Jeder Freizeitradler kennt das: Ein Fahrzeug steht plötzlich vor einem und versperrt den Radweg. Das ist zwar ärgerlich, aber kein Beinbruch. Für einen radelnden Rentner hatte diese Situation ein juri...
Jeder Freizeitradler kennt das: Ein Fahrzeug steht plötzlich vor einem und versperrt den Radweg. Das ist zwar ärgerlich, aber kein Beinbruch. Für einen radelnden Rentner hatte diese Situation ein juristisches Nachspiel. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft hatte der 67-Jährige gegen die offene Fahrertür eines Lkws getreten und so den Fahrer verletzt und die Tür beschädigt. Da dieser Fahrer trotz ordnungsgemäßer Ladung nicht als Zeuge vor Gericht erschien, ließ sich der Tatnachweis nicht führen, und das Verfahren wurde ohne weitere Auflagen eingestellt.
Der 6. August letzten Jahres war ein heißer Sommertag. Damals fuhr der Angeklagte kurz nach 17 Uhr auf dem Maintal-Radweg von Ebelsbach kommend in Richtung Zeil. Als er den Bereich von Steinbach erreichte, stand ein Mercedes-Transporter mitten auf dem Fahrradweg. Der Transporter gehörte einer Firma aus Österreich, die im Auftrag der Deutschen Bahn die Sträucher zwischen den Bahngleisen und dem Flurbereinigungsweg zurückschnitt.
Aufgrund der Hitze waren sowohl die Fahrer-, als auch die Beifahrertür weit geöffnet. Der Rentner war alles andere als erfreut. Ihm blieb nichts anderes übrig, als langsam auf den Grünstreifen auszuweichen und an dem Fahrzeug vorbei zu steuern.
Gegensätzliche Aussagen
Was sich bei diesem Ausweichmanöver abspielte, darüber gibt es unterschiedliche Versionen. Der Angeklagte ließ durch seinen Anwalt Willy Marquardt erklären, dass er im Vorbeifahren fast das Gleichgewicht verloren habe und die Fahrertür mit der Hand "zu patschte". Daraufhin sei ein Mann aufgebracht aus dem Transporter gestiegen und habe ihn angeschrien sowie den Radlenker gepackt und daran gerüttelt.
Die andere Version stammt von dem Transportwagenfahrer. Bei ihm handelt es sich um einen rumänischen Staatsbürger. Die Auseinandersetzung mit dem Radler erzürnte ihn derart, dass er diesen mit seinem Handy fotografierte und sich kurz darauf zur Polizei nach Haßfurt begab, um Anzeige zu erstatten.
Wie der Ermittlungsbeamte im Zeugenstand mitteilte, ging es dem Rumänen dabei nicht um den Kratzer an seiner Hand, sondern um die Delle in der Fahrertür. Die Reparatur, erklärte der Transporterfahrer dem Beamten, müsse er aus der eigenen Tasche bezahlen, wenn der Verursacher nicht aufgespürt werden könne.
Am Tattag konnte die Polizei den Radfahrer nicht mehr ausfindig machen. Aber der Ordnungshüter warf nicht so leicht die Flinte ins Korn. Immer wenn er Außendienst hatte, steuerte er in den folgenden Wochen seinen Dienstwagen zu dem Tatort am Maintalradweg. Schließlich wurde seine Hartnäckigkeit belohnt: Eines Tages erkannte er den Radler aufgrund des Fotos zweifelsfrei wieder.