Immer offener zeigt sich in Deutschland Rassismus, schon lange vermissen viele den Einsatz für Menschenrechte. "Dabei spüren wir täglich die sich seit Jahrz...
Immer offener zeigt sich in Deutschland Rassismus, schon lange vermissen viele den Einsatz für Menschenrechte. "Dabei spüren wir täglich die sich seit Jahrzehnten entwickelnde bunte Vielfalt in unserem Land als große Bereicherung", erklärte Rainer Glissnik als Organisator der Menschenkette. In vielen - meist sehr großen - Städten Deutschlands gab es am vergangenen Wochenende Menschenketten - und eine in der Lucas-Cranach-Stadt.
"Ja es geht um unser aller Deutschland", betonte Glissnik. "Deswegen stehen wir hier, um auch in Kronach ein klares Zeichen zu setzen." Deutschland Hand in Hand gegen Rassismus - für Menschenrechte und Vielfalt. Er habe neun Tage vor der Aktion eine Mail zur Teilnahme oder Organisation solcher Menschenketten bekommen und sich überlegt, wer hier in Kronach eine organisieren könnte. "Als ich meinen Computer heruntergefahren hatte sah ich im Bildschirm mein Spiegelbild.
Da habe ich dann halt selbst dazu aufgerufen."
Immer öfter sei auch bei uns hier Rassismus und rechtes Gedankengut zu spüren, wird lauter und sichtbarer. Dabei gebe es gerade in unserer Region ganz viel aktive Toleranz, Einsatz für Menschenrechte, eine breite Vielfalt und jede Menge soziales Engagement. Ganz viele engagierten sich für Flüchtlinge, für mehr Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit, für einen menschenfreundlichen Landkreis, für ein humanes Deutschland, in dem alle zufrieden leben könnten, jeder und jede nach seinen oder ihren Vorstellungen.
Inzwischen werde manchmal fassungslos auf Europa geschaut. Wie herrlich seien die offenen Grenzen. "Ohne Ausweis kann ich jederzeit in die alte Heimat meines Vaters ins frühere Oberschlesien fahren und dort das Grab des Großvaters in Polen besuchen.
Ich muss nicht einmal Geld tauschen, wenn ich eine gute Bekannte in Luxemburg besuchen will oder zu Freunden nach Italien fahre. Naja Italien, da war ich wegen der Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze schon lange nicht mehr. Die Grenzen wachsen, nicht nur in den Köpfen", so Glissnik.
Vor der ehemaligen Synagoge
Wenn Großbritannien diese Woche den Ausstieg aus der EU beschließen sollte, mache ihn dies traurig - nicht wegen der wirtschaftlichen Folgen, des Rückgangs des Bruttosozialprodukts und all der wirtschaftlichen Ängste, die geschürt würden. "Ich bin traurig, weil wieder eine Grenze entsteht zu Menschen, die nach so viel Krieg und Kälte zu Freunden geworden sind", unterstrich Rainer Glissnik. Die Kronacher haben laut Glissnik für all diese genannten Anliegen dieser Menschenkette einen außerordentlich geeigneten Treffpunkt, hier vor der ehemaligen Synagoge.
Wenn sich die Menschenkette von hier aus ein Stück in Richtung evangelischer Christuskirche und in Richtung Spitalkirche ausrichtete, sollte dies auch den großen Bogen zeichnen zwischen den verschiedenen Religionen, wozu ausdrücklich die muslimischen Mitbürger gehörten und auch diejenigen, die einfach für mehr Menschlichkeit eintreten und mit Religion nichts am Hut haben.
Mehr als einhundert Leute waren gekommen, deutlich mehr als erwartet. Es waren alle Altersgruppen vertreten, auch Flüchtlinge waren da. Glissnik: "Ein herrlich buntes Bild."
rg