Ein Sportverein, der nur Gast auf seiner Sportanlage ist? So lässt sich die Situation des Golfclubs Bamberg auf Gut Leimershof beschreiben. Denn die Anlage ...
Ein Sportverein, der nur Gast auf seiner Sportanlage ist? So lässt sich die Situation des Golfclubs Bamberg auf Gut Leimershof beschreiben. Denn die Anlage betreibt der Club nicht selbst, sondern eine Betreiber-KG. Mit der gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Der Vorstand will das nicht länger hinnehmen.
"Wir sind gescheitert", sagte Jürgen Helmes, Präsident des Golfclubs und zog zu Beginn der Jahreshauptversammlung ein düsteres Fazit seiner zweijährigen Amtsperiode. Das neue Vorstandsteam sei damals angetreten, um etwas zu verändern. "Vieles, was wir uns vorgenommen haben, wurde nicht erreicht", gesteht Helmes.
Zielgruppe der Zukunft verloren
Mehrfach wurde von einigen der 125 anwesenden Mitglieder der Zustand des Platzes angesprochen - im vergangenen Jahr hatten ein Pilzbefall sowie die anhaltende Dürreperiode für Schwierigkeiten gesorgt.
Dass das aber nicht das Hauptthema ist, wurde schnell klar. Vielmehr leide der Golfsport insgesamt - nicht nur in Bamberg, auch Clubs in der Region würden sinkende Mitgliederzahlen verzeichnen. Und so ist auch in Leimershof die Lage dramatisch: Waren es vor knapp zehn Jahren 744 Mitglieder, standen zum Ende des Jahres 2015 gerade noch 401 in den Büchern. Alleine 94 Austritte musste der Club zum Jahreswechsel verzeichnen, viele Mitglieder waren noch "im besten Golfalter", wie Helmes meinte, 30 von ihnen sogar unter 30. "Wir verlieren hier eine Zielgruppe, die ihre Zukunft im Club eigentlich noch vor sich hätte." Der Mitgliederschwund bringe auch sinkende Einnahmen mit sich, was sich insbesondere auf die Betreiber-KG auswirke.
Denn die zieht von den Mitgliedern eine jährliche Nutzungsgebühr ein, die sowohl für die Platzpflege als auch für die Personalausgaben - vom Manager über das Sekretariat bis hin zum Greenkeeper - verwendet wird.
So wären dringend Änderungen bei der Gebührenordnung fällig, um zu attraktiven Preisen neue Mitglieder zu gewinnen.
Keine gute Zusammenarbeit
Sämtliche Hinweise an die Betreiber-KG seien bislang ignoriert worden. Helmes ging sogar soweit, dass mit dem Geschäftsführer der KG eigentlich nicht mehr zu reden sei. Er blickte auch ein paar Jahre zurück: "Ohne die Unzufriedenheit von ehemaligen Mitgliedern des Golfclubs Bamberg gäbe es den Golfclub Haßberge gar nicht." Dieser war vor rund 15 Jahren gegründet worden - die Gräben zwischen Club und Betreiber-KG entstanden somit nicht in der jüngeren Vergangenheit. Dass die Mitgliederentwicklung schädlich für die KG ist, bestätigte Ulf Schmitt, einer der Kommanditisten. Aktuell sei der Fortbestand nicht gefährdet.
Er empfahl, dem amtierenden Clubmanager Holger Peschke eine Chance zu geben.
Kooperationen für Nachwuchs
Helmes erklärte sich nicht bereit, sich erneut zur Wahl zu stellen, er bleibt kommissarisch im Amt. Helmes informierte die Mitglieder, dass bei ausbleibenden Verbesserungen durch die KG im Herbst eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden müsse.
Neben der Diskussion über den Fortbestand des Vereins wurden die weiteren Themen der Versammlung etwas in den Hintergrund gedrängt. Kurt Schneider berichtete als kommissarischer Sportwart über die Mannschaftsergebnisse der vergangenen Saison.
Im Club aktiv sind zurzeit 21 Jugendliche sowie acht Kinder unter zwölf Jahren. Als Kooperationspartner arbeitet der Verein mit der Schule in Breitengüßbach zusammen. Außerdem gibt es eine Kooperation mit dem Golfclub Hauptsmoorwald - die Jugendlichen trainieren zusammen.
Johannes Michel