wenn dieser verfolgt oder seine Dämme zerstört würden. Der Biber sei ein Dienstleister hinsichtlich der Renaturierung und Reinigung von Gewässern, des Hochwasserschutzes, und er fördere die Artenvielfalt.
"Die Artenvielfalt hat es auch schon vor dem Biber bei uns gegeben", war ein Einwand.
Man könne einiges tun, um Schäden durch den Biber zu vermeiden oder diese in Grenzen zu halten, betonten Eberlein und Lappe. Für Schäden gebe es einen Ausgleichsfonds. Die Referenten verwiesen eindringlich darauf, dass Maßnahmen immer mit der unteren Naturschutzbehörde abzusprechen seien, bzw. von dort vorgenommen werden.
Ortstermin soll's richten
In der Diskussion wurde auch das Hochwasserkonzept für Neuses angesprochen. Hier meinte Bürgermeister Hennemann, dass die Biberdämme zwischen Albersdorf und Neues sich sogar günstig auf ein Hochwasser auswirken könnten, weil dadurch das Wasser nicht ungehindert weiterfließe, sich ausbreite und langsamer in Neuses ankäme. Manfred Burkard kritisierte: "Da wird seit elf Jahren nur geredet, passiert ist noch nichts".
Der Bürgermeister hielt dem entgegen, dass Planungsschritte vorgenommen werden müssen, die dauern. Ein Konzept liege vor und es gehe jetzt um dessen Umsetzung. In die Überlegungen müssten auch die Biber mit einbezogen werden.
Andrea Eberlein schlug vor, zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt und der Stadt Ebern, bei einem Ortstermin nach einer Lösung zu suchen, wie Hochwasserschutz und Biber vereinbar wären.
Jürgen Hennemann zeigte sich überzeugt, dass eine Lösung gefunden werden könne: "Jeder will in einer intakten Natur leben und da muss halt auch auf den Biber Rücksicht genommen werden."
Mit dem Biber verhält es sich ähnlich wie mit den Graugänsen in Naturschutzgebieten wie z. Bsp. in Sand/M.
Mit viel (auch finanziellen) Aufwand wird eine Grundlage für eine Artenvielfalt geschaffen. Doch dann treten ein paar ansässige Landwirte (als Naturschützer bestens bekannt - Tiere haben nur eine "Daseinsberechtigung" als Nutztiere) auf den Plan.
Wieviel Grundstückseigentümer gibt es eigentl. in dem betroffenen Gebiet in Albersdorf? (die Überschrift "Biber erzürnt die Albersdörfer" ist hier irreführend)
Es werden Fragen aufgeworfen, wie z. Bsp. "der Biber darf Bäume fällen und wir nicht", die sich an Banalität nicht übertreffen lassen.
Den meisten Landwirten geht es meiner Meinung nach in solchen Fällen vorrangig um eine lukrative Entschädigung aus dem Ausgleichsfond. Und um sonst nichts - um die Natur schon gar nicht.