Drei grundverschiedene Typen assistieren dem Cheftrainer von Brose Bamberg Ainars Bagatskis. Doch was machen eigentlich die Co-Trainer eines Bundesliga-Teams?
Marcelo Nicola zwängt seine langen Beine unter den Schreibtisch im Brose-Trainingszentrum in Strullendorf. Neben dem 2,07-Meter-Hünen sitzen seine Kollegen Federico Perego und Dominik Günthner. Das Trio bereitet mit Cheftrainer Ainars Bagatskis das Training und die Spiele vor und arbeitet täglich mit den Basketball-Profis in der Halle. Der lettische Headcoach macht Vorschläge, über die diskutiert wird.
Der Argentinier Nicola war wie Bagatskis als Spieler auf höchstem Niveau aktiv. Der neue Assistent im Trainerstab kann auf eine immense Basketball-Vita zurückblicken. Er nahm an Weltmeisterschaften (1994 und 1998) sowie an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta teil. Dort durfte Nicola gegen die USA mit den NBA-Stars wie Charles Barkley, Karl Malone, John Stockton und Scottie Pippen 30 Minuten aufs Parkett und erzielte 13 Punkte. Nach diesem Höhepunkt, auch wenn das Spiel gegen die Amis mit 68:96 verloren ging, folgte der Tiefpunkt. Im zweiten Spiel gegen Litauen verletzte sich der Argentinier schwer am Knie - damit war Olympia für ihn gelaufen.
Nicola ist der erste Assistent von Bagatskis. Der inzwischen 47-Jährige bringt seine Erfahrungen als Spieler wie Trainer von vielen Stationen in Europa in Bamberg ein. "Es ist ein großer Unterschied zwischen der Spieler- und der Coachrolle", sagt Nicola auf die Frage, welche Tipps er aus seiner aktiven Karriere dem Bamberger Team geben kann. "Ich spreche mit den Spielern vor allem über Situationen, in denen sie unter hohem Druck stehen, und gebe ihnen Ratschläge, wie sie das managen können." Vor allem die jungen Spieler profitieren von der langjährigen Erfahrung des Argentiniers, der überwiegend auf den Flügelpositionen (Small und Power Forward) agierte. "Einen speziellen Move habe ich ihnen nicht gezeigt, vielmehr gebe ich ihnen Tipps, wie sie das Spiel lesen können und es besser verstehen."
Neben seiner Nationalmannschaftskarriere war Nikola auch auf Vereinsebene sehr erfolgreich. "Als Spieler hatte ich das Glück, unter großartigen Coaches spielen zu dürfen. Ettore Messina, Zeljko Obradovic, Marc D'Antoni und andere gute Trainer in Spanien. Von allen habe ich profitiert und nehme die guten Sachen in meine Arbeit als Trainer mit." Seine Coachkarriere startete er in Treviso als Assistent. Nach Stationen in Spanien, Litauen und Israel kehrte er nach Vitoria zurück und koordinierte dort das Jugendprogramm des Euroleage-Teams. Seinen Wechsel nach Bamberg begründet Nicola so: "Ich war von dem Projekt hier überzeugt. Bamberg ist ein gut organisierter Klub, agiert ambitioniert und gehört in Deutschland und in Europa zum Toplevel. Brose war lange Jahre in der Euroleague. Das hat mich motiviert, hierher zu kommen, um weiter auf hohem Niveau zu arbeiten." Headcoach Ainars Bagatskis kennt Nicola aus verschiedenen Begegnungen. Die Zusammenarbeit in Oberfranken ist aber die erste.
Perego bereit für Headcoachrolle
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Ambitionen auf eine Headcoach-Karriere haben sowohl Nicola als auch Perego. "Wenn ein Klub mir das Vertrauen schenkt, als Cheftrainer zu arbeiten, bin ich bereit", sagt Nicola, der bereits in der Chefrolle in Murcia und Vilnius war, ehe er wieder ins zweite Glied rückte.
Der 34-jährige Perego wartet ab. Der Italiener arbeitet schon in seiner fünften Saison in Bamberg - nunmehr unter dem dritten Chef. Er blickt wie Dominik Günthner im Gegensatz zu Bagatskis oder Nicola auf keine große Spielerkarriere zurück.
"Ich spielte selbst Basketball auf einem Niveau, das ich heute nicht als Basketball bezeichnen würde. Als Coach begann ich meine Karriere im Alter von 16 Jahren. So richtig ernsthaft arbeitete ich ab 2008 in der 2. Liga zusammen mit Andrea Trinchieri." Weitere Stationen folgten, ehe Perego in Bamberg unter Trinchieri den Sprung in die Euroleague schaffte. "Die ersten Jahre waren ein logischer Karriereablauf, der Rest harte, ausdauernde Arbeit." Einen Vorteil hat sein Job allerdings. "Als Assistent steht man nicht an der Front." Dafür sitzt der Italiener viele Stunden am Laptop, um Gegner zu beobachten und deren Spielzüge für die Videoanalyse zusammenzuschneiden. "Einen wichtigen Spielzug des Gegners habe ich noch nie vergessen, und wenn, würde ich es nicht verraten", scherzt er und fügt - wohl auch angesichts seines impulsiven Ex-Chefs Trinchieri - an: "Ich bin noch am Leben."