"Der verlorene Pfennig" ist das Schwerpunktthema, unter dem der nächste Öffnungstag des Weisendorfer Heimatmuseums am Sonntag, 18. Oktober, steht. Im Sommer 2020 wurde bei der Renovierung der evangeli...
"Der verlorene Pfennig" ist das Schwerpunktthema, unter dem der nächste Öffnungstag des Weisendorfer Heimatmuseums am Sonntag, 18. Oktober, steht.
Im Sommer 2020 wurde bei der Renovierung der evangelischen Kirche in Weisendorf der Fußboden entfernt, um das Mauerwerk der Außenwände trockenlegen zu können. Dabei stellte man fest, dass der Kirchenfußboden früher wesentlich tiefer gelegen haben muss. Denn es kamen im Altarraum nach der Tieferlegung an den Mauern Fresken zum Vorschein.
Die Untersuchungen lassen den wahrscheinlichen Schluss zu, dass die Kirche früher auf dem Niveau des später angelegten Schlossgrabens gelegen haben muss. Um die Feuchtigkeit zu vermeiden, wurde damals das Umfeld der Kirche, der heutige alte Friedhof, höher gelegt und auch das Niveau des Innenraums der Kirche erhöht. Davon zeugen heute noch die Stufen im Vorfeld des Kirchenaufganges zur Kirche und der Ebene der Grabfelder, wodurch auch ein relativ trockener Bereich im Friedhof erreicht wurde.
Nur niedrige Münzwerte
Der sehr frühe Kirchenboden war vermutlich mit Tonfliesen ausgelegt. Später wurden aus Kostengründen darüber nur noch wiederholt Holzböden verlegt. Bei der Nachbearbeitung des Untergrundes des aufgenommenen Holzfußbodens wurden Münzen gefunden, die heruntergefallen und durch die Dielenbretter gerutscht waren. Die älteste Münze soll aus dem Jahre 1734 stammen. Leider können diese der Weisendorfer Bevölkerung nicht gezeigt werden, denn sie sind nach München gebracht worden.
Der Weisendorfer Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt hatte noch Fotos gemacht und konnte somit Fotobelege der Objekte dem Heimatverein zur Verfügung stellen. Dass Weisendorf damals sehr arm war, lässt sich an den Münzwerten ablesen, die gefunden wurden, es waren nur Münzen mit den Werten zwischen einem Pfennig und vier Kreuzern, die zudem durch den langen Gebrauch bereits stark abgegriffen waren.
Nicht nur im 20. Jahrhundert gab es Inflationen und Geldreformationen. Als Eckpunkte seien der Einstieg des Königreichs Bayern in die Geldwirtschaft, die Einführung von Geldscheinen sowie der Leipziger Münzkonvent von 1690, der Konventionsfuß von 1750, der Münchner (1837) und der Dresdner (1838) Münzvertrag genannt. Alle Landesherren brauchten Geld, und da früher die Münzen den jeweiligen Metallwert darstellten, kam dieses System ins Straucheln. Der Silber- und Goldgehalt wurde in den Präge- und Scheideanstalten immer mehr durch minderwertige Materialien bei den Münzen ersetzt.
Dieses Durcheinander wurde nach der Gründung des deutschen Reiches beendet. Mit der Währungsreform von 1871 gab es nur noch Mark und Pfennig, wobei eine Mark in 100 Pfennige eingeteilt wurde. Gulden, Kreuzer, Schillinge, Heller, Batzen und Groschen mit unterschiedlichen Umrechnungsfaktoren und Materialgewichtungen hatten ausgedient.
Hochzeitsgeschenke
Es gab Prägungen für ein, zwei und drei Pfennige in Kupfer, Fünf- und Zehnpfennigstücke in Nickel, 20 und 50 Pfennige sowie Ein- und Zweimarkmünzen in Silber. Auf der Vorderseite befanden sich der Wert und der Prägeort mittels Buchstaben oder das Konterfei des jeweiligen Herrschers, auf der Rückseite dagegen der Reichsadler. In Bayern waren besonders die "Goldfüchse" beliebt. Dabei handelte es sich um die Zehn- und 20-Mark-Münzen, die in Gold geprägt waren und zu Hause gut verwahrt oder zu Hochzeit sowie anderen wichtigen Anlässen in der Familie weitergegeben wurden.