Wegen des Coronavirus bleiben Wartezimmer der Hausärzte momentan leerer als gewohnt - doch die Mediziner rechnen nach der Pandemie mit einem Ansturm auf die Praxen.
Josef Hofbauer UO17.1. So lautet der ärztliche Code, wenn bei einem Patienten das Coronavirus festgestellt wurde. Von den behandlungsbedürftigen Personen, die in den letzten Wochen den Rat des Weilersbacher Hausarztes Detlev Hollatz einholten, wurde diese Diagnose drei Mal gestellt. Mit schwerem Verlauf, denn alle drei mussten ins Forchheimer Klinikum eingeliefert werden. "Aber sie waren nicht hier in der Praxis", erklärt der Mediziner, der eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat.
In der Forchheimer Praxis von Ingrid und Hubert Oltsch gab es bislang noch keinen Patienten, der am Coronavirus erkrankte. Auch das Ärzte-Ehepaar zeigt sich umsichtig, was die Beziehung zu ihren Patienten betrifft. "In unseren Wartezimmern sitzt immer nur eine Person", erklärt Ingrid Oltsch. Begleitpersonen dürfen die Praxisräume nur betreten, wenn es unbedingt notwendig ist.
Auf Distanz
Am Anfang markierten rot-weiße Flatterbänder den notwendigen Abstand zu den Sprechstundenhilfen. Mittlerweile wurden sie durch schwarz gelbe Klebebänder auf dem Fußboden ersetzt. Zum Schutz der Arzthelferinnen wurde eine Plexiglas-Trennscheibe installiert, eine Einrichtung die die Mediziner auf Dauer beibehalten wollten. "Das ist sinnvoll und hat sich bewährt", erklärt Ingrid Oltsch, deren Patienten bereits an der Eingangstür darauf hingewiesen werden, bei grippeähnlichen Anzeichen die Praxis bitte nicht zu betreten, sondern den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Rufnummer 116 117 anzurufen.
Prinzipiell verdächtig
"Jeder mit Erkältungssymptomen ist prinzipiell verdächtig, am Coronavirus erkrankt zu sein", steht an der Eingangstüre zur Praxis der Doktoren Hollatz und Breit. Dort muss der Ratsuchende erst läuten und sein Anliegen vorbringen. Am Eingang zur Praxis ein weiterer Hinweis: "Wir sind nicht unhöflich, sondern umsichtig. Für Ihre und unsere Gesundheit verzichten wir auf das Händeschütteln, dafür schenken wir Ihnen ein Lächeln", steht da.
Eine Maßnahme, die bei Detlev Hollatz bereits seit drei Jahren praktiziert wird. Er setzt auf Prävention. Jede Stunde werden die Türklinken desinfiziert und sowohl Patienten, als auch Arzt tragen Schutzmasken. "Wenn ich einen Patienten untersuche, beispielsweise beim Ultraschall, muss ich an den Menschen heran. Da geht nichts mehr mit sozialer Distanz". Umso wichtiger sind Vorsichtsmaßnahmen wie Schutzmasken, die einen Mund- und Nasenschutz gewährleisten. Doch die sind teuer. So freute sich Hollatz, als ihm ein Patient 15 solcher Schutzmasken vorbeibrachte. "Ihr braucht sie notwendiger als ich", hatte der Spender nur gemeint.
200 Masken angekündigt
Für diese Woche habe das Landratsamt wenigstens 200 Stück der "chirurgischen Masken" mit Mund- und Nasenschutz in Aussicht gestellt. "Ich hoffe, dass ich damit die nächsten vier, fünf Wochen über die Runden komme", so Hollatz. Das Problem: Währen die saisonale Influenza-Welle deutlich am Abklingen sei, gebe es keine zuverlässigen Aussagen über die Verbreitung von Covid 19. "Um auf der sicheren Seite zu sein, bräuchten wir Reihen-Schnelltests", fordert Hollatz. Doch die stünden in einer aussagekräftigen Qualität (noch) nicht zur Verfügung. "Die sind viel zu unsicher", findet Detlev Hollatz.
Deshalb setzt der Weilersbacher Mediziner auf die Universitätsklinik Erlangen, wo nach Impfstoffen geforscht wird. Aus dem Serum von Patienten, die Covid-19 überstanden hätten, würden Antikörper herausgefiltert und als Impfstoff aufbereitet. Doch auch hier bleibt Hollatz skeptisch. "Niemand weiß, wie lange Patienten, die Corona überstanden haben, dagegen immun sind".