Wenn Eltern süchtig sind, müssen es oft die Kinder büßen

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"Kinder aus suchtbelasteten Familien" war das Thema der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) im Diözesanhaus der Bildungshäuser Vierzehnheiligen. Die Referenten (von links): Valentin Tolstov,Anja Neumeister, Anica Zetzmann und Anja Schneider Foto: Gerda Völk
"Kinder aus suchtbelasteten Familien" war das Thema der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) im Diözesanhaus der Bildungshäuser Vierzehnheiligen. Die Referenten (von links): Valentin Tolstov,Anja Neumeister, Anica Zetzmann und Anja Schneider Foto: Gerda Völk

Rund drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben mindestens einen suchtkranken Elternteil - ein Thema der Netzwerkveranstaltung der Koordinie...

Rund drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben mindestens einen suchtkranken Elternteil - ein Thema der Netzwerkveranstaltung der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) am Landratsamt.
Seit Dezember 2010 gibt es im Landkreis den präventiven Kinderschutz, der werdenden Eltern und Eltern mit Kindern von bis zu drei Jahren beratend zur Seite steht. Zunächst ging es um Suchtmittel und ihre Auswirkungen auf die Konsumentinnen. Darauf ging der ärztliche Leiter der Bezirksklinik Hochstadt Dr. Valentin Tolstov ein. Er unterschied zwischen Drogen, die beruhigen, wie Alkohol, Nikotin oder Cannabis und Drogen mit einer aufputschenden Wirkung wie Crystal Meth oder LSD. Neben den gesundheitlichen Folgen könne jede Droge als Nebenerscheinung auch eine schwere Depression auslösen, warnt Tolstov. Eine elterliche Suchterkrankung sei ein großes Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Darauf gingen Dr. Anja Neumeister, Oberärztin der Geburtshilfe am Klinikum Coburg, und ihre Kollegin am gleichen Klinikum, die Kinderärztin Dr. Anica Zetzmann, ein. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Cannabis, Marihuana oder Haschisch konsumiert haben, wiesen bei der Geburt ein vermindertes Wachstum auf, sagt Neumeister. Später fielen sie häufiger durch aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsstörungen auf. Der Konsum von Kokain führe bei Schwangeren häufig zu Früh- und Fehlgeburten.
"Gerade in der frühen Schwangerschaft nehmen Frauen oft die Gelegenheit wahr, von der Droge wegzukommen", weiß die Ärztin aus Erfahrung. Allerdings seien neun Monate eine lange Zeit. "Leider werden einige Frauen während der Schwangerschaft wieder rückfällig." Dr. Anica Zetzmann, ging auf den kinderärztlichen Aspekt ein. Bei der Geburt litten rund 70 Prozent der Kinder drogenabhängiger Mütter unter einem Entzug. Dies äußere sich unter anderen in einem schwer gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. gvö