Kronach — Nasses Wetter, Zeitumstellung und erhöhter Wechsel der Wildtiere erhöhen das Risiko für einen Wildunfall in den kommenden Wochen. Wildtiere orientieren sich am Tageslicht und kennen diesen...
Kronach — Nasses Wetter, Zeitumstellung und erhöhter Wechsel der Wildtiere erhöhen das Risiko für einen Wildunfall in den kommenden Wochen. Wildtiere orientieren sich am Tageslicht und kennen diesen Verhaltenswechsel der Menschen nicht. Das Überqueren der Straßen wird für sie gefährlicher, da der zeitlich geänderte Berufsverkehr in den Morgen- und Abendstunden für Mensch und Tier zum Risiko wird. Der Landkreis Kronach unterstützt bei Straßenerneuerungen mit konkreten Maßnahmen das Projektteam "Wild und Straße". So wurden beim Ausbau der Kreisstraße 18 zwischen Hirschfeld und Windheim zahlreiche Leitpfosten mit einem bereits in der Region erfolgreich getesteten Wildwarner ausgestattet. Damit soll die Zahl der Wildunfälle gesenkt werden.
Auf Anregung von Klaus Riedel, dem Projektkoordinator des Landkreisprojektes "Wild und Straße", und in Abstimmung mit Sachgebietsleiter Gunther Dressel werden für alle Kreisstraßen, die neu geplant werden oder auch im Verlauf dem steigendem Verkehr angepasst werden müssen, Maßnahmen zur Wildunfallminimierung eingeplant. So konnten bereits im Vorjahr diverse Wildunfallschwerpunkte mit dem Einsatz von wirkungsvollen Wildwarnreflektoren neutralisiert werden.
Von Wildunfallschwerpunkten spricht man aktuell bei mehr als zehn Wildunfällen auf einem Straßenabschnitt. Ohne Klaus Riedel würde das Projekt nicht laufen, würdigte Schirmherr Landrat Klaus Löffler bei der Besichtigung der Wildunfallschutzmaßnahmen an der KC 18 bei Hirschfeld. Löffler bezeichnete die Arbeit von Klaus Riedel als "etwas ganz Besonderes". Deshalb unterstütze der Landkreis Kronach dieses nachhaltige Projekt.
Auf besonders wildunfallgefährdeten Streckenabschnitten werden bei Erneuerungen Leitpfähle mit dem bislang bestgetesteten Wildwarner einsetzt. Großes "Plus" sei bei diesem Gerät, dass zusätzlich mit Duftstoff gearbeitet werden kann, so Riedel. Dieser habe sich über die Jahre als besonders wirksam erwiesen. Der Wildwarner muss zweimal im Jahr mit frischem Duftstoff "nachgeimpft" werden. Dieser soll das Wild zumindest dazu bringen, stehen zu bleiben und sich aufmerksam zu orientieren. Auf allen Kreisstraßen mit Multiwildschutzwarnern sind maximal drei Wildunfälle aufgenommen worden. "Ein total positives Ergebnis", freute sich Klaus Riedel.
"Blaue Reflektoren schützen nicht vor Wildunfällen" - diese Meldung war vergangene Woche in allen Zeitungen und auch in etlichen Fernsehbeiträgen erschienen. Das Projektteam "Wild und Straße" im Landkreis Kronach hatte diese Reflektoren schon immer sehr skeptisch gesehen. Schon vor Jahren wandten heimische Fachleute ihre Bedenken ein. Zuletzt wurde in Birkach vor drei Jahren ein Test verschiedenster Wildunfall-Reflektoren durchgeführt. Dabei zeigte sich der neue, von einem brandenburgischen Tüftler entwickelte Reflektor klar überlegen. Dieser wird jetzt Schritt für Schritt an den Wildunfallschwerpunkten an sanierten Kreisstraßen im Landkreis Kronach eingebaut.
Das Material besteht aus Prismenflächen, die in verschiedene Richtungen ausgerichtet sind. Deren Reflektionen erreichen Wildtiere in jeder Position. Clou an dieser Erfindung sind die im unteren Bereich angebrachten wabenförmigen und verschiedenfarbigen Reflektoren. Sie erzeugen Lichtblitze, welche die Aufmerksamkeit der Wildtiere erregen. Das sich ständig verändernde Lichtbild nehmen die Wildtiere als Bewegung wahr. Die bis zu 156 verschiedenen Lichtblitze je Einzelreflektor wirken wie eine Ampel - eine Wildtierampel.
Im oberen Bereich der Wildtierampel ist zusätzlich ein leicht zugänglicher Schwamm zur Aufnahme eines Wildvergrämungsmittels eingelassen, wie dieser sich beim "Duftzaun" oder beim "Wildschreck" bereits erfolgreich zeigte. Durch dessen Einsatz kann gezielt zu bestimmten Jahreszeiten, wie der Brunft-, Blatt- und Rauschzeit, ein Duftzaun als zusätzliches Mittel zum Fernhalten der Wildtiere erzeugt werden.