Wenn Schweine zur Plage werden

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Wildschweine sind nicht nur gefräßig, sonder auch ziemlich clever. Foto: Jens Büttner/dpa
Wildschweine sind nicht nur gefräßig, sonder auch ziemlich clever.  Foto: Jens Büttner/dpa
Vor kurzem waren Wildschweine in diesem Feld. Otto Kreil, Adolf Hildner und Georg Geyer analysieren die Lage. Foto: Katharina Müller-Sanke
Vor kurzem waren Wildschweine in diesem Feld. Otto Kreil, Adolf Hildner und Georg Geyer analysieren die Lage. Foto: Katharina Müller-Sanke
 

Die Schwarzwildpopulation in der Region wächst und bereitet Jägern und Landwirten zunehmend Sorge.

Katharina Müller-Sanke "Im Moment müssen die Wildschweine nur das Maul aufmachen und schon sind sie satt." Otto Kreil, stellvertretender Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägerverbands Kulmbach und ausgemachter Wildschweinexperte, bringt es auf den Punkt. Seit einiger Zeit haben die Schwarzkittel in der Region das schönste Leben.

Eicheln und Bucheckern en masse, große Felder, milde Winter: Die Tiere fühlen sich sauwohl. Das freilich wird nicht selten zum Problem. In der Jagdsaison 2017/18 hat Georg Geyer in seinem Revier nahe Stadtsteinach  61 Sauen geschossen - fast doppelt so viele wie in normalen Zeiten. 1753 Stück Schwarzwild waren es im gesamten Landkreis, 419 mehr als im Jagdjahr zuvor.

Die Zahl der Wildschweine, die sich vor der Büchse verstecken können, ist um ein Vielfaches höher. Für die Landwirte sind die Tiere eine echte Plage. Jagdvorstand Adolf Hildner beklagt zahlreiche Schäden. Sein Sohn hat jede Menge Felder in der Umgebung. Wenn die Sauen zugange waren, kommen schnell Schäden im vierstelligen Eurobereich zusammen.

Kaum berechenbar

Dabei lässt sich kaum abschätzen, wo sie als nächstes zuschlagen. "Wildschweine sind clever. Sie lassen sich nicht so leicht schießen wie Rehwild. Sie sind weniger berechenbar", so Jäger Georg Geyer.

Trotzdem: Durch eine intensive Jagd kann die Schweineplage durchaus etwas eingedämmt werden. In seinem Revier gelingt das recht gut. Und wenn doch mal ein Schaden entsteht, dann einigt man sich fair. Alle wissen, dass jeder sein Bestes gibt. Als zum Beispiel im Frühjahr ein Feld heimgesucht worden war, bot der Landwirt an, sich die Schadensregulierung zu teilen. Und er ging noch weiter. Wenn es die Jäger schafften, die Sauen von seiner neuen Ansaat fernzuhalten, dann würde er ihnen den Schaden komplett erlassen. Gesagt, getan. Georg Geyer intensivierte seine Bemühungen, das lohnte sich.

Zeitintensiv und teuer

Diese aufwendige und zeitintensive Jagd kann sich allerdings nicht mehr jeder leisten - auch aus Kostengründen. Denn die Preise, die Jäger beim Verkauf der Wildschweine erzielen, sind im Keller.

"Die Menschen haben Angst vor der afrikanischen Schweinepest", nennt Otto Kreil einen Grund. Auch wenn das völlig unbegründet sei. Zusätzlich zum niedrigen Preis belasten die Jäger umfangreiche Tests, die sie verpflichtend an jedem Tier durchführen lassen müssen. Die Kosten hierfür liegen bei 24 Euro je Tier. "Bei Schweinen unter 30 Kilogramm ist der Verkauf definitiv ein Draufzahlgeschäft. Schlimm", bemängelt Otto Kreil. "Aus kaufmännischer Sicht wäre es besser, diese Tiere nach dem Schießen zu verscharren. Das kann es doch nicht sein."

Er würde sich wünschen, dass alles wieder mehr ins Gleichgewicht kommt und Jäger und Landwirte sich als Partner begreifen. "Wenn ein Bauer Erbsen sät, sagt er uns Jägern eben Bescheid. Oder es werden die Saatzeiten an die Mondphasen angeglichen, damit wir gleich nach der Aussaat bejagen können", nennt Georg Geyer ein Beispiel.

Das gute Miteinander von Jägern und Landwirten ist es, was den Erfolg in Stadtsteinach ausmacht. Damit das gute System weiter besteht, müssen alle an einem Strang ziehen.