Coburg hat Glück, großes Kultur-Glück. Nur wissen das die Coburger nicht immer. Weil die Menschen halt dazu neigen, Gewohntes für selbstverständlich zu nehm...
Coburg hat Glück, großes Kultur-Glück. Nur wissen das die Coburger nicht immer. Weil die Menschen halt dazu neigen, Gewohntes für selbstverständlich zu nehmen und damit oft zu missachten, sogar wenn sie in einer eher kleinen Stadt ein mehr als respektables, dreispartiges Landestheater, ständig herausragendes Musikangebot und vieles andere haben. Da muss dann vielleicht ein staunenswerter Argentinier kommen, selbst staunend vor 500 Leuten stehen und ihnen sagen: Habt ihr ein Glück!
So geschehen am Wochenende mit dem Tango-Sonderkonzert des Philharmonischen Orchester, für das der unrettbar dem Tango verfallene Kontrabassist Dietmar Engels zwei beeindruckende argentinische Komponisten hergelotst hatte, Marcelo Mercadante am Bandoneon und Juan Esteban Cuacci, der das Orchester vom Flügel aus leitete, ja geradezu beflügelte (der Kalauer sei erlaubt).
Welch herausragendes, durch nichts und nirgends sonst in dieser Art zu
erreichendes (Kultur-)Glück da beschert wurde, hat das Tageblatt in seiner Konzertkritik vom Montag festgestellt. Die Besucher waren nach diesem Erlebnis tatsächlich wie in Trance, high.
Hinzu kam dieser Moment, als der Dirigent in der rauschhaften Begeisterung für die beiden Argentinier und das zum Frösteln klangvoll, hingebungsvoll spielende Orchester die Szene umdrehte, nicht einfach nur dem Publikum dankend schmeichelte, sondern einen Bewusstseinsmoment für das Hier und Jetzt schuf:
Ein solches Haus wie das Landestheater und darin ein Orchester von solchem Format zu besitzen, das sei für ihn kaum zu fassendes Glück. Wo er herkomme, gebe es das alles nicht. Die Coburger müssten doch so glücklich sein, "so lucky".
An diesem Abend war das Haus voll. Doch bei anderen, nach wie vor bemerkenswerten Angeboten des Landestheaters herrscht zu oft in letzter Zeit erschreckendes, unverständliches Desinteresse.
Intendant Bodo Busse und seine Truppe haben Coburg seit 2010 oftmals großes Kultur-Glück beschert. Jetzt gehen wir in eine Übergangszeit, denn Busse wechselt nächstes Jahr nach Saarbrücken.
Sicher, was ich nicht sehen mag, mag ich nicht sehen. Basta. Doch sich träger Antriebslosigkeit im Angesicht des Reichtums hinzugeben, ist fatal. Glück existiert nur, so lange man es genießt und nutzt.