"Ein komplexes Thema wurde vielseitig beleuchtet", stellte ein Zuhörer unter dankbarem Beifall von rund 120 Betroffenen, Angehörigen und Interessierten am Ende einer Veranstaltung im vollbesetzten Ver...
"Ein komplexes Thema wurde vielseitig beleuchtet", stellte ein Zuhörer unter dankbarem Beifall von rund 120 Betroffenen, Angehörigen und Interessierten am Ende einer Veranstaltung im vollbesetzten Veranstaltungsraum der Helios-Frankenwaldklinik fest. Vier Experten zeigten auf, wie Krebsbehandlungen individuell unterstützt werden können.
Die Deutsche Krebsgesellschaft sehe in der Komplementärmedizin Methoden, die ergänzend zur konventionellen Medizin eingesetzt werden und unerwünschte Nebenwirkungen von Verfahren wie Strahlen- und Chemotherapie lindern könnten, sagte das Vorstandsmitglied des Tumorzentrums Oberfranken, Dr. Peter Anhut. Viele Patienten wollen die verbleibende Lebenszeit in guter Lebensqualität erleben. Darum gehe es bei begleitenden Maßnahmen. "Wenn es gut läuft, haben Sie zumindest kein Erbrechen." Auch könne die Bildung körpereigener Abwehrzellen angeregt werden. Viele Patienten haben bei Krebserkrankungen Müdigkeit, Abgeschlagenheit und verminderte Leistung. Der Schulmediziner checkt behandelbare Ursachen von Blutarmut über Schilddrüsenunterfunktion bis zu Depression.
Mistel stärkt die Killerzellen
Der Facharzt für ärztliche Naturheilverfahren, spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin, Dr. Hermann von Hoesslin, zeigte die enorme Vielfalt des nutzbringenden Einsatzes von Naturheilverfahren und Pflanzenprodukten auf. Sie seien kein Ersatz für die Onkologie, aber eine gute Ergänzung, von welcher der Patient stark profitieren könne. Eine Misteltherapie könne Tumorkillerzellen stärken und helfe gegen Schwäche und Müdigkeit. Der Curcumawurzelstock sei gerade bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gut einsetzbar. Die Stachelannone soll bei Brustkrebs wirksam sein. Vitamin B 17 aus Aprikosenkernen (Blausäure) blockiere den Stoffwechsel von Krebszellen stärker als den von gesunden Zellen, gelte allerdings offiziell als bedenkliche Arzneirezeptur. Homöopathie leiste oft bei der Symptombeherrschung wie Übelkeit viel. Cannabis sei krampflösend, appetitanregend und stimmungsaufhellend. Cannabiniode hülfen bei schwerwiegenden Symptomen als zusätzliche Therapie, nicht als alleinige. Hautschäden nach Strahlentherapie könnten mit grünem Tee betupft oder Aloe Vera Gel behandelt werden.
Die Kneipp-Therapie findet er als Kneipparzt spannend, weil sie für Jedermann mit wenig Mitteln anzuwenden ist. Bei Fieber, Bauch- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Angst könne sie helfen.
Wenn unsere Körperzellen fließen, werden die Selbstheilungskräfte aktiviert, untermauerte der Entspannungspädagoge Gottfried Ströhlein, der als ehemaliger Krebspatient aus eigener Erfahrung sprach. Letztlich seien es Banalitäten, die sehr viel zur Aktivierung von Selbstheilungskräften beitrügen. Krankheit sei die Chance, etwas Wesentliches in unser Bewusstsein treten zu lassen, das wir noch brauchen. Ströhlein erklärte Bausteine, die viel bewirken wie Lächeln, geistig fit bleiben, meditieren und Leibesübungen sowie Gespräche und Glaube.
Die Psychoonkologin Bettina Prechtl von der Bayerischen Krebsgesellschaft räumte mit der lange unterstellten typischen Krebspersönlichkeit auf. "Wir sind nicht durch unser Verhalten für eine Krebserkrankung verantwortlich." Kampf gegen Krebs sei keine Frage der inneren Einstellung. "Es interessiert den Tumor nicht, ob ich depressiv bin."