V om Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn", heißt es im Psalm 113, Vers 3. Den ganzen Tag lang soll das Lob Gottes erklingen, nie soll es aufhören. Wahrscheinlich ist deswegen aus diesem Psalmvers ein Kanon geworden.
Denn einen Kanon kann man wiederholen und durchsingen, so oft man will. Immer wieder wird dieser Kanon bei Andachten und kirchlichen Veranstaltungen gesungen, und viele singen ihn gerne mit. Denn oft haben wir tatsächlich Grund, Gott dankbar zu sein und ihn zu loben für unser Leben, für Menschen, die wir gerne haben, und für seine Schöpfung, die wir gerade jetzt im Sommer besonders genießen können.
Und wenn uns selber einmal nicht zum Loben und Danken zumute ist, weil wir uns Sorgen machen oder krank sind oder traurig, dann gibt es andere Menschen, denen das Loben gerade leicht fällt und die frohen Herzens sagen oder singen können: "... sei gelobet der Name
des Herrn!" Davon gingen die Menschen aus, die den Psalm 113 vor zweieinhalbtausend Jahren gesungen und gebetet haben: Dass es irgendwo auf der Welt immer jemanden gibt, der Grund hat, Gott zu loben, und deshalb sein Lob vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erklingen kann.
Immerwährender Gottesdienst In einem Abendlied aus der anglikanischen Kirche, "Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen" (Gesangbuch Nr. 266), wird dieser Gedanke entfaltet, und in der orthodoxen Kirche heißt es, dass im Himmel ein ewiger, immerwährender Gottesdienst stattfindet, in dem die Engel und alle Heiligen Gott ewig loben. Unsere Gottesdienste hier auf der Erde sind sozusagen die "Live"- Zuschaltung zu diesem ewigen Gottesdienst.
Ein Loblied erklingt immer Irgendwo im Himmel und auf Erden erklingt zu jeder Zeit ein Loblied für Gott, den Herrn.
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Und ich wünsche Ihnen und mir, dass auch wir im Leben immer wieder einen Grund finden, darin einzustimmen. Wenigstens ab und zu ein paar Minuten lang.
(Jürgen Blechschmidt ist
evangelischer Dekan im
Dekanatsbezirk Rügheim.)