Wie einst im Wiener Kaffeehaus

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Mit seiner unterhaltsamen Kaffeehaus-Musik begeisterte das Bernstein-Ensemble mit (von links) Pei Shan Ruf (Klavier), Katrin Dinkelmeyer (Violine), Irina Teiwes (Violine), Yoko Tanaka (Querflöte und Mi Jang (Cello) das Lichtenfelser Publikum. Foto: Klaus Gagel
Mit seiner unterhaltsamen Kaffeehaus-Musik begeisterte das Bernstein-Ensemble mit (von links) Pei Shan Ruf (Klavier), Katrin Dinkelmeyer (Violine), Irina Teiwes (Violine), Yoko Tanaka (Querflöte und Mi Jang (Cello) das Lichtenfelser Publikum. Foto: Klaus Gagel

Das "Bernstein Ensemble" unterhielt die Zuhörer in der Lichtenfelser Synagoge charmant und mitreißend zugleich.

Schon der Name "Bernstein-Ensemble" klingt verheißungsvoll. Das Konzert in der Lichtenfelser Synagoge ist seit Wochen ausverkauft. "Der Bernstein ist ein Schmuckstein. Mehrere Schmuckstücke der Musik werden wir heute hören" lautet die Ankündigung für das Quintett aus dem Nürnberger Raum. Der Charme echter Kaffeehausmusik soll die Besucher verzaubern. "Großartig" lautet am Ende das Fazit nach Standing Ovations und einem nicht enden wollenden Schlussapplaus.

Doch dieses Lob muss man sich erst einmal verdienen und das gelingt den fünf Künstlerinnen mit ihrer herzerfrischenden Musik, die Anklänge bietet aus der Zeit der Jahrhundertwende, als man im Salon, dem Stolz jedes großbürgerlichen Haushalts, seine Gäste empfing.

"Man pflegte gehobene Konversation und frönte einem genussreichen Lebensstil. Zu diesem Umfeld gehörte natürlich auch die entsprechende Musik: eine, die unterhält, verzaubert, schmeichelt, nicht tief dringen muss, aber geistvoll ist", verriet Katrin Dinkelmeyer (Violine), die moderierend durch das fast zweistündige Nachmittagsprogramm führte.

Abwechslungsreich wie ein bunter musikalischer Blumenstrauß gestaltete sich das Programm. In der pikanten Instrumentierung zweier Violinen (Katrin Dinkelmeyer, Neuzugang Irina Teiwes), Cello (Mi Jang) und Querflöte (Yoko Tanaka) und Klavier (Pei Shan Ruf) entführt die Tritsch-Tratsch-Polka durch ihre frische, humoristische Färbung die Zuhörer mitten in die musikalische Welt des österreichischen Kapellmeisters und Komponisten Johann Strauß Sohn.

Geografisch spannt sich der Bogen von den wiegenden Walzerklängen der blauen Donau hin zu den eher ernst und melancholisch anmutenden Klängen der Werke von Josef Bernhard Glühmann, mit denen dieser das Liedgut von Volksliedern aus Rumänien, Ungarn und Russland aufgriff.

Weiter ging's im typischen Wiener Kaffeehaustil mit "Dornröschens Brautfahrt" und dem opulenten Walzer "Gold und Silber" von Franz Lehár. Nicht unbedingt als Appetitanreger für die Pause war der Ragtime "Baked Beans and Pork" gedacht, denn da gab´s dem Wiener Kaffeehauscharme entsprechend Kaffee und Gebäck, wenngleich auch spartanisch auf der Serviette präsentiert.

So mitreißend wie das Konzert begonnen hatte, verlief der Auftakt in den zweiten Teil mit "Einzug der Gladiator(innen)". Die Bögen tanzten auf den Saiten, der Flügel hämmerte den Rhythmus dazu und die Querflöte umrankte den Militärmarsch von Julius Fucik.

Ein breites Stimmungsgemälde erschloss sich den Zuhörern mit dem "Persischen Markt" mit Kameltreibern, rufenden Bettlern, der schönen Prinzessin, Gauklern und Schlangenbeschwörern.

Kaiserwalzer und Tango

Bekannte Stücke, die natürlich im Rahmen eines solchen Kaffeehausgenusses nicht fehlen durften, waren die "Petersburger Schlittenfahrt" von Richard Eilenberg und der zum österreichischen Kulturgut avancierte "Kaiserwalzer" von Johann Strauß Sohn, den das Bernstein-Ensemble in seiner ganzen musikalischen Breite auskostete.

Kontrastierend dazu erklangen feurig leidenschaftliche Tangoweisen wie "La Cumparsita" aus Argentinen oder "Frühling in Sorrent" des bekannten Schlagerkomponisten Gerhard Winkler.

Bei der heimlichen Hymne Österreichs, dem "Radetzky-Marsch" von Johann Strauß Vater, konnte sich das Publikum nicht mehr zurückhalten. Rhythmisches Klatschen befeuerten die Tonfolge und mündete in den fordernden Ruf nach einer Zugabe.

Mit der spritzigen Komposition aus den bekannten Miss-Marple-Filmen erfolgte der liebenswerte "Rausschmiss" verbunden mit der Frage "Sollen wir wiederkommen?", worauf ein vielstimmig begeistertes "Jaa!" folgte.