Zahl der Wölfe nimmt zu

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Seit rund 20 Jahren leben in Deutschland wieder Wölfe. Derzeit sind knapp 50 Rudel nachgewiesen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Seit rund 20 Jahren leben in Deutschland wieder Wölfe. Derzeit sind knapp 50 Rudel nachgewiesen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Jan Ebert
Jan Ebert
 

"Stehen bleiben und nicht wegrennen", rät Jan Ebert bei einer Begegnung mit dem Wildtier. Er leitet das Umweltbildungsprojekt "Wolfsspuren" beim Bund Naturschutz Bamberg.

Erst am Freitag wurde wieder ein Exemplar im Landkreis Kulmbach gesichtet. Wölfe scheinen auf dem Vormarsch. Steigt ihre Zahl wirklich? Und wie gefährlich sind sie für Menschen? Darüber sprachen wir mit Jan Ebert, dem Leiter des Umweltbildungsprojekts "Wolfsspuren" beim Bund Naturschutz Bamberg.

Nimmt die Anzahl der Wölfe in Deutschland drastisch zu? Wie sieht die Tendenz aus?
Jan Ebert: Seit der ersten Rudelbildung in Deutschland im Jahr 2000 nimmt die Anzahl der Wölfe stetig zu. Das Bundesamt für Naturschutz hat Ende 2016 eine Anzahl von 46 Wolfsrudeln in ganz Deutschland angegeben . Die meisten davon leben in Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen.

Wie viele Wölfe gibt es mittlerweile in Bayern und Franken?
In Bayern sind derzeit vier standorttreue Einzelwölfe bekannt, zwei davon im Bayerischen Wald und zwei auf dem Truppenübungsplatz in Gräfenwöhr. Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass es 2017 den ersten Wolfsnachwuchs in Bayern gibt, als relativ hoch ein. In Franken wurden bislang nur einzelne, durchwandernde Wölfe festgestellt. Zweifelsfreie Nachweise in Form von Fotos oder genetischem Material gibt es aus dem Fichtelgebirge und dem Nürnberger Land.
Häufig werden nämlich wolfsähnliche Hunde mit Wölfen verwechselt, daher kann man auch nicht jede angebliche Wolfsbeobachtung automatisch als eindeutigen Nachweis werten.
Wie groß ist die Gefahr im Raum Bamberg, einem Wolf zu begegnen?
Zunächst würde ich nicht von Gefahr sprechen, denn in den letzten 17 Jahren kam es zu keinerlei Zwischenfällen mit Menschen. Selbst in ganz Europa sind in den letzten 50 Jahren nur wenige Einzelfälle bekannt geworden, die überwiegend auf Tollwut zurückzuführen waren. Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung ist im Raum Bamberg wie auch in ganz Bayern verschwindend gering, da es hier bislang keine Wolfsrudel gibt. Aber auch in Gebieten mit hohem Wolfsvorkommen, wie beispielsweise in der sächsischen Oberlausitz, ist die Wahrscheinlichkeit, auf einen Wolf zu treffen, minimal.

Bei einem Spaziergang im Wald: Was tun, wenn man einem Wolf begegnet?
Stehen bleiben und nicht wegrennen. Sollte einem mulmig zumute werden, langsam zurückziehen. Hundebesitzer sollten ihre Hunde auf jed en Fall anleinen. In der Regel sind solche Begegnungen jedoch nur von kurzer Dauer, wenn beispielsweise Jungwölfe neue Gebiete erkunden, um eigene Reviere zu gründen. Sollte der Wolf beim Vorbeilaufen Notiz vom Menschen nehmen und ihn dabei neugierig anschauen, so ist das ein völlig normales Verhalten, wie es besonders bei abwandernden Jungwölfen beobachtet werden kann. Was man unter allen Umständen unterlassen sollte, ist Wölfe zu füttern, denn dann besteht die Gefahr, dass solche Tiere in Zukunft die Nähe des Menschen suchen, weil sie gelernt haben, so leicht an Futter gelangen. Solche Wölfe können sich unter Umständen zu so genannten "Problemwölfen" entwickeln, von denen dann tatsächlich eine Gefahr ausgehen kann. Wolfsbeobachtungen oder Totfunde sollten grundsätzlich der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bamberg oder der Polizei gemeldet werden.

Sie führen ja Vorträge, Workshops oder Exkursionen zum Thema "Wölfe" durch: Wo und wann können sich die Bamberger darüber informieren?
Die Vorträge und Workshops finden mit dem Bund Naturschutz Bamberg statt und können nach Absprache kostenlos gebucht werden. Genauere Infos finden sich auf der Internetseite des BN Bamberg.

Die Fragen stellte
Iryna Zakoretska