Was entsteht auf der grünen Wiese?

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Die meisten Bürger begrüßen die Pläne für ein Nahversorgungszentrum am Ortsrand von Sassanfahrt. Regierung und Kommunalpolitiker indes haben Vorbehalte.

Unerwartet viel und starken Gegenwind bekommt Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) bei einem Projekt zu spüren, das in der Bevölkerung auf große Zustimmung stößt: Zuerst hat die Regierung von Oberfranken das Nahversorgungszentrum II Sassanfahrt gestutzt, dann versagten neun Marktgemeinderäte dem Planungskonzept des Büros Sauer und Harrer ihre Stimme. Die 13 anderen ebneten dem Bebauungsplanentwurf aber dann doch den Weg ins Anhörungsverfahren, das vom 17. Juli bis 18. August läuft. Während dieser Zeit können Bürger und Betroffene im Rathaus Anregungen und Bedenken einreichen.
Ausgangspunkt ist das Bemühen des Handelsriesen Rewe, sein Sortiment auch am Standort Sassanfahrt um ein größeres Angebot an regionaler Frischware sowie biologisch erzeugten Produkten zu erweitern. Rasch fand sich ein Investor, der auf der dem jetzigen Rewe-Markt gegenüberliegenden, noch landwirtschaftlich genutzten Fläche das Projekt verwirklichen wird, um es zu verpachten. Mehr noch: Es sollten am neuen Standort auch ein Discounter sowie ein Drogeriemarkt und eine Tankstelle angesiedelt werden. Die Verkehrsanbindung wird durch zwei Ein-/Ausfahrten an der Kreisstraße nach Juliushof hergestellt.


Investor winkt ab

Die Regierung von Oberfranken strich jedoch den Discounter und begrenzte die Verkaufsfläche des Drogeriemarktes von geplanten 800 auf 300 Quadratmeter. Da spielte der Investor nicht mit. Übrig blieben somit ein 1800 Quadratmeter großer Rewe-Markt sowie eine Tankstelle mit 300 Quadratmetern überbauter Fläche. Dass dort zusätzlich eine Autowaschstraße gebaut werden soll, überraschte unter anderem den Dritten Bürgermeister Hans Wichert, der in Köttmannsdorf direkt gegenüber der Tankanlage wohnt. Er fühlt sich von dieser Ergänzung der Pläne überrollt, gestand Wichert unserer Zeitung. Außerdem fürchtet er, dass die Zufahrt zu der Tankanlage zu nahe am neuen Kreisverkehr liegen wird. Daraus könnte sich Rückstau in den Verkehrskreisel entwickeln.
Für Wichert sind noch zu viele Fragen offen, auch wenn er sich mittlerweile von der jungen Generation seines Wohnortes belehren ließ, dass eine Tankstelle mit Waschanlage am Ort durchaus willkommen ist. Um auch zukunftsweisend zu sein, wünscht Wichert die Tankanlage gleich noch mit Steckdosen zur Versorgung der Elektromobile auszustatten. Im Übrigen sorgt sich Wichert, dass die nahe dem B-505-Anschluss gelegene Tankstelle als Parkplatz für Lastwagen genutzt werden könnte.
Ferner besteht er auf die verbindliche Zusicherung, dass der Tankstellenbetrieb täglich um 22 Uhr geschlossen wird. Da geht's offensichtlich um die Nachtruhe der Nachbarn, die ohnehin schon eine Zunahme der Verkehrsfrequenz und 20 bis 25 Prozent befürchten. Bürgermeister Homann zieht aus diversen Ortsteil-Bürgerversammlungen mit 95- bis 100-prozentiger Zustimmung der Bewohner zu dem Projekt ins Verfahren. Er hofft, dass noch eine sinnvolle Weiternutzung des jetzigen Rewe-Marktes gefunden wird. Wenn nicht, würde er den Abriss der Gebäude und Bebauung mit Wohnhäusern bevorzugen.


Verkehr vom Zentrum fernhalten

Die Stärkung des Standorts bei Sassanfahrt und Köttmannsdorf strebt Homann auch vor dem Hintergrund anstehender Großbaumaßnahmen in Hirschaid an: Die anstehende Sanierung der Kanalbrücke oder die zeitweilige Sperrung der Maximilianstraße für den Bau der ICE-Strecke mahnen dazu, möglichst viel Verkehr vom Ortszentrum fernzuhalten. Auch deshalb wäre Homann ein Discounter in dem westlichen Ortsteil wichtig. Und umso weniger versteht der Bürgermeister die Ablehnung des Projekts durch Sassanfahrter Marktgemeinderäte.
Aber noch kann im Bebauungsplan so nachgebessert werden, dass das Vorhaben auf allgemeine Zustimmung treffen wird. Wegen neuerlichen Flächenverbrauchs wird man aber zumindest den SPD-Gemeinderat Josef Haas kaum überzeugen können. Der ist da ziemlich konsequent.