Johannes Hofmann wird manchmal zum Geburtstag verschenkt. Er liebt diesen Moment, wenn er nach vorne kommt und das verblüffte Geburtstagskind von einem Gast erfährt: "Ich habe mir etwas ganz Besonderes überlegt: Ich schenke dir ihn." Noch mehr liebt er es, dann beruhigend hinzuzufügen: "Keine Sorge, ich bin kein Stripper."

Eigentlich ist der 29-Jährige aus Ebermannstadt Finanzwirt. In den letzten fünf Jahren hat er am Finanzamt in München gearbeitet und ist erst vor kurzem wieder zurück in seine oberfränkische Heimat nach Bamberg gezogen.

Aber an manchen Abenden ist er der Zauberer Joe von Enjoy Magic, in rotem Hemd, schwarzem Anzug und schwarzem Sakko mit unzähligen Innentaschen, "in die passt so viel rein wie in eine Damenhandtasche", schätzt er. Den Platz braucht er auch, denn er hat sich auf Zaubershows für Erwachsene spezialisiert und dabei besonders auf die Close-up- oder Tisch-Zauberei. Anders als bei einer klassischen Bühnenshow mit aufwendigen Requisiten trägt er bei diesem Format alles, was er benötigt, bei sich und kommt damit an die Tische, direkt zu den Gästen.

Gebucht wird er für unterschiedliche Veranstaltungen und Bedürfnisse der Gastgeber, etwa für eine Hochzeit, bei der das Brautpaar möchte, dass die Gäste unterhalten werden, während sie beim Fotoshooting sind, für Firmenfeiern, bei denen zwischen den Gängen eine Einlage gewünscht ist, oder eben bei Geburtstagsfeiern, zum Auflockern der Stimmung.

Das ist manchmal gar nicht so einfach. "Auf jeder Familienfeier gibt es diesen einen mürrischen Onkel. Den erkenne ich sofort, wenn ich an einen Tisch komme", schmunzelt Hofmann und sieht es als besondere Herausforderung an, sein Interesse zu gewinnen.

Besonders gern arbeitet er mit Spielkarten, weil es hier viefältige Variationsmöglichkeiten gibt. "Manche im Publikum sind da zwar erstmal skeptisch und sagen: ,Kartentricks kenn ich'. Aber das ist, als würde man sagen: ,Autos kenn ich'. Das kann halt alles sein, von einem Trabbi bis zu einem Porsche."

Manchmal lässt sich die Skepsis der Zuschauer zur Einleitung eines Tricks nutzen. Er beginnt zum Beispiel mit der Bemerkung, dass Trickdiebstahl weit verbreitet ist und man vorsichtig sein muss. Dann gibt er einer Zuschauerin eine Spielkarte aus dem Kartendeck, etwa die Pik vier, die sie fest zwischen den Händen halten soll. Er kündigt an, dass er ihre Karte mit seiner Karte, der Herz Dame, klauen wird und nach wenigen Bewegungen ober- und unterhalb der geschlossenen Hand haben die beiden Karten tatsächlich ihren Platz getauscht.

Das Kindliche wecken

"Nach einem Trick wollen viele Zuschauer mehr sehen, oder wissen, wie er funktioniert hat - verdächtig oft auch der mürrische Onkel", erzählt Hofmann. Dem ersten Wunsch gibt er gerne nach, zweiterem nicht. Er möchte das Kindliche in seinem Publikum wecken, inklusive offener Fragen. "Wenn man heute als Erwachsener etwas nicht versteht, fragt man gar nicht mehr, sondern guckt im Internet nach. Man denkt, dass alles logisch erklärbar sein muss. Muss es aber nicht. Man kann doch auch einfach mal etwas hinnehmen und sich verzaubern lassen." Auf die Frage "Wie machen Sie das?" antwortet er deshalb prinzipiell nur "Ziemlich gut", und will lieber, dass seine Zuschauer selbst über den Trick nachdenken.

Eine Frage, die Hofmann ebenfalls häufig hört, ist, was er neben dem Zaubern mache. "Wenn ich dann sage, dass ich hauptberuflich Finanzwirt bin, denken viele Leute, ich meine das nicht ernst. Vielleicht ist es schwer vorstellbar, dass man trotz eines Bürojobs kreativ sein kann." Er mag den Ausgleich aber und will sein Hobby nicht ganz zum Beruf machen.

So abwegig scheint es nicht zu sein, einen Zauberer im Finanzamt zu treffen. Dort hat Hofmann während seiner Ausbildung immerhin Andreas Polster kennengelernt und ihn für die Zauberei begeistert. Inzwischen sind die beiden Geschäftspartner und Unternehmsgründer von Enjoy Magic. Alleine oder als Zauberduo bieten sie individuelle Unterhaltung an, von kurzen Einlagen auf einer Familienfeier bis zu vierstündigen Aufträgen bei einer Silvestergala oder einer Langen Einkaufsnacht. Für Gleichgesinnte und solche, die es werden wollen, veröffentlichen sie außerdem auf ihrem Youtube-Kanal wöchentlich ein neues Video, in dem sie Zauberartikel testen und bewerten.

"Bamberg zaubert" lockt

Johannes Hofmann hofft, dass ihre Arbeit Künstler vernetzt und die Zauberer-Community in Deutschland dadurch wächst. "In England ist das zum Beispiel viel mehr verbreitet, da gibt es auf fast jeder Hochzeit einen Zauberer", stellt er fest. Allerdings ist das immerhin das Land, das Harry Potter hervorgebracht hat und mit der Blackpool Magic Convention die größte Zaubermesse der Welt veranstaltet. Hofmann war im letzten Jahr das erste Mal dort und beeindruckt, auch wenn ihn eine gebrochene Hand sehr eingeschränkte.

"Bamberg zaubert" hat er bisher nur als Gast besucht. Er hat aber vor, sich als Künstler zu bewerben.