Vorsicht ist angesagt

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Wesentliche Angaben wie die Preise sind bei dem Vertrag, den eine Bambergerin abgeschlossen hat, nicht ausgefüllt. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Wesentliche Angaben wie die Preise sind bei dem Vertrag, den eine Bambergerin abgeschlossen hat, nicht ausgefüllt.  Foto: Marion Krüger-Hundrup

In diesen Tagen klingeln Vertreter eines Energielieferanten an Haustüren und bringen Kunden dazu, neue Stromverträge zu unterschreiben. Viele fühlen sich überrumpelt. Die Stadtwerke Bamberg und die Verbraucherzentrale halten die Praxis der Haustürvertreter für fragwürdig.

Marion Krüger-Hundrup Völlig verunsichert meldete sich Lydia Winter (Name von der Redaktion geändert) bei den Stadtwerken Bamberg. "Was habe ich da unterschrieben?", fragte die 59-Jährige und zeigte die Kundenkopie eines Auftrags an den Energielieferanten Eon. Ein sorgfältig ausgefüllter Vertrag über "Eon OptimalStrom24". Sorgfältig zumindest von Lydia Winters Seite: Name, Anschrift, Sepa-Lastschriftmandat mit Bankverbindung, Zählerstand bei Auftragserteilung, derzeitige Stromversorgung.

Was die Bambergerin erst später feststellte: Auf dem Formular fehlten jegliche Angaben über den Preis für das Kilowatt, über den Grundpreis für den Zähler und die Laufzeit des Vertrages. Und auf dem Dokumentationsbogen "Beratung zu Energielieferverträgen" gab es nur ein unleserliches Unterschriftengekrakel des Eon-Vertriebsmitarbeiters - ohne den vorgesehenen Eintrag des Vor- und Nachnamens in Druckbuchstaben.

Aufklärung tut Not

Der Mann habe gegenüber der Stadtwerke-Kundin gesagt, dass Eon das Stromnetz der Stadtwerke übernehmen werde, und dass Eon die Stromversorgung jetzt mache. So berichtet es René Viernekäs, Vertriebsmitarbeiter der Stadtwerke Bamberg. Für Viernekäs kam diese Falschmeldung nicht mehr überraschend. Denn in diesen Tagen häufen sich Anfragen von Kunden, die Ähnliches wie Lydia Winter erlebt haben: "Da klingeln Männer an den Haustüren und geben sich als Eon-Vertreter aus. Und die Leute lassen sie rein, ohne nach dem Dienstausweis zu fragen und lassen sich überrumpeln", weiß René Viernekäs nach Besuchen bei mehreren Kunden. Die Vertreter würden deutlich niedrigere Abschlagszahlungen in Aussicht stellen, aber verschweigen, dass "am Ende des Jahres dann die dicke Nachzahlungsrechnung kommt", so Viernekäs. Und dass sie für jeden Neuvertrag eine satte Provision bekommen.

Deutlich warnt der Stadtwerke-Mann vor diesen "Drückerkolonnen, die absolut nicht im Auftrag der Stadtwerke Bamberg unterwegs sind". Stadtwerke-Pressesprecher Jan Giersberg ergänzt unmissverständlich: "Die Stadtwerke werden nicht von Eon übernommen." Er rät dringend dazu, in solchen oben beschriebenen Fällen die Stadtwerke anzurufen und sich über die Richtigkeit oder Tatsachenbehauptungen des Vertreters an der Haustür zu erkundigen. Eine weitere Möglichkeit, Aufklärung zu bekommen, sei auch die persönliche Beratung im Servicezentrum der Stadtwerke im neuen Rathaus am ZOB - auch über die Vielfalt an Stromtarifen.

Notwendig ist ein rasches Handeln, wenn so ein dubioser Vertrag abgeschlossen wurde. Darauf macht René Viernekäs aufmerksam und führt die Widerrufsfrist von 14 Tagen bei Haustürgeschäften an.

Auch Brigitte Büttel, Leiterin der Verbraucherzentrale Bayern in Bamberg, rät innerhalb von vierzehn Tagen nach Unterschrift zu einem Widerspruch per Einschreiben. Bei ihr haben sich in den letzten Tagen ebenfalls von Eon-Vertretern überrumpelte Bamberger gemeldet: "nicht nur Senioren und Personen mit Migrationshintergrund, sondern auch jüngere", wie Brigitte Büttel sagt. Sie warnt davor, vorgelegte Verträge gleich zu unterschreiben: "Eine Nacht drüber schlafen und sich im Zweifel beraten lassen", erklärt sie.

Antwort von Eon

Stadtwerke-Sprecher Giersberg räumt ein, dass sich der eine oder andere Kunde "bewusst für einen Lieferantenwechsel entscheidet", wobei "jeder Kundenverlust schmerzt". Jan Giersberg sagt auch, dass "Eon ein seriöses Unternehmen ist, das vermutlich von der ganzen Sache in Bamberg nichts weiß".

Ob das so ist, wollten wir herausfinden, indem wir die Eon-Unternehmenszentrale darüber informierten, dass sich in Bamberg die Klagen bei der Verbraucherzentrale und bei den Stadtwerken über das aggressive Gebaren von Eon-Außendienstmitarbeitern häufen. Und auch mit dem Vorwurf, dass die Männer zum Teil behaupteten, dass "Eon die Stadtwerke übernimmt", dass Verträge ohne Preisangaben zur Unterschrift vorgelegt würden und dass der Dokumentationsbogen "Beratung zu Energielieferverträgen" in der Regel ohne lesbaren Namen des Vertriebsmitarbeiters versehen sei.

Die von einer Eon-Pressesprecherin übermittelte Antwort im Wortlaut: "Vor dem Hintergrund eines intensiven Wettbewerbs nutzt Eon, wie andere Wettbewerber auch, generell alle etablierten Möglichkeiten des Kundenkontaktes - darunter auch die persönliche Beratung an der Haustür. Im Kundenkontakt stehen für uns ein seriöser Auftritt und eine vertrauensvolle Beratung über unsere Strom- und Erdgas-Tarife an erster Stelle. Und zwar unabhängig davon, ob die Beratung telefonisch, persönlich oder über Online-Kanäle erfolgt. Alle von uns beauftragten Außendienstmitarbeiter werden dabei von uns nach strengen Kriterien ausgewählt und umfassend geschult. Mit unseren Dienstleistern stehen wir im täglichen Austausch und überprüfen permanent die Qualität ihrer Vertriebsarbeit. Selbstverständlich achten wir darauf, dass sich unsere Mitarbeiter stets korrekt ausweisen können. Wir bedauern, wenn Kunden im Raum Bamberg nicht zufrieden waren und werden auf Basis Ihrer Schilderungen noch einmal genau überprüfen, woran es gelegen hat."

Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg sagt: "Wir stehen mit Juristen in Kontakt, die auf Energierecht spezialisiert sind." Auf dem "umkämpften Strommarkt ist unlauterer Wettbewerb für uns nicht neu".