Unterricht per Video-Schalte

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Pia Jäger im Videochat mit ihrer Lehrerin Frau Schneider und der Klasse. Sie korrigiert dabei ihre Hausaufgaben. Foto: Iris Amon-Jäger
Pia Jäger im Videochat mit ihrer Lehrerin Frau Schneider und der Klasse. Sie korrigiert dabei ihre Hausaufgaben.  Foto: Iris Amon-Jäger
Im virtuellen Klassenzimmer kann Siegfried Reck seinen Schülern auch ohne direkten Kontakt viel erklären. Foto: Screenshot Reck
Im virtuellen Klassenzimmer kann Siegfried Reck seinen Schülern auch ohne direkten Kontakt viel erklären.  Foto: Screenshot Reck
 

Das Gymnasium Fränkische Schweiz hat nun eine eigene Plattform, um mit den Schülern per Video zu konferieren. Bei den Jugendlichen kommt das gut an.

"Sitzen Sie vor einem Computer? Ja, dann geben Sie mir mal Ihre E-Mail-Adresse." Nach wenigen Sekunden ertönt ein leises "Ping", eine E-Mail des Leiters des Gymnasiums Fränkische Schweiz, Siegfried Reck, ist eingegangen. Darin enthalten: Ein Link, der zu einer Videokonferenz führt.

"Ich dachte, so kann ich Ihnen einfacher zeigen, wie das Homeschooling bei uns funktioniert", sagt Reck und öffnet auf dem Bildschirm ein Arbeitsblatt. "In diesem Programm kann ich auch Dinge einkreisen oder hervorheben, sodass die Schüler direkt sehen, wovon ich spreche", erklärter weiter.

Diese neue Plattform soll das Homeschooling am Gymnasium Fränkische Schweiz unterstützen. Die Videoanrufe sind ein Instrument, um zum Beispiel Probleme zu besprechen oder Nachfragen besser beantworten zu können. Grundsätzlich werden die Schüler aber auch weiterhin ihre Arbeitsaufträge per E-Mail erhalten.

"Es hat mir sehr gut gefallen, dass wir nun Videounterricht haben", sagt Pia. Die 12-Jährige geht in die 6. Klasse des Gymnasiums Fränkische Schweiz und hatte mit ihrer Mathe-Lehrerin bereits zwei Video-Sitzungen. "Besonders schön fand ich, dass man die Mitschüler wieder gesehen hat." Denn die Platt form ist keine Einbahnstraße, bei der die Schüler ausschließlich die Lehrer sehen, sondern sind selbst im Bild zu sehen. Also eine Art virtuelles Klassenzimmer .

Schwierige Situation gut meistern

Einfach sei die ganze Situation weder für die Kinder, noch für die Eltern, weiß auch Pias Mutter, Iris Amon-Jäger. Als bekannt wurde, dass die Schule geschlossen bleibt, hatte sie direkt der Schule ihre Hilfe angeboten. "Ich dachte, man braucht vielleicht Freiwillige, mit denen etwas getestet werden kann." Da sie überzeugt davon sei, dass man aus der Situation das beste machen müsse, wollte sie sich deshalb aktiv einbringen.

Für ihre Familie hat die Mutter zweier Schulkinder dafür einen genauen Plan festgelegt. "Wir stehen um acht Uhr auf, frühstücken dann und ab neun geht jeder in sein Zimmer und macht seine Aufgaben", erzählt Pia. Das funktioniere eigentlich ganz gut, vor allem, weil ihre Mama bei Fragen zu Hause sei.

Für Iris Amon-Jäger geht die Arbeit allerdings meist schon vor dem Aufstehen der Kinder los. "Es ist natürlich anstrengend, denn meine Arbeit muss ja auch gemacht werden", sagt sie, "und wenn dann eine Frage kommt wie zum Beispiel ,was sind Hektoliter' und ich in Gedanken in meine Arbeit vertieft bin, dann muss ich das eine im Kopf ausschalten und mich auf das andere konzentrieren."

Daher erstellt die Familie vorab immer einen Plan, auf dem steht, wer wann was erledigen muss, wann eine Telefonkonferenz stattfindet und wann gemeinsam gegessen wird. "Wir versuchen die Struktur beizubehalten", sagt Jäger-Amon.

Rückfragen nun leichter möglich

Für Pia bringt die neue Art der Video-Telefonie auf jeden Fall viele Vorteile mit. "Wir sprechen die Hausaufgaben durch und man kann auch gut Fragen stellen", sagt sie und hofft, dass bald auch Fremdsprachen über die Plattform unterrichtet werden. Denn gerade, wenn es um Aussprache gehe, sei es wichtig, dass man die Lehrer höre und auch üben könne. Bald soll es auch eine Videokonferenz mit der Deutsch- und Englischlehrerin geben. "Wir Schüler haben ja jetzt schon Übung darin und sie noch nicht so viel", sagt Pia. So können die Schüler als Multiplikatoren dienen und auch mal ihren Lehrern helfen. "Ich freue mich, dass das Gymnasium diesen Weg geht", sagt Pias Mutter.

Schulleiter Reck ist überzeugt davon, dass die Akzeptanz bei den Schülern und Eltern sehr hoch sei. Da die Plattform auch über eine Smartphone-App genutzt werden kann. "Wir hoffen damit, dass jeder Schüler an den Videokonferenzen teilnehmen kann, auch wenn mehrere Kinder in einem Haushalt leben", sagt Reck. Auch wenn die Konferenzen auf einem Computer oder Laptop natürlich komfortabler seien, habe nicht jede Familie die Möglichkeit, einen Laptop pro Kind zur Verfügung zu stellen. Mit der App-Lösung habe man so den Zugang für nahezu alle Schüler ermöglicht. "Ein ganz anderes Problem ist die Internetverbindung", weiß Reck allerdings aus Erfahrung, "es gibt zum Beispiel Ort in unserem Einzugsgebiet, dort gibt es kein schnelles Glasfaser-Internet." In der aktuellen Lage sehe man so nun Schwachstellen, die einem vorher als Lehrkraft nicht so bewusst gewesen seien.

Technische Schwierigkeiten

Um das Homeschooling noch weiter voran zu bringen, sei nun die Aufgabe, das Programm zu verbreiten und zu prüfen, was für Eltern und Schüler noch gemacht werden könne, bis irgendwann wieder Normalität in der Schule einkehre.

Eine Art Doppelbelastung hätten die Lehrer momentan, erklärt Reck. Sie unterrichten nicht nur wieder in den Klassenzimmern, sondern eben auch virtuell. "Ein Arbeitsblatt per Mail zu verschicken, dann virtuell wieder einzusammeln und zu korrigieren ist für einen Kollegen viel aufwendiger", weiß Reck, "ich schätze so das fünf- bis zehnfache an Zeit pro Arbeitsblatt." Die Arbeit zahlt sich allerdings aus.

"Es ist natürlich schwerer, weil man sich selbst motivieren muss", gesteht Pia, "aber für uns als Schüler ist der Aufwand ähnlich wie wenn wir in die Schule gehen." Trotzdem hofft die Schülerin, dass bald wieder Alltag einkehrt. "Ich würde mich freuen, wenn ich bald meine Freundinnen wieder sehen könnte."